Eine der schönsten Zeichnungen in dieser Ausstellung - vielleicht sogar eine der schönsten überhaupt von Rembrandt - trägt den Titel "Saskia im Bett". Mit Feder und brauner Tusche zeichnete Rembrandt da den Raum, in dem seine Frau Saskia das Bett hütete. Während Saskia im Hintergrund hinter schweren Vorhängen im Dunkeln ruht, sitzt vor dem Bett in hellem Licht ein Dienstmädchen.
"Das ist so schön ausgeführt!" schwärmt Peter Schatborn, der Kurator der Ausstellung: "Eine der wenigen ganz ausführlichen Zeichnungen, wo er erst mit der Feder, dann mit Lavierung die Schatten und Licht und Dunkel – das ist natürlich typisch Rembrandt: Licht und Dunkel – sehr effektiv diesen Raum im Licht und Dunkel gezeichnet hat."
Die Ausstellung im Niederländischen Kulturinstitut in Paris zeigt an die hundert Zeichnungen aus der Frits Lugt Collection – Werke von Rembrandt, seinen Schülern und Zeitgenossen. Präsentiert werden sie in alten Rahmen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, die Frits Lugt ebenfalls sammelte und die jetzt eigens für die Ausstellung restauriert wurden. Diese meist aufwendig dekorierten Bilderrahmen sind schon Kunstwerke für sich. Manche sind mit Schildplatt, Elfenbein oder Halbedelsteinen verziert, andere vergoldet oder schlicht und edel aus schwarzem Ebenholz – ein würdiger, fast schon feierlicher Rahmen für die kostbaren lichtempfindlichen Blätter. Die 20 gezeigten Rembrandt-Zeichnungen sind längst nicht alle so ausgearbeitete Bilder wie die Zeichnung von "Saskia im Bett". Viele Skizzen sind darunter, kleine Studien auf denen meist Frauen bei ihren häuslichen Tätigkeiten zu sehen sind. Sie kämmen sich die Haare, sitzen am Fenster oder bringen einem Kleinkind das Laufen bei. Doch gerade auf diesen flüchtigen Skizzen ist es faszinierend zu sehen, wie Rembrandt da mit ganz sparsam gesetzten Linien oder Punkten nicht nur Körper plastisch werden lässt, sondern auch Stimmungen beschreibt: Ein begnadeter Zeichner, der keine Farbe braucht, um Licht und Raum darzustellen. Rembrandts Zeichnungen dienten meistens nicht der Vorbereitung von Gemälden, sie bildeten vielmehr einen großen Bildideen-Fundus für Rembrandts Werkstatt.
"Die Zeichnungen sind vor allem Material für Schüler. Die Zeichnungen waren natürlich auch immer Übung. Denn wenn man oft eine Sache zeichnet – Frauen oder Kinder – dann kann man das nachher auch auswendig machen. Dann braucht man kein Modell mehr. Aber er hat selber auch eine Riesensammlung gehabt für seine Schüler. Die haben ihm nachgezeichnet, Kopien gemacht und seinen Stil nachgeahmt."
Insgesamt sollen um die 50 Schüler bei Rembrandt gelernt und gearbeitet haben. Frits Lugt sammelte ihre Arbeiten parallel zu den Werken des Meisters. Auch für einen Kenner wie Lugt war es aber nicht immer ganz einfach zu bestimmen, welche Blätter von welcher Künstlerhand stammen. Peter Schatborn, der früher das Kupferstichkabinett im Amsterdamer Rijksmuseum leitete, hat die Sammlung in den vergangenen zehn Jahren intensiv erforscht und einen kritischen Katalog erstellt, der jetzt zur Ausstellung erschienen ist.
"Von diesen 165 Zeichnungen, die ich beschrieben habe, haben 25 eine neue Zuschreibung bekommen. Nicht alle Zuschreibungen sind 100 Prozent sicher, aber doch ein Hinweis, dass sie einen Namen haben. Und ich denke, dass Lugt das auch schön gefunden hätte, dass man die Zeichnungen nicht mehr als "anonym" bezeichnet, sondern dass die einen Namen haben."
Den Neuzuschreibungen, die in der Fachwelt möglicherweise noch Diskussionen auslösen werden, ist in der Ausstellung ein eigener Raum gewidmet. Da ist zum Beispiel eine Zeichnung, die - früher anonym - jetzt Carel Fabritius, einem der bedeutendsten Künstler aus dem Rembrandtkreis zugeschrieben wird, oder Werke von Constantijn van Renesse, vom dem eine Landschaftszeichnung stammt, die lange als Rembrandt-Werk galt. Doch, so Peter Schatborn, das Bild ist
"zu rembrandtesk. Das machen die oft. Zu übertrieben alles und zu stark durchgearbeitet. Rembrandt macht das natürlich auch, aber hier wirkt das nicht so gut. Und diese breiten Striche in den Bäumen sind auch etwas schwierig. Aber die Zeichnung bleibt ähnlich. Man kann sie mit guten Rembrandt-Zeichnungen vergleichen, die ganz viel feiner und subtiler sind."
Und dazu bietet die Ausstellung im Niederländischen Kulturinstitut in Paris jetzt die seltene Gelegenheit – bis Anfang Oktober. Dann werden die lichtempfindlichen Blätter wieder in den Magazinen und Schubladen der Lugt Collection verschwinden.
"Rembrandt and his circle" – Zeichnungen in der Sammlung Frits Lugt
Ausstellung im Niederländischen Kulturinstitut Paris, 30.6. – 02.10.11
"Das ist so schön ausgeführt!" schwärmt Peter Schatborn, der Kurator der Ausstellung: "Eine der wenigen ganz ausführlichen Zeichnungen, wo er erst mit der Feder, dann mit Lavierung die Schatten und Licht und Dunkel – das ist natürlich typisch Rembrandt: Licht und Dunkel – sehr effektiv diesen Raum im Licht und Dunkel gezeichnet hat."
Die Ausstellung im Niederländischen Kulturinstitut in Paris zeigt an die hundert Zeichnungen aus der Frits Lugt Collection – Werke von Rembrandt, seinen Schülern und Zeitgenossen. Präsentiert werden sie in alten Rahmen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, die Frits Lugt ebenfalls sammelte und die jetzt eigens für die Ausstellung restauriert wurden. Diese meist aufwendig dekorierten Bilderrahmen sind schon Kunstwerke für sich. Manche sind mit Schildplatt, Elfenbein oder Halbedelsteinen verziert, andere vergoldet oder schlicht und edel aus schwarzem Ebenholz – ein würdiger, fast schon feierlicher Rahmen für die kostbaren lichtempfindlichen Blätter. Die 20 gezeigten Rembrandt-Zeichnungen sind längst nicht alle so ausgearbeitete Bilder wie die Zeichnung von "Saskia im Bett". Viele Skizzen sind darunter, kleine Studien auf denen meist Frauen bei ihren häuslichen Tätigkeiten zu sehen sind. Sie kämmen sich die Haare, sitzen am Fenster oder bringen einem Kleinkind das Laufen bei. Doch gerade auf diesen flüchtigen Skizzen ist es faszinierend zu sehen, wie Rembrandt da mit ganz sparsam gesetzten Linien oder Punkten nicht nur Körper plastisch werden lässt, sondern auch Stimmungen beschreibt: Ein begnadeter Zeichner, der keine Farbe braucht, um Licht und Raum darzustellen. Rembrandts Zeichnungen dienten meistens nicht der Vorbereitung von Gemälden, sie bildeten vielmehr einen großen Bildideen-Fundus für Rembrandts Werkstatt.
"Die Zeichnungen sind vor allem Material für Schüler. Die Zeichnungen waren natürlich auch immer Übung. Denn wenn man oft eine Sache zeichnet – Frauen oder Kinder – dann kann man das nachher auch auswendig machen. Dann braucht man kein Modell mehr. Aber er hat selber auch eine Riesensammlung gehabt für seine Schüler. Die haben ihm nachgezeichnet, Kopien gemacht und seinen Stil nachgeahmt."
Insgesamt sollen um die 50 Schüler bei Rembrandt gelernt und gearbeitet haben. Frits Lugt sammelte ihre Arbeiten parallel zu den Werken des Meisters. Auch für einen Kenner wie Lugt war es aber nicht immer ganz einfach zu bestimmen, welche Blätter von welcher Künstlerhand stammen. Peter Schatborn, der früher das Kupferstichkabinett im Amsterdamer Rijksmuseum leitete, hat die Sammlung in den vergangenen zehn Jahren intensiv erforscht und einen kritischen Katalog erstellt, der jetzt zur Ausstellung erschienen ist.
"Von diesen 165 Zeichnungen, die ich beschrieben habe, haben 25 eine neue Zuschreibung bekommen. Nicht alle Zuschreibungen sind 100 Prozent sicher, aber doch ein Hinweis, dass sie einen Namen haben. Und ich denke, dass Lugt das auch schön gefunden hätte, dass man die Zeichnungen nicht mehr als "anonym" bezeichnet, sondern dass die einen Namen haben."
Den Neuzuschreibungen, die in der Fachwelt möglicherweise noch Diskussionen auslösen werden, ist in der Ausstellung ein eigener Raum gewidmet. Da ist zum Beispiel eine Zeichnung, die - früher anonym - jetzt Carel Fabritius, einem der bedeutendsten Künstler aus dem Rembrandtkreis zugeschrieben wird, oder Werke von Constantijn van Renesse, vom dem eine Landschaftszeichnung stammt, die lange als Rembrandt-Werk galt. Doch, so Peter Schatborn, das Bild ist
"zu rembrandtesk. Das machen die oft. Zu übertrieben alles und zu stark durchgearbeitet. Rembrandt macht das natürlich auch, aber hier wirkt das nicht so gut. Und diese breiten Striche in den Bäumen sind auch etwas schwierig. Aber die Zeichnung bleibt ähnlich. Man kann sie mit guten Rembrandt-Zeichnungen vergleichen, die ganz viel feiner und subtiler sind."
Und dazu bietet die Ausstellung im Niederländischen Kulturinstitut in Paris jetzt die seltene Gelegenheit – bis Anfang Oktober. Dann werden die lichtempfindlichen Blätter wieder in den Magazinen und Schubladen der Lugt Collection verschwinden.
"Rembrandt and his circle" – Zeichnungen in der Sammlung Frits Lugt
Ausstellung im Niederländischen Kulturinstitut Paris, 30.6. – 02.10.11