Benjamin Bests Recherchen für seinen Film "Dirty Games" führten ihn unter anderem nach Nepal, wo er ehemalige Gastarbeiter für die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar 2022 traf. 4.000 Gastarbeiter werden nach Schätzungen sterben, bis der erste Ball rollt, so Best. Zwei Brüder hätten ihm berichtet, dass sie wie Sklaven behandelt worden seien - sie seien zu geringfügig oder gar nicht bezahlt worden. Als einer der beiden die Arbeit verweigern wollte, wurde ihm mit Gefängnis gedroht.
Als während Bests Zeit in Nepal ein toter Gastarbeiter im Sarg aus Katar am Flughafen in Kathmandu in Empfang genommen und anschließend nach traditionellem Brauch verbrannt wurde, erlebte Best "mit Sicherheit die emotionalste Szene und den emotionalsten Moment" der Reise.
"Diese Zustände - das alles für eine Fußball-Weltmeisterschaft, das steht in meinen Augen in überhaupt keinem Verhältnis", so Best.
Türkei: enge Verbindung zwischen Fußball und Politik
In der Türkei traf Best unter schwierigen Bedingungen einen kritischen Journalisten, der von sich sagte, er würde jederzeit "mit einem Fuß im Gefängnis und mit dem anderen im Sarg" stehen. Protagonisten, die sich gegen Spielmanipulationen wehren, wollten später nicht mehr im Film vorkommen, weil sie Angst vor Repressalien bekommen hätten. Das zeige, wie eng die Verbindung von Fußball und Politik in der Türkei sei. Auch Präsident Erdogan als glühender Anhänger des betroffenen Vereins Fenerbahce habe sich damals in die Sache eingemischt.
Auf der anderen Seite sei der Fan, der all das bezahlt, der in die Stadien gehe, vor dem Fernseher sitze - "in der Annahme, dass alles sauber abläuft und dem in fast allen Profisportarten ein Theaterstück vorgespielt wird."
So gehe es Best inzwischen auch. Er versuche, ein wenig Fansein zu bewahren. Doch das sei schwierig, wenn man "gerade so einen Film gemacht hat und in die Abgründe des Sports geschaut hat".
Fan muss eigene Macht nutzen
Der Zuschauer habe die Möglichkeit zu sagen: bis hierhin und nicht weiter. Auch das sei Teil des Films: Beim Fanprojekt "FC United of Manchester" hätten Fans entschieden, die Entwicklung der Liga nicht weitertragen zu wollen. Deshalb hätten sie ihren eigenen Verein gegründet, beschreibt Best.
Der Film habe "nach hinten raus die Botschaft": Die Fans seien diejenigen, die sehr viel mehr Macht haben, die nicht mehr die Fernseher einschalten müssen, nicht mehr in die Stadien gehen müssen. Das sei schwierig, weil viele den Sport als Unterhaltung sehen. "Aber das ist eine der zentralen Botschaften."
Das vollständige Gespräch mit Benjamin Best können Sie als Audio-on-Demand hören.
"Dirty Games" startet im Juni in deutschen Kinos.