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Film "The Secrets of Karbalaa"
Marionetten auf Kreuzzügen

Der ägyptische Künstler Wael Shawky erzählt in seinem Film "The Secrets of Karbalaa" die Geschichte der Kreuzzüge aus arabischer Sicht. Bei ihm sind aber die Strippenzieher dieser Zeit, Kaiser und Sultan, selbst nur Marionetten aus Glas: Ein interessanter Perspektivwechsel in mehrfacher Hinsicht.

Von Christiane Enkeler |
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    Eine Marionette aus einem Marionettenspiel des Künstlers Wael Shawky. (picture alliance / dpa / Matthias Balk)
    Es ist fast wie eine Szene aus "Das Leben des Brian". Nur dass statt drei Gekreuzigten hier sieben im Takt schwingen und dass der Sänger, wahrscheinlich, nicht von der "hellen Seite des Lebens" singt.
    Es gab ihn wirklich, er war ein Dichter im 12. Jahrhundert, und er gehörte einer Verschwörung gegen Sultan Saladin an, die entdeckt wurde. Der ägyptische Künstler Wael Shawky hat Teile aus den Texten des Dichters genutzt, um dieses Lied für seinen Film zu schreiben. Der Film "The Secrets of Karbalaa" ist der dritte Teil einer Serie, in der er die Kreuzzüge aus arabischer Sicht erzählt: "Cabaret Crusades".
    Der Hauptunterschied aber ist: Die Darsteller sind aus Glas. Es sind etwa kniehohe Marionetten, deren Köpfe man mit der Hand umschließen könnte. Aber viele haben große Tropfennasen oder ihre Gesichter sind höchst fragil mit beweglichen Unterkiefern und kleinen Zähnchen, mit klappenden Augendeckeln oder Kopfschmuck. Manche Marionetten tragen Kinder auf dem Arm, die sie bewegen. Zweibeinige Kamele stapfen mit ihren Glaspfoten durch die Wüste. Eine Köpfung wirkt fast niedlich. Als der neue Herrscher von Kairo die Leiche des alten von Hunden fressen lässt, schmunzelt das Publikum angesichts der durchsichtigen Hundekörper, die mit spitzen Zähnchen über einer "Blut"-Lache hin- und herwackeln. Diese Puppenspiele sind seltsam schön und vielschichtig, pittoresk und grausam zugleich.
    Viele der Marionetten haben afrikanische Vorbilder
    "Man nimmt eine klassische arabische Vorlage und bringt sie - zum Beispiel - mit historischen europäischen Marionetten zusammen. Die dann wiederum in klassischem Arabisch aus arabischer Sicht die Geschichte der Kreuzfahrer erzählen. Ich denke, solche Verschiebungen lassen uns die Dinge aus verschiedenen Perspektiven sehen. Und analysieren."
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    Der Künstler Wael Shawky am Filmset für sein Marionettenspiel in der Ausstellung «Nach Ägypten! _ Die Reisen von Max Slevogt und Paul Klee» (picture alliance / dpa / Matthias Balk)
    Dem Künstler Wael Shawky geht es um visuelle Verschiebungen: eine klassische arabische Vorlage, wie im ersten Teil zum Beispiel von historischen europäischen Marionetten gespielt, die in klassischem Arabisch aus arabischer Sicht die Kreuzfahrergeschichte erzählen. Wael Shawky sieht die Möglichkeit, so verschiedene Perspektiven einzunehmen. Viele der Glasmarionetten haben afrikanische Vorbilder. Gefertigt wurden sie in Morano bei Venedig. Wobei Venedig eine zwiespältige Rolle im Film spielt, mit doppelten Bündnissen: sowohl nach christlicher wie muslimischer Seite.
    Der Film beginnt mit der Schlacht um Kerbala, die zur Spaltung in Sunniten und Schiiten geführt hat. Und er endet mit dem Kampf zwischen Orthodoxen und Katholiken um Konstantinopel. Dazwischen werden so viele Bündnisse geschlossen, findet so viel Betrug statt, dass sich keine geschlossene Geschichte mehr ergibt, findet der Künstler Wael Shawky, dem die "helle Seite" dann doch wichtig ist.
    "Ich versuche wirklich nicht zu beweisen, dass es da einen Guten und einen Bösen gibt. Das passiert wirklich nicht in dem Film. Ich gehe so mit der Geschichte um, dass man sieht, was für Fehler die Menschen gemacht haben und immer noch machen. Es ist nicht nur dunkel."