Ja, er hat viel getan für seine Präsenz in den Medien. Auch in der einen oder anderen vergurkten TV-Show, wo er sich auch ein wenig zum Affen machte:
"Hi, this is Frank Zappa. I guess you don't have anything better to do tonight. Hah! That's why you are watching 'Take Off'. Hah!"
Viel geredet wird in Thorsten Schüttes Zappa-Doku "Eat That Question".
"Hi, we are talking with Frank Zappa."
Besser: Viel redet er, der mit den langen Haaren, meist nach hinten zusammengebunden, manchmal auch kurz. Und natürlich dieser fette Bart. Es gibt auch Musik, aber nicht so viel, vor allem geht es um Gedanken, Reflexionen, das Philosophieren über die Musik, das Geschäft und dass wir von den Regierungen dumm gemacht werden. Und da man als Annäherung an einen Menschen keine Schlauberger oder Experten mit Ein-Satz-Statements braucht, hat Thorsten Schütte auf die ganz verzichtet und einen Berg von Fernsehauftritten und Interviews genommen, geschnitten und zusammengefügt.
"Okay, are you rolling? We can start? Let's start. It seems that, äh."
Eben, "es scheint so, als ob".
Frank Zappa: "I am an entertainer."
Frank Zappa übrigens verachtete die Besserwisser, die meinten, ihn zu kennen, aber seine Musik kein bisschen verstanden, diese Typen, die ihn nach ein paar "Rolling Stone"-Artikeln zu kennen meinten.
"The guy that sat on the toilet-seat."
Also, viele Interviews, viele TV-Auftritte und jetzt, quasi als eine große Montage der Künstler in Selbstauskunft. Wer war Frank Zappa? Auf diese Frage dürfen wir uns nach "Eat That Question" dann den eigenen Reim machen. Besser geht's nicht bei einem Künstlerporträt. Keine Sorge, es gibt auch unfassbar durchgeknallte Anekdoten, über den, der sich auf der Kloschüssel fotografieren ließ. Beispielsweise der Auftritt des Bürgerschrecks in der US-Version von "Was bin ich".
"Are you a composer? - Yes. - Oh, do you have a mustache? - Yes. - Are you Frank Zappa? - Yes."
Zappa, der sich den bürgerlichen Normen verweigerte
Aber dieser Aspekt der - Scusi - Medienhure Frank Zappa gehört zum Bild, das sich langsam zusammensetzt in Thorsten Schüttes Film, eben auch dazu. Denn wie sich Zappa den bürgerlichen Normen verweigerte, er wehrte sich auch heftig gegen die Vereinnahmung durch die Gegenkultur. Es gibt Leute, sagte Zappa, die mich für einen politischen Rebellen halten.
"Some people think that I am some sort of political rebel. Isn't it strange the fantasies that people have?"
Was die Leute für komische Fantasien haben. Oder eben Projektionswünsche.
"Hey, that sounds like shit."
Über die Bedeutung eines Musikers in einer Gesellschaft machte Franz Zappa sich ziemlich wenige Illusionen. Musiker, sagte er, werden als Abschaum gesehen.
"So, if you want to be a musican, you have that to realize before you start that nobody really gonna care."
Wer kiffte, flog aus der Band raus
Sollte man sich als angehender Musiker drüber im Klaren sein. Wenn also nun die Mosaikstücke im Kopf zusammensetzt, das Thorsten Schütte in "Frank Zappa - Eat That Question" bleibt, bleibt Zappa einmal dieser musikalische Gesellschaftskritiker mit seinen absurden Texten und diesen dadaistischen Elementen. Aber das alles - und das erstaunt dann in diesem Porträt doch - ist getragen von einer gnadenlosen Disziplin gegen sich und auch die Mitglieder seiner Band.
Drogenkonsum beispielsweise, nichts da. Wer kiffte, flog raus. Weil, was nützt dir ein kiffender Drummer, der vor dem Konzert in den Knast kommt. Und dann gibt es eben neben dem Rockmusiker noch den klassischen Komponisten Zappa, der unter anderem für seinen Film "200 Motels", bei dem er auch Regie führte, mit dem Royal Philharmonic Orchestra zusammenarbeitete. So entsteht mit Thorsten Schüttes Film das komplexe Porträt eines faszinierenden Künstlers, dem wir uns hier annähern dürfen. Mehr geht nicht.
"Kultur soll die Jahrtausende überdauern, nicht die Designer Jeans"
Am Ende sehen wir Frank Zappa in einem der letzten Interviews. Wie wichtig es ihm sei, dass man sich an ihn erinnere, fragte die Interviewerin. Ach, vergiss es, meint Zappa. Schon vom tödlichen Krebs gezeichnet. Ist nicht wichtig.
"Ah, it's not important. - Not important at all? - No. I mean the people who worried about being remembered are the guys like Reagan, Bush. These people want to be remembered. - And for Frank Zappa? - I don't care."
Und dann haut der Komponist, grandiose Gitarrist, Bandleader, dieser nachdenkliche und präzise Analytiker des Zeitgeistes etwas raus, das da steht und stehen bleiben kann: Die Kultur, sagt Frank Zappa, und das Schöne, das eine Gesellschaft hervorbringt, diese Dinge sollten die Jahrtausende überdauern, und nicht die Designer Jeans.