Christoph Schmitz: Jährlich über 70 Millionen Euro stehen der Filmförderungsanstalt zur Verfügung, um, wie der Name schon sagt, Filme zu fördern, deutsche Filme. Und das tut die FFA seit 1968 als Bundesanstalt des öffentlichen Rechts. Ihr Geld bekommt die FFA auch über eine Abgabe von Kinobetreibern und Fernsehanstalten. Der neue Präsident der FFA ist seit einem Monat Bernd Neumann. FM nannten ihn manche, als er noch Kulturstaatsminister war, acht Jahre lang, an der Seite der Kanzlerin. FM wurde er genannt, Filmminister, weil die Förderung des deutschen Films sein besonderes Interesse fand. So gründete er den Deutschen Filmförderfonds, DFFF, mit jährlich ebenfalls über 70 Millionen Euro.
- Bernd Neumann habe ich gefragt: Als Präsident des FFA haben Sie sich nun ganz Ihrer Lieblingskunst verschrieben, dem Film, dem Kinofilm. Welche Pläne haben Sie für die FFA?
Bernd Neumann: Die Pläne für die Zukunft ergeben sich aus den rasanten Veränderungen gerade im Hinblick auf den digitalen Bereich. Wir sind ja gerade jetzt dabei, die Digitalisierung der Kinos vorzunehmen. Alsbald wird es kaum mehr analoge Angebote geben, sodass auch gerade die kleinen Kinos, die wir ja in der Fläche auch erhalten wollen, auf die Digitalisierung angewiesen sind.
Es gibt die große Fragestellung, wie sieht es aus mit den Einnahmen in den nächsten Jahren. Sie wissen, wir partizipieren ja bei den Einnahmen durch die Fernsehanstalten, durch den Videobereich, durch die Kinos und Verleiher. Und hier stehen wir vor der Aufgabe zu überlegen, welche Veränderung hat die Digitalisierung auf diesen Bereich, sodass wir mit Sicherheit auch Veränderungen da vornehmen müssen. Wir denken an neue Zahler, die bisher noch keine Abgabe für die FFA leisten.
Schmitz: Welche sollen das sein?
Neumann: Hier meine ich die Plattformen, die vom Ausland hier nach Deutschland hineinstrahlen.
Schmitz: Filmplattformen?
Neumann: Filmplattformen, die bisher ja keinen Beitrag leisten. Da sind wir in Kontakt mit der Europäischen Union, die dies prüft. Dann geht es um die Telekommunikationsunternehmen, die ja durch die Durchleitung der Angebote auch Geld verdienen. Auch hier wird es den Versuch geben, sie einzubeziehen. Das heißt, bezogen auf die Existenzsicherung der FFA sind diese Fragen von außerordentlicher Bedeutung. Und Existenzsicherung der FFA bedeutet natürlich Filmförderung, denn nur geringfügig werden Summen für die FFA selbst ausgegeben, sondern das meiste geht in die Filmförderung und die wollen wir auch in Zukunft sichern.
Und dann kommen natürlich immer wieder die Fragen, was kann man mehr tun für den deutschen Film, wie können wir den Anteil steigern. Das wollen wir nach wie vor. Er hat ja jetzt doch schon ein Rekordergebnis mit über 26 Prozent, aber das kann es nicht sein. Wir wollen mehr. Wir wollen nach Möglichkeit auch noch mehr gute Filme, die dann in den Kinos gezeigt werden. Aber das sind Forderungen, die immer wieder gestellt werden. Und wir werden uns auch ihnen widmen.
Schmitz: Was halten Sie, Herr Neumann, allgemein von der öffentlichen Filmförderung in Deutschland, unabhängig von der FFA, eine Förderung, die ja sehr vielfältig ist. Es gibt zahlreiche Landesförderungen, Bundesmittel und die Rundfunkanstalten als Koproduzenten. Ist das System so in Ordnung oder ist das zu wirr für die Produzenten, für die Filmkünstler, zu unübersichtlich, zu kleinteilig?
Neumann: Ich glaube, dass das System, so sehr man sich im Grunde alles aus einer Kasse wünscht – das kenne ich -, aber im Hinblick auf den Föderalismus wir doch ein System haben, an dem Bund, Länder und die FFA mit den Eigenbeiträgen der Zahler ihren Beitrag leisten, dass dieses System doch schon für den Film eine Menge bringt. Und Gott sei Dank – und ich will noch mal etwas sagen zur Filmförderung generell: Es ist so, dass eben nicht wie beim Theater ohne Förderung im Grunde kaum ein Film entstehen könnte.
Schmitz: Einen weiteren Punkt möchte ich zum Schluss noch ansprechen, Herr Neumann. Seit geraumer Zeit verhandelt die EU mit den USA über ein neues und umfassendes Freihandelsabkommen. Ein riesiger freier Wirtschaftsraum soll entstehen mit mehr Freiheit für höheres Wachstum und mehr Arbeitsplätze. Die Kultur in Deutschland etwa ist in einigen Bereichen wie beim Buch privilegiert. Welche Chancen, aber auch Risiken bestehen bei diesem Abkommen im Hinblick auf den Film?
Neumann: Was die Kultur angeht, haben wir da klare Prinzipien, die auch noch jüngst abgesichert wurden im Koalitionsvertrag. Zum einen ist der Medienbereich ja ohnehin völlig ausgenommen von den Verhandlungen, insbesondere durch uns, aber durch die Franzosen erreicht. Der audiovisuelle Dienstleistungsbereich gehört nicht zum Verhandlungsmandat. Und was die sonstige prinzipielle Kulturförderung angeht, so sieht das Mandat vor, dass keine Liberalisierungsverpflichtungen in Frage kommen, die das kulturelle System in Deutschland und Europa nicht erhalten. Deswegen bin ich in diesem Punkt – wir reden jetzt nicht über Datenschutz und Ähnliches, das ist ein anderes Thema -, bin ich im Hinblick auf diesen Punkt einigermaßen optimistisch.
Schmitz: FFA-Präsident Bernd Neumann über die Filmförderung in Deutschland.
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