Gut, weder Hape Kerkeling noch Devid Striesow, Darsteller des Hape Kerkeling auf seinem Jakobsweg, können irgendetwas dafür, das dieses hier...
"Also, ich bin dann mal weg."
... umgangssprachlich bei uns inzwischen bei Trappatonis "Ich ´abe fertig" angekommen ist. Aber das erste Bild des Films "Ich bin dann mal weg" macht in seiner Unangemessenheit das ganze Problem des Films deutlich. Wir sehen die sonnendurchwirkte Totale einer Gebirgslandschaft, die man sich in Farbe, Form und Weite vorstellen darf wie in einem Italo-Western. Devid Striesow alias Hape Kerkeling in der Ferne in seiner Pilgerkluft. Aber wieso ein solch monumentales Kinobild als Einstieg bei einem Film, wo es doch um eine innere Einkehr, um die Suche nach Gott, geht?
"Glaubst du überhaupt an Gott? - Ob ich an Gott glaube? Du stellst Fragen."
Die Geschichte, die von Hape Kerkeling, ist weitläufig bekannt.
"Ich kenne mich nur auf der Bühne aus; gar nicht in meinem Leben. Und überhaupt."
Kerkeling begibt sich nach Hörsturz, nach Gallenbalsen-OP und wahrscheinlich einem Burn-Out 2001 auf eine Pilger-reise. Auf dem Jakobsweg über die Pyrenäen von Frankreich nach Spanien nach Santiago de Compostella. Der Klassiker. 2006 erschien sein Reisebericht und verkaufte sich vier Millionen mal. Dass eine Verfilmung kommen musste, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
"Ich will endlich wissen, was dieser Weg mit mir macht. Oder auch nicht."
Das Problem von Julia von Heinz´ Film allerdings besteht darin, dass die Inszenierung keine Bilder für etwas findet, was Hape Kerkeling leicht, anekdotenhaft wie selbstironisch, aber doch ernsthaft beschreibt als spirituelle Sinnsuche, der nach Gott. Was sich also bei dieser äußeren Reise im Inneren abspielt, dafür hat dieser Film nichts zu bieten. Wie auch? Es sei denn, man fände eine andere Ästhetik als die hier, die des konventionellen Er-zählens. Doch in "Ich bin dann mal weg" hier gibt nur den geschwätzigen Off-Text, der uns das erzählt, was wir nicht sehen. Und für die 800 Kilometer lange Wanderung eines übergewichtigen Mannes, der die Reise mit dem pragmatischen Statement beginnt.
"Eine Couch-Potato geht auf Wanderschaft."
Nicht einmal für diese Tortur - denn was sollte es sonst sein, körperlich, am Anfang? - bietet der Film mehr eine Blase am Fuß. Mehr Qual gibt´s nicht. Und dieser Filmausschnitt hier...
"Nichts hoffen, nichts befürchten, nichts erwarten, ist das der Schlüssel zum Glück?"
... dieser Ausschnitt gibt eine akustische Vorstellung vom ganzen Film: pure Geschwätzigkeit. Und zwar eine, die mit diesem süßlichen Soundtrack quälend wird. Was im Buch noch funktionierte, weil da eben nicht einer noch Gitarre oder Piano spielte, scheitert in der filmischen Bebilderung auf ganzer Linie. "Ich bin dann mal weg" versucht von etwas zu erzählen, von der Sinnsuche.
"Dieser Weg ist ein Weg der Erleuchtung. Aber eine Erleuchtungsgarantie gibt es nicht."
Aber die Sinnsuche verschwindet in purer Gefälligkeit. Gottsuche für´s Massenpublikum, schön konsumierbar und bitte nicht zu tief gehend, aber in jedem Fall aber rühr-selig.
"Sag jetzt bitte nicht, 'Der Weg ist das Ziel.' - Ich glaube, auf dem Camino hat jeder sein eigenes Ziel. Und ich glaube, man kann nicht vorher wissen, wo man da ankommt."
Devid Striesow spielt gut, hat aber gegen die Ideenlosigkeit der Inszenierung keine Chance. Gleiches gilt für Karoline Schuch als Mitpilgerin und Martina Gedeck als Mutter auf dem Camino, die im Jahr zuvor ihre Tochter verloren hat. Martina Gedeck gibt in ihren wenigen Szenen dem Film eine Tiefe, die man "Ich bin dann mal weg" in Gänze gewünscht hätte.
"Eigentlich könnte ich jetzt nach Hause fahren. Aber warum sollte ich?"
Und die Suche nach Gott? Wie im Buch so auch im Film gibt es den Moment, wo diese Suche eventuell zum Ziel gekommen sein könnte. Möglicherweise. Wenigstens da hält der Film seine Klappe. Nur eine Glühbirne gibt ihren Geist auf. Wenigstens für diesen dramaturgischen Minimalismus darf man dankbar sein.