"People, Profit, Planet. Ich habe das gute Gefühl, dass unsere Generation endlich was ändern kann."
Sie verbringen den Großteil ihres Lebens in Hotelzimmern, schwafeln von Nachhaltigkeit und Verantwortung und lassen keinen Zweifel daran, mit ihrem Job das Richtige zu tun. Das macht die Unternehmensberater, die Johannes Naber in seinem Film "Zeit der Kannibalen" präsentiert, nicht nur zu Heuchlern. Es macht sie auch gefährlicher als den Börsenmakler Jordan Belfort aus Martin Scorseses "The Wolf of Wall Street". Denn Belfort gab nie vor, ein Weltverbesserer zu sein. Ihm ging es ausschließlich um den eigenen Profit. Aber Öllers und Niederländer, zwei fraglos widerwärtige Typen, die im Auftrag der Company, wie sie ihren Arbeitgeber nennen, durch die Welt reisen, befinden sich auf einer doppelten Mission. Gespielt werden sie von Devid Striesow und Sebastian Blomberg. Jeder ihrer Geschäftsabschlüsse trägt die Segnungen des Kapitalismus in die Welt hinaus und bringt die beiden Handlungsreisenden einer Partnerschaft in der Company ein Stückchen näher.
"Ich kann einfach keinen tolerieren, der mit einer dreckigen Glasscherbe einem Mädchen die Schamlippen absäbelt."
"Dann tu was dagegen!"
"Ja, tu ich auch."
"Ja, was denn?"
"Ich verbreite den Kapitalismus."
"Der Kapitalismus soll die Welt retten?"
"Nein, der Kapitalismus soll diese Welt zerstören."
Böse, bitterböse ist das, was Drehbuchautor Stefan Weigl und Regisseur Naber ihren Protagonisten in den Mund legen. Die beiden Unternehmensberater haben weibliche Verstärkung bekommen. Katharina Schüttler als junge Kollegin übernimmt die Rolle des moralischen Korrektivs. Als es in der Führungsetage der Company unerwartete personelle Veränderungen gibt, beginnt nicht nur ein Kampf ums berufliche Überleben. Auch der Bürgerkrieg vor den Türen des Hotels rückt immer näher.
"Hört ihr das aus?"
"Was?"
"Da draußen ist Krieg."
"Wenn es was Ernstes wäre, dann hätten sie uns längst rausgeholt."
"Zeit der Kannibalen" ist sarkastische Kapitalismuskritik und groteskes Theater zugleich. Konsequent und effektiv ist die Überzeichnung der Charaktere und der Handlung, die ausschließlich innerhalb der sterilen, weltweit identisch aussehenden Luxushotels spielt. Johannes Naber ist ein wagemutiger und nachdenklicher Film über den Zustand der Welt gelungen – einen, wie ihn das deutsche Kino viel zu selten hervorbringt.
"Zeit der Kannibalen": empfehlenswert.
"Mit dieser Waffe gibt es keine menschlichen Kollateralschäden mehr. Wenn ich jetzt einschalte, wird sich das System hier drin gar nicht erst aktivieren.“
Die stets gefährdete friedliche Koexistenz von Mensch und Mutant ist das Leitmotiv der Superhelden-Reihe "X-Men". Die gesellschaftskritischen Zwischentöne und ihre immanente Botschaft von mehr Toleranz gegenüber dem Anderen macht diese Reihe gehaltvoller als die meisten anderen Comicverfilmungen. Auch der neue Teil mit dem Titel "Zukunft ist Vergangenheit" ist da keine Ausnahme. Mit Hilfe des Zeitreise-Motivs stellt der Film eine Verbindung her zwischen den Charakteren im Jahr 2023 und ihren jüngeren Ichs 1973.
"Wir hätten sie beschützen müssen."
"Eric!"
"Wo warst du, Charles?"
"Ihr habt uns alle im Stich gelassen."
Statt der üblichen Held-gegen-Bösewicht-Geschichte, die meist in eine ermüdende Zerstörungsorgie mündet, interessiert sich das "X-Men"-Abenteuer stärker für die inneren Konflikte der Figuren, die von exzellenten Darstellern wie Michael Fassbender, Hugh Jackman und Ian McKellen verkörpert werden. Das ist durchaus ambitioniert, aber auch verwirrend – zumindest für alle, die nicht im "X-Men"-Kosmos zuhause sind.
"X-Men: Zukunft ist Vergangenheit": akzeptabel.
"Und jetzt sagen Sie mir Ihren Namen!"
"Wir wurden Ihnen vorgestellt."
"Ich höre dem Direktor nie zu. Und was unterrichten Sie?"
"Kunst-Leistungskurs."
"Ergo der Schal."
"Und Sie?"
"Literatur-Leistungskurs."
"Ergo das Ergo."
Ein kleines Wunder ist geschehen. Es gibt eine Liebeskomödie, in der erwachsene Menschen zur Belustigung des Publikums einmal nicht herumblödeln müssen, als steckten sie mitten in der Pubertät. Dieses Wunder von einem Film heißt "Words & Pictures" und erzählt von zwei Lehrern, die miteinander in einem Wettstreit stehen. Während für sie die bildende Kunst der Literatur weit überlegen ist, verblasst seiner Ansicht nach jedes Bild angesichts der Kraft der Worte.
"Gibt es vielleicht eine gute Sache, die Ihnen zu mir einfällt?"
"Ich fürchte, da fehlen mir die Worte."
Wenn ein Film dem Vergleich mit den pointierten Beziehungskomödien von Katharine Hepburn und Spencer Tracy standhalten kann, dann ist es dieser von Fred Schepisi gedrehte intelligente und witzige Film mit Juliette Binoche und Clive Owen, der gleichzeitig eine charmante Liebeserklärung an die Künste ist.
"Words & Pictures": empfehlenswert.