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Filmkritiker über das Filmfestival Venedig
"Insgesamt ein sehr guter Jahrgang"

Starke Frauenfiguren bestimmen die Filme des 75. Filmfestivals von Venedig in diesem Jahr, dabei läuft im Wettbewerb nur ein Film von einer Regisseurin. Gesehen hat Filmkritiker Rüdiger Suchsland bereits einige gute Filme - sein bisheriger Favorit ist "Sunset" des ungarischen Filmemachers László Neme.

Rüdiger Suchsland im Gespräch mit Maja Ellmenreich |
    Filmregisseur László Nemes stellt seinen Film 'Sunset' beim 75. Filmfestival Venedig vor (3. September, 2018).
    Filmregisseur László Nemes beim 75. Filmfestival Venedig (Ekaterina Chesnokova / Sputnik / dpa )
    Es scheine doch eine Sehnsucht zu geben nach diesem Jahrzehnt der Uneinigkeit und der Ambiguität, glaubt Filmkritiker Rüdiger Suchsland. Der Thriller "Suspiria" von Luca Guadagnino mit Dakota Johnson und Tilda Swinton spielt im West-Berlin der 70er-Jahre. RAF-Terror in Westdeutschland, gefährliche Rituale von Hexen, die Niederschlagung friedlicher Demonstranten und Rassismus in den US-Südstaaten, alles Themen, die in den Filmen des diesjährigen Festivals verhandelt wurden.
    Ein Festival, das sich zum ersten Mal auf ganz spezielle Weise auch mit der Konkurrenz von Netflix auseinandersetzen muss. Denn möglicherweise könnte der "Goldene Löwe" 2018 sogar an die Produktion eines Streaming-Anbieters gehen. Mit "The Ballad of Buster Scruggs" der Brüder Joel und Ethan Coen feierte der zweite von drei "Netflix"-Produktionen am Lido Premiere und auch Alfonso Cuarons "Roma" über eine Familie des gehobenen Bürgertums, erzählt aus der Perspektive eines indianischen Hausmädchens in Mexiko, ist eine Netflix-Produktion.
    Um über mögliche "Löwen"-Kandidaten zu spekulieren, ist es vielleicht noch ein wenig zu früh. Der Film "Sunset" des ungarischen Filmemachers László Nemes, in dem es um den Zusammenbruch des alten Europa vor dem 1. Weltkrieg geht, ist für Rüdiger Suchsland jedoch bereits ein deutlicher Favorit. Das 75. Filmfestival sei insgesamt ein sehr guter Jahrgang.