Als der Komponist Reinhold Heil gefragt wurde, ob er für eine deutsche Fernsehserie über den Kalten Krieg die Musik schreiben wolle, war er skeptisch und antwortete:
"Naja, schick halt mal und dann sah ich die ersten paar Szenen und eine davon war diese Eröffnungsszene."
Eröffnungsszene:
"...und die Bücher hier? Im Westen gab's wohl kein Shakespeare? Doch, aber der ist teurer. Wir sind Studenten und können uns nicht so viele Bücher leisten im Westen...."
"...und die Bücher hier? Im Westen gab's wohl kein Shakespeare? Doch, aber der ist teurer. Wir sind Studenten und können uns nicht so viele Bücher leisten im Westen...."
Heil hatte eine solche Situation selbst erlebt, er hatte sich in den 1970ern bei einem Besuch in Ost-Berlin Noten von Bach und Strawinsky gekauft:
"Ich bin damals an der Grenze mal festgehalten worden mit den Noten die ich mir gekauft hatte mit illegal getauschter Ost-Mark. Und ich sah mich selbst sozusagen als einen der Idioten, die da von den Vopos festgehalten wurden und dachte, ok, ich glaub, das ist mein Projekt."
Reinhold Heil, Jahrgang 54, lebt seit Ende der 1990er-Jahre in Kalifornien. In Deutschland war er Mitglied der Nina Hagen Band und Spliff und außerdem als Produzent tätig, unter anderem für Nenas Welthit "99 Luftballons". Und auch hier schließt sich ein Kreis, "99 Luftballons" ist eines der Lieder aus dem Jahr 1983, die in der Serie "Deutschland83" zu hören sind. Seine Kompositionen für die Serie zu beschreiben fällt ihm schwer.
"Ich benutze elektronische Instrumente, haufenweise synthetisch, haufenweise Texturen, die ich aus organischen Instrumenten selbst mache, das ist ja so mein Hobby. Das heißt, Musik schreiben ist mein eigentlicher Beruf und Sounddesign von musikalischen Elementen ist mein Hobby."
Es habe einige Monate gedauert, bis er sich mit dem Filmteam in Deutschland über die musikalische Richtung einig war. Ihm half besonders, bereits gedrehte Szenen zu sehen:
"Was man dem Komponisten visuell rüberreicht, räsoniert dann irgendwie innendrin auf so eine komische unbeschreibliche Art und Weise und dann kommt halt was raus, was bei einem anderen Film nicht rausgekommen wäre."
Mehrfach hat Heil mit Tom Tykwer zusammengearbeitet, für seine Kompositionen für Tykwers Film "Cloud Atlas" erhielt er eine Grammy-Nominierung. Zuletzt hat er für die Science-Fictions-Serie "Helix" komponiert. "Deutschland83" dagegen begibt sich in die Vergangenheit in eine besonders heiße Phase des Kalten Krieges. Es ist die allererste deutsche Drama-Serie, die je im US-Fernsehen ausgestrahlt wurde. Auf Deutsch wohlgemerkt, mit englischen Untertiteln. Das mutet man dem amerikanischen Fernsehzuschauer sonst nicht zu.
"Das ist ein absoluter Durchbruch, dass eine dramatische Serie es überhaupt geschafft hat, auf den amerikanischen Markt zu kommen. Der war absolut abgeschottet."