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Filmwissenschaftler Rolf Giesen
Wie uns digitale Bilder manipulieren

Hat es im digitalen Zeitalter noch Sinn "irgendwas mit Medien" zu machen?, fragt Filmwissenschaftler Rolf Giesen im Buch "Angriff der Zukunft auf die Gegenwart". Darin erforscht er die Geschichte des Kinos, dessen Fantasien und die Zukunft. Das Digitalbild bedeute mehr, als nur das Ende von Zelluloid, sagte er im Dlf.

Rolf Giesen im Gespräch mit Ulrich Biermann | 13.06.2018
    Dr. Rolf Giesen am Mikrophon im Deutschlandfunk
    Filmwissenschaftler Dr. Rolf Giesen beim Interview im Deutschlandfunk (Kerstin Janse)
    Die Digitalisierung hat die Medienindustrie komplett gewandelt, traditionelle Berufe verschwinden, neue digitale Arbeitsplätze entstehen. Die Frage, was das für die Filmausbildung der Zukunft heißt, so Giesen, sei bisher noch nicht ausreichend gestellt worden. "Der Film als Trägermedium existiert nicht mehr, wir sind digitalisiert und gehen mit Geisterbildern um, die wir nicht fassen können, von denen wir aber glauben, wir könnten sie manipulieren - in Wirklichkeit manipulieren sie uns", sagte Rolf Giesen im Deutschlandfunk.
    "Europäisches Kino spielt nur noch eine lokale Rolle"
    Europa habe versäumt, in der digital vernetzten Welt eine eigene Plattform zu entwickeln. "In China hat Google nichts zu melden, die haben es geschafft, wir nicht", sagte Giesen - auch aus Kenntnis des Marktes, denn seit 2002 hat er über zehn Jahre in China gelehrt. Trotz seines kulturpessimistischen Blicks hofft der Filmwissenschaftler, dass die digitalen Medien auch zu einer Kultur- und Bildungsoffensive beitragen.
    Wir haben noch länger mit Rolf Giesen gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Rolf Giesen: "Der Angriff der Zukunft auf die Gegenwart: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Bewegtbilder Spekulationen diesseits und jenseits der Digitalisierung"
    Herbert von Halem Verlag, Köln, 2018. 300 Seiten, 42 Euro.