Zwei Jahre lang hat der britische Astrophysiker Matt Taylor, haben seine Kollegen bei Europas Weltraumagentur ESA und auch seine Familie mit der Kometensonde Rosetta mitgefiebert.
"I have very mixed emotions with respect to what’s happening with Rosetta. It’s going to be very emotional."
Der Abschied werde sehr emotional werden, so der Rosetta-Projektwissenschaftler; so ganz wohl sei ihm nicht bei dem, was der Sonde nun bevorstünde.
Rosetta auf dem Kometen landen zu lassen, sei eine noch größere Herausforderung, als es die Landung von Philae gewesen sei, findet Matt Taylor. Philae hatte es zwar auch nicht leicht, war aber zumindest zum Landen konzipiert – Rosetta nicht. Das Mutterschiff besteht nur aus einem Quader mit wissenschaftlichen Instrumenten in der Mitte, an dem seitlich zwei Sonnenzellen-Ausleger angebracht sind. Keine Landebeine, nichts. Andererseits hat die ESA nichts zu verlieren, denn um diese Solarpaneele noch mit Sonnenlicht zu versorgen, wird Rosetta schon bald zu weit weg sein.
"Am kommenden Donnerstag werden wir abends das Kollisionsmanöver einleiten. Dabei wird Rosetta so weit abgebremst, dass sie aus ihrer Umlaufbahn in rund 20 Kilometern Höhe sozusagen hinunterfällt auf den Kometen. Dieser freie Fall in Richtung Oberfläche wird etwa zehn Stunden dauern. Mit einer Geschwindigkeit von etwa 90 Zentimetern pro Sekunde wird sie dann am Freitagmittag um zwölf Uhr vierzig deutscher Zeit auf dem Kometen aufsetzen."
Kommunikation darf nicht abreißen
Patrick Martin ist der Rosetta Missionsmanager der ESA, der darauf achten muss, dass die Sonde nicht ins Taumeln gerät, sondern in möglichst stabiler Lage senkrecht nach unten sinkt.
"Wir müssen sicherstellen, dass die Kommunikation mit Rosetta nicht abreißt. Ihre Antenne wird deswegen permanent auf die Erde ausgerichtet sein. Gleichzeitig werden alle wissenschaftlichen Instrumente, insbesondere die Kameras, nach unten zeigen und Bilder vom Kometen aufnehmen. Je tiefer die Sonde sinkt, desto besser aufgelöst werden die Fotos."
Sowohl die deutsche OSIRIS-Kamera als auch die Narrow Angle Camera (NAC) werden bei der Landung Rosettas zum Einsatz kommen. Welche Instrumente außerdem noch bis zum Schluss Daten aufzeichnen sollen, sei noch nicht klar, ergänzt Matt Taylor.
"Wir wollen so viele Instrumente wie möglich eingeschaltet lassen, sind aber in der Energieleistung und in der Datenübertragung zur Erde eingeschränkt. In der Landeregion gibt es einige Senken, die womöglich für die Bildung der Koma um den Kometen herum verantwortlich sind, also seine Gas- und Staubhülle. So werden wir Daten darüber bekommen, wie die Koma zu ihrer endgültigen Größe heranwächst und wie schnell sie sich von der Oberfläche löst."
Das eigene Grab graben
Als Landestelle hat sich die ESA eine Gegend auf dem Kopf der Kometen-Ente gewählt, die Ma’at-Region.
"Es gibt eine Fehlerellipse für den Ort der Landung. Der Toleranzbereich beträgt ein paar hundert Meter. Vielleicht prallen wir beim Landeanflug aber gegen einen der Felsen, die mehrere Dutzend Meter hoch sind. Setzt Rosetta jedoch auf flachem Gelände auf, dürfte sie sich ihr eigenes Grab graben. Sie wird Staub aufwirbeln, der sie beim Herunterfallen bedecken wird."
Nach dem Aufsetzen wird Rosettas Antenne nicht länger zur Erde ausgerichtet sein. Selbst wenn sie die Landung mit der Geschwindigkeit von neunzig Zentimetern pro Sekunde am Stück überleben sollte, wird die ESA es nicht erfahren. Dies sei jedoch kein unbefriedigendes Ende der Mission, findet Matt Taylor.
"Dies war eine wissenschaftlich außerordentlich erfolgreiche Mission, und sie wird noch erfolgreicher werden, weil noch nicht alle Daten ausgewertet sind. Das kann noch Jahrzehnte dauern. Wir haben jetzt mehr Datenmaterial, als alle anderen Kometenmissionen zuvor insgesamt gesammelt haben. Ja, diese Mission ist zu Ende, aber die wissenschaftlichen Ergebnisse hören hier nicht auf."