Ramona Westhof: DIN 77230 – mit vollem Namen heißt diese Norm: Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte. Und falls Sie davon noch nie gehört haben, nicht so schlimm: Diese Norm ist auch brandneu. Inhaltlich geht es darin um die Einschätzung der finanziellen Situation von Privatleuten. Die neue DIN-Norm soll dem Verbraucherschutz dienen. Wer sich zum Beispiel über eine Berufsunfähigkeitsversicherung beraten lassen will, der kann mit Hilfe der Norm leichter erkennen, ob die Bank Risiko und Nutzen gut einschätzen kann und ob bei dieser Bank überhaupt über mögliche Risiken informiert wird.
Über diese neue DIN-Norm spreche ich jetzt mit Hermann-Josef Tenhagen, dem Chefredakteur des Verbraucherratgebers Finanztip. Herr Tenhagen, wo müssen wir denn in Zukunft nach dieser neuen Norm suchen?
Hermann-Josef Tenhagen: Eigentlich müssen Sie in der Beratung nach dieser neuen Norm suchen. Das heißt: Wenn Sie zu einem Vermittler gehen, der Ihnen ein Versicherungsprodukt verkauft, oder wenn Sie zu einer Bank gehen, oder wenn Sie zu einem Honorarberater gehen, dann sollten die diese Norm kennen und nach dieser Norm vorgehen.
Im Kern geht es darum: Wenn man eine richtige Beratung machen will, muss man vorher eine Menge über den, den man da berät, wissen. Bevor da ein Produkt empfohlen werden kann, muss man eigentlich genauer gucken, wie sieht denn dessen Haushaltskasse aus, welche Risiken hat der dann womöglich jenseits des Themas, zu dem er gerne beraten werden möchte. Erst wenn ich das vernünftig gemacht habe, kann ich vernünftig sagen: Okay, das ist die richtige Sorte Produkt für Dich – erste Ebene. Und die zweite Ebene ist: Was ist denn jetzt ein wirklich günstiges Produkt, das diese Anforderung für Dich auch erfüllt.
Über diese neue DIN-Norm spreche ich jetzt mit Hermann-Josef Tenhagen, dem Chefredakteur des Verbraucherratgebers Finanztip. Herr Tenhagen, wo müssen wir denn in Zukunft nach dieser neuen Norm suchen?
Hermann-Josef Tenhagen: Eigentlich müssen Sie in der Beratung nach dieser neuen Norm suchen. Das heißt: Wenn Sie zu einem Vermittler gehen, der Ihnen ein Versicherungsprodukt verkauft, oder wenn Sie zu einer Bank gehen, oder wenn Sie zu einem Honorarberater gehen, dann sollten die diese Norm kennen und nach dieser Norm vorgehen.
Im Kern geht es darum: Wenn man eine richtige Beratung machen will, muss man vorher eine Menge über den, den man da berät, wissen. Bevor da ein Produkt empfohlen werden kann, muss man eigentlich genauer gucken, wie sieht denn dessen Haushaltskasse aus, welche Risiken hat der dann womöglich jenseits des Themas, zu dem er gerne beraten werden möchte. Erst wenn ich das vernünftig gemacht habe, kann ich vernünftig sagen: Okay, das ist die richtige Sorte Produkt für Dich – erste Ebene. Und die zweite Ebene ist: Was ist denn jetzt ein wirklich günstiges Produkt, das diese Anforderung für Dich auch erfüllt.
Die Norm schmückt künftig Berater-Briefbögen
Westhof: Und jetzt mal ganz praktisch: Wo suche ich nach der Norm? Woran kann ich das erkennen?
Tenhagen: Ich gehe davon aus, dass diejenigen, die nach der Norm beraten, das groß auf ihre Briefbögen draufschreiben werden und sagen werden, wir beraten nach dieser DIN-Norm. Der Prozess läuft jetzt seit vier Jahren, wo darüber diskutiert wird, wie muss man das genau machen, wie kann man das machen, wie kann das auch ein kleines Vermittlerbüro bewerkstelligen und gleichzeitig vernünftig diese Arbeit machen. Was man dahinter vermuten kann ist das, was Sie vielleicht auch aus der Bank kennen. Wenn jemand nicht gefragt hat, ob Sie knietief im Dispo sind, dann darf er Ihnen eigentlich keine Anlageberatung empfehlen. Sie haben 10.000 Euro und die tun Sie auf irgendein Konto oder für irgendeine Anlage weg; gleichzeitig sind sie 8000 Euro mit Ihrem Autokredit verschuldet, den Sie noch nicht abbezahlt haben.
Tenhagen: Ich gehe davon aus, dass diejenigen, die nach der Norm beraten, das groß auf ihre Briefbögen draufschreiben werden und sagen werden, wir beraten nach dieser DIN-Norm. Der Prozess läuft jetzt seit vier Jahren, wo darüber diskutiert wird, wie muss man das genau machen, wie kann man das machen, wie kann das auch ein kleines Vermittlerbüro bewerkstelligen und gleichzeitig vernünftig diese Arbeit machen. Was man dahinter vermuten kann ist das, was Sie vielleicht auch aus der Bank kennen. Wenn jemand nicht gefragt hat, ob Sie knietief im Dispo sind, dann darf er Ihnen eigentlich keine Anlageberatung empfehlen. Sie haben 10.000 Euro und die tun Sie auf irgendein Konto oder für irgendeine Anlage weg; gleichzeitig sind sie 8000 Euro mit Ihrem Autokredit verschuldet, den Sie noch nicht abbezahlt haben.
Es wäre immer sinnvoller, den Autokredit abzubezahlen und erst dann wieder mit dem Geld anlegen anzufangen. Wer aber nicht nachfragt, empfiehlt möglicherweise dem Kunden das eine, ohne das andere überhaupt gewusst zu haben, und das soll vermieden werden und diejenigen, die sich das dann an die Tür kleben, die sollten nach diesen Regeln vernünftig beraten. Die Einhaltung der Regeln wird man dann kontrollieren können, vielleicht als Verbraucher selber nicht so gut, aber da wird ja hin und wieder mal vielleicht anonym einer vorbeigucken und sagen: Machen die das denn tatsächlich auch nach den Regeln. Das wäre schon ganz schön, wenn diese Regeln auch wirklich eingehalten würden.
Private Vermögensbilanz als Grundlage
Westhof: Außer diesem konkreten Nachfragen nach zum Beispiel Verschuldungen von Kundinnen und Kunden, was wird da noch festgehalten? Welche Regeln gibt es da noch?
Tenhagen: Einnahmen- und Ausgabenrechnung. Wird so was vernünftig gemacht? Wird mal geguckt, wo das Geld vom Haushalt tatsächlich bleibt? – Eine Vermögensbilanz: Was habe ich denn möglicherweise als Eigentumswohnung oder als Haus noch? Was ist das eigentlich wirklich wert und was bedeutet das zum Beispiel, wenn ich über Altersvorsorge nachdenke? Manche Leute haben ja dann im Alter plötzlich ein Haus. Das haben sie schön abbezahlt.
Tenhagen: Einnahmen- und Ausgabenrechnung. Wird so was vernünftig gemacht? Wird mal geguckt, wo das Geld vom Haushalt tatsächlich bleibt? – Eine Vermögensbilanz: Was habe ich denn möglicherweise als Eigentumswohnung oder als Haus noch? Was ist das eigentlich wirklich wert und was bedeutet das zum Beispiel, wenn ich über Altersvorsorge nachdenke? Manche Leute haben ja dann im Alter plötzlich ein Haus. Das haben sie schön abbezahlt.
Aber sie haben so wenig Rente, dass, wenn die Dachrinne kaputt geht oder die Heizung kaputt geht, sie schon die kaputte Dachrinne oder die Heizung nicht mehr bezahlen können. Das ist natürlich keine sinnvolle Lösung und auch auf solche Probleme sollte eigentlich eine vernünftige Beratung nach diesen Standards aufmerksam machen, bevor das Problem eingetreten ist, beispielsweise mit 50 oder so, so dass man dann vielleicht auch an diesem Problem noch etwas reparieren kann.
Westhof: Wenn Sie sagen, das sollte eingehalten werden, jetzt noch mal ein schneller Vorausblick in die Praxis. Halten Sie das denn für realistisch, dass eine DIN-Norm diese Probleme wirklich löst in der Beratung?
Tenhagen: Eine DIN-Norm löst die Probleme nicht, aber sie hilft denen, die die Probleme lösen wollen, einen Standard zu haben, an dem man sich selbst messen kann, und es hilft denjenigen, die von draußen draufgucken, diejenigen zu sehen, die das gut machen wollen, und diejenigen, die sich keine solche Norm gegeben haben, sich nicht gesagt haben, sie wollen das unbedingt bei sich durchsetzen. Am Ende des Tages wird es hoffentlich dazu führen, dass wir diejenigen, die es ordentlich machen, erkennen können und dann dorthin gehen, und dass wir diejenigen, die es nicht so gut machen, erkennen können und dort eben nicht hingehen. Das ist ja das, was man gerne möchte. Dann kann auch irgendwann der Gesetzgeber sagen: Wir lassen das nur noch zu als Beratung, wenn jemand diese Norm einhält. Aber im ersten Schritt ist das erst mal so: Die, die sagen, sie wollen das machen, das ist auf jeden Fall besser, als wenn sie es nicht machen wollen.
Westhof: Vielen Dank an Hermann-Josef Tenhagen vom Verbraucherratgeber Finanztip. Wir haben gesprochen über eine neue DIN-Norm zur Finanzanalyse von Privathaushalten.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Westhof: Wenn Sie sagen, das sollte eingehalten werden, jetzt noch mal ein schneller Vorausblick in die Praxis. Halten Sie das denn für realistisch, dass eine DIN-Norm diese Probleme wirklich löst in der Beratung?
Tenhagen: Eine DIN-Norm löst die Probleme nicht, aber sie hilft denen, die die Probleme lösen wollen, einen Standard zu haben, an dem man sich selbst messen kann, und es hilft denjenigen, die von draußen draufgucken, diejenigen zu sehen, die das gut machen wollen, und diejenigen, die sich keine solche Norm gegeben haben, sich nicht gesagt haben, sie wollen das unbedingt bei sich durchsetzen. Am Ende des Tages wird es hoffentlich dazu führen, dass wir diejenigen, die es ordentlich machen, erkennen können und dann dorthin gehen, und dass wir diejenigen, die es nicht so gut machen, erkennen können und dort eben nicht hingehen. Das ist ja das, was man gerne möchte. Dann kann auch irgendwann der Gesetzgeber sagen: Wir lassen das nur noch zu als Beratung, wenn jemand diese Norm einhält. Aber im ersten Schritt ist das erst mal so: Die, die sagen, sie wollen das machen, das ist auf jeden Fall besser, als wenn sie es nicht machen wollen.
Westhof: Vielen Dank an Hermann-Josef Tenhagen vom Verbraucherratgeber Finanztip. Wir haben gesprochen über eine neue DIN-Norm zur Finanzanalyse von Privathaushalten.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.