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Finanzspritze für Europas nationale Zentralbanken

Gestiegene Zinseinnahmen aus ihren in der Schuldenkrise gestarteten Wertpapier-Programmen haben der EZB einen satten Überschuss beschert. Allein die griechischen Staatsanleihen brachten 555 Millionen Euro ein. Das Plus stieg im Jahr 2012 auf gut 2,1 Milliarden. Ein Teil des Gewinns geht an Banken der Eurozone.

Von Michael Braun |
    Angerechnet wird erst, wenn die Krise zu Ende ist. Die Bilanz 2012 der Europäischen Zentralbank ist nur ein Zwischenschritt, aber ein eher optimistischer. Die Europäische Zentralbank hat wieder einen namhaften Gewinn ausgewiesen, 998 Millionen Euro, gut ein Drittel mehr als im Jahr 2011. In den nächsten Tagen wird dieser Gewinn auf ihre Anteilseigner verteilt sein. Die Bundesbank wird dann knapp 270 Millionen Euro erhalten haben.

    Die EZB hat trotz sinkender Zinsen vor allem ihre Zinseinkünfte gesteigert, von knapp zwei auf knapp 2,3 Milliarden Euro. Ein wesentlicher Posten dabei sind Zinseinnahmen aus dem Anleihekaufprogramm, das von Mai 2010 bis September vorigen Jahres lief. Im Rahmen dieses Programms hat die EZB mittlerweile Anleihen aus den fünf krisengeschüttelten Euroländern Irland, Griechenland, Spanien, Italien und Portugal im Depot. Der Buchwert liegt bei rund 208 Milliarden Euro. Das hat die EZB erstmals veröffentlicht. Die Anleihen haben eine durchschnittliche Restlaufzeit von gut vier Jahren. So lange, bis zur Endfälligkeit, will die EZB die Papiere auch behalten.

    Knapp die Hälfte aller dieser Papiere stammt aus Italien. Der Buchwert der griechischen Anleihen liegt bei nahezu 31 Milliarden Euro. Das sind knapp 91 Prozent des Nominalwertes. Daraus lässt sich schießen, dass die EZB damit rechnet, diese Papiere kaum in einem neuen Schuldenschnitt verlieren zu können.

    Stattdessen nimmt sie Zinsen ein. Allein die griechischen Staatsanleihen haben ihr im vorigen Jahr 555 Millionen Euro eingebracht. Die EZB hatte an dem Schuldenschnitt für Griechenland nicht teilgenommen, sondern sich trickreich neue Papiere aushändigen lassen. Das will sie aber nicht wiederholen.

    Die Zinseinnahmen von 555 Millionen Euro sind nur die der EZB. Die nationalen Notenbanken des Eurosystems dürften aus Athen ebenfalls Zinszahlungen erhalten haben, wohl insgesamt rund sechs Milliarden Euro. Athen bekommt das Geld wohl zurück, nicht von den Zentralbanken, aber von den Regierungen der Euro-Länder. Da haben sie im Rahmen des zweiten Rettungspaketes des vorigen Jahres verabredet.