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Finanzspritzen aus Katar

Frankreichs Fußball kann sich bei Bedarf auf Hilfe von allerhöchster Stelle verlassen. Präsident Nicolas Sarkozy ist nicht nur Fan von Paris Saint Germain, auf ihn ist auch in Notsituationen zu zählen. Dank seiner politischen und wirtschaftlichen Kontakte nach Katar gehört Paris Saint Germain weiter zu den wohlhabenden Vereinen in Europa, der sich eine 14 Millionen Euro teure Verpflichtung von Englands Superstar David Beckham leisten kann.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Der entscheidende Tag für die Rettung des französischen Fußballs war der 23. November 2010, berichten französische Medien: Da traf sich Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy mit dem katarischen Kronprinzen Tamim Bin Hamad al-Thani, Michel Platini, dem Präsidenten der Europäischen Fußball-Union UEFA und Sebastian Bazin. Der Sarkozy-Freund ist Europa-Repräsentant der US-Investmentfirma Colony Capital. Die hielt zu diesem Zeitpunkt 70 Prozent an Paris Saint Germain, kurz PSG, wollte aber bei Verlusten von 20 Millionen Euro jährlich die Beteiligung wieder abstoßen. Sarkozy ist wie seine Söhne Jean und Pierre PSG-Fan.

    Da kamen ihm seine engen Kontakte nach Katar gerade recht, um den französischen Klub aus finanzieller Schieflage zu retten. Auf politischer Ebene hatte der Doppelpass schon funktioniert. So spekulieren französische Medien über einen Zusammenhang zwischen der Steuerbefreiung katarischer Investments in Frankreich und der Zustimmung Katars für die Luftschläge gegen Libyen.

    Auch in der französischen Wirtschaft ist der Wüstenstaat präsent: Seine Staatsfonds sind an Unternehmen wie Suez, Vinci, Airbus und Areva beteiligt. Bei solch engen Verstrickungen verwundert es nicht, das Quatar Sports Invest von Colony Capital die 70 Prozent am Pariser Klub übernahm. Und UEFA-Chef Platini, bis zu diesem Treffen gegen Katar als WM-Ausrichter, gab zehn Tage später bei der entscheidenden Abstimmung dem Wüstenstaat seine Stimme. Scheich Tamim bestellte dann Nasser Al –Khelafi zum Präsidenten von PSG, der gleichzeitig aber auch Direktor bei Al Jazeera Sport ist. Der Sender, der die französische Ligue 1 vor der Pleite rettete.

    Rückblende: Im Frühjahr dieses Jahres verkündete der Mobilfunkanbieter Orange, bei der nächsten Ausschreibung für die Fernsehrechte nicht mehr mitzubieten. Das bedeutete, Platzhirsch Canal+ hätte ein Monopol. Denn vor Orange war schon TBS ausgestiegen. Damit drohte den französischen Erstligisten die Pleite, denn die Fernsehgelder machen im Schnitt 57 Prozent der Vereinsetats aus. Zuletzt hatten Canal+ und Orange 668 Millionen Euro pro Saison gezahlt, nur die Premier League in England und die Serie A in Italien erzielen höhere Preise. Zum Vergleich: Die Bundesliga erhält 412 Millionen Euro.

    Diese Traumeinnahmen drohten wegzufallen, so dass der französische Ligaverband LFP in seiner Verzweiflung einen eigenen Fernsehsender – CFoot - gründen wollte. Als Retter trat dann Al Jazeera auf den Plan. Die kauften nicht nur die internationalen Rechte für sechs Jahre zum Preis von 192 Millionen Euro. Mit Canal+ teilen sie sich nun auch die nationalen Live-Rechte. Beide zahlen zusammen 510 Millionen Euro, für jeweils zwei Partien, mit Verkäufen an andere Sender und den Mobilfunkrechten wird annähernd eine ähnliche Dimension wie bisher erreicht.