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Finnland
Konservative suchen neuen Parteichef

Finnland steht vor einem großen Umbau seiner Regierung. Nach zehn Jahren als Parteichef wirft Ministerpräsident Katainen das Handtuch – ein Jahr vor den nächsten Parlamentswahlen. Die konservative Sammlungspartei sucht auf ihrem Parteitag den passenden Nachfolger. Drei Kandidaten stehen bereit.

Von Tim Krohn |
    Zu sehen ist der finnische Premierminister Jyrki Katainen beim EU-Sondergipfel in Brüssel am 6. März 2014
    Nach dem Rücktritt des finnische Premierministers Jyrki Katainen (m) sucht seine Partei einen Nachfolger. (dpa / Felix Kindermann)
    Finnlands Regierungschef Katainen will nicht mehr. Der Mann will weg, raus aus Helsinki und rein in die neue EU-Kommission. Wenn die Karriereplanung klappt, so wie Katainen es will, dann wartet dort bald ein guter neuer Posten.
    Zu Hause in Finnland regiert es sich auch ohne ihn. Denn Katainens Nachfolger stehen längst in den Startlöchern.
    "Ich bin ein Mensch mit Rückgrat, ich sage meine Meinung. Das ist gut für den Wandel, denn ich bin ein mutiger Mensch."
    Paula Risikko, Jan Vapaaruovi oder Alexander Stubb?
    Gestatten: Paula Risikko, Gesundheits- und Sozialministerin in Finnland, willensstark, selbstironisch, eine Reformerin. Dass sie gewinnt - nein, da hat einer ganz entschieden was dagegen.
    "Es ist doch ganz offensichtlich: ich bin hier derjenige Kandidaten mit der größten Palette an praktischen Erfahrungen. Ich bin am längsten in der Politik und habe in meiner Berufslaufbahn schon in allen Bereichen gearbeitet."
    Kandidat Nummer 2 heißt Jan Vapaaruovi, Wirtschaftsminister, pragmatisch, erfahren, ein harter Verhandler.
    Der beliebteste allerdings – das ist noch ein anderer, einer, dessen Namen so ganz und gar nicht nach Finnland klingt. Der Europa- und Außenpolitiker Alexander Stubb geht als leichter Favorit in das parteiinterne Rennen. Drei Kandidaten, drei Fragen. Klar, dass Stubb sich selbst für die Antwort hält.
    "Erstens: Wer von uns ist der beste Chef? Zweitens: Wer von uns kann dafür sorgen, dass wir die Parlamentswahlen im nächsten Jahr gewinnen? Und drittens: Wer schafft es, möglichst viel von unserer Politik durchzusetzen?"
    Finnlands regierende, eher konservativ geprägte Sammlungspartei muss sich jetzt entscheiden und in geheimer Wahl einen neuen Parteichef benennen.
    Am Montag wird die alte Regierung ihren Rücktritt einreichen, darf der neue starke Mann der finnischen Konservativen verhandeln und dann (wenn alles klappt) ein Jahr lang, bis zur nächsten Parlamentswahl, regieren.
    Wirtschaft auf Talfahrt
    Soweit der Zeitplan – aber lohnt sich das denn überhaupt für ein Jahr? Und warum bloß ausgerechnet jetzt, wo die finnische Wirtschaft doch so dramatisch auf Talfahrt ist?
    "Die Wirtschaftsprognosen für Finnland sind wirklich nicht gut. Wir brauchen wirklich einschneidende Reformen in diesem Land. Da spielen natürlich die Veränderungen bei Nokia eine wichtige Rolle. Das ist ja unser wichtigstes Exportunternehmen. Und jetzt haben wir auch noch Probleme mit unseren Russland-Geschäften, ausgelöst durch die Ukraine-Krise."
    Finnlands bekannteste Politologin Teija Tiilikainen macht sich Sorgen. Der frühere Musterknabe der EU kämpft mit seinen Schulden und mit den Wahlerfolgen der europafeindlichen Partei der "Wahren Finnen". Die Sechs-Parteien-Koalition in Helsinki droht, langsam aber sicher zu zerbröseln. Einer der Partner ist schon weg, andere könnten noch folgen.
    "Diese breite Regierungskoalition steckt in diesem Jahr gleich in mehreren Turbulenzen. Dass die regierenden Parteien jetzt trotzdem gleich so viel Personal auswechseln - das ist schon eine sehr finnische Form der Demokratie. Am Ende sind es bei uns immer die Parteien, die zählen."
    Tiilikainen ist sich trotzdem sicher: Der Personalwechsel - auch jetzt, mitten in der Krise - werde schon irgendwie gelingen. So sei das in Finnland nun mal.
    "Es wird inhaltlich keine großen Veränderungen geben. Auch in Sachen Europa gibt es zwischen den Kandidaten kaum zählbare Unterschiede. Wer auch immer gewinnen wird, der neue Parteichef verfolgt auf jeden Fall eine pro-europäische Politik."
    Kurs halten also mit neuen Gesichtern. Risikko, Vapaaruovi oder Stubb - einer davon wird es werden.