Uriel Hilton ist auf dem Weg zum Einkaufen und entsorgt vorher noch kurz eine Tüte mit Restmüll. Die wirft der 65-Jährige in einen schulterhohen, schwarzen Müllbehälter. Das rohrartige Gebilde hat auf der Vorderseite eine hellgraue Klappe, in der die Mülltüte verschwindet.
Uriel wohnt erst seit einem Jahr in Kalasatama. In dem ehemaligen Hafengebiet im Norden Helsinkis entsteht ein neues Wohnquartier für 20.000 Menschen. Und Uriel Hilton hat eine Wohnung in einem der ersten fertigen Wohnblöcke bezogen. Damit nutzt er auch als einer der ersten das neuartige System zur Müllentsorgung. Die grauen Müllbehälter mit unterschiedlich farbigen Klappen für Rest-, Bio-, Plastik- und Papierabfälle sind fest im Boden verankert und gekoppelt an ein unterirdisches Rohrsystem.
Uriel findet das klasse, früher habe der Müll tagelang in einem speziellen Raum rumgestanden, es habe immer wieder Probleme mit Ungeziefer gegeben, erzählt er.
An diesem Morgen ist auch Jarmo Mattila im Viertel unterwegs und inspiziert einige der insgesamt 20 Sammelstellen zwischen den modernen Wohnblocks. Mattila ist Projektleiter beim Umweltunternehmen IMU, seine Firma hat das sogenanntsogenannte Rööri-System in Kalasatama installiert.
"Der Müll kommt hier oben in diese Behälter hinein und wird dann über ein unterirdisches Rohrsystem mit Luftdruck zu einer großen Sammelstelle gesaugt. Die Idee bei der Sache ist: Die Behälter quellen niemals über, weil sie automatisch geleert werden. Und wir brauchen keine Müllabfuhr mehr, keine LKW, die die engen Straßen hier verstopfen. Das ist sicherer, umweltfreundlicher und verursacht keinen Verkehrslärm."
Staubsaugerprinzip beim Abtransport des Mülls
Einen Meter unter der Erde haben die IMU-Ingenieure eine Röhre verlegt. Durch dieses große Rohr wird der Müll zwei Mal täglich mit 70 Stundenkilometern in eine unterirdische Sammelstelle am Rande des Viertels transportiert.
Diese Sammelstation ist untergebracht in einer riesigen, bunkerartigen Halle: 80 Meter lang, 40 Meter breit, 30 Meter hoch. Mitten in der Halle steht Jarmo Mattila und erklärt, wie das funktioniert mit dem Müll per Rohrpost:
Ein riesiger Motor in der Sammelstelle erzeugt Unterdruck, die unterschiedlichen Abfallsorten werden nacheinander aus den oberirdischen Behältern angesaugt. Das Ganze funktioniere wie bei einem Staubsauger, sagt Jarmo Mattila. Am Ende landet der Müll in großen Containern, die dann von LKW abtransportiert werden. In einigen asiatischen Ländern gibt es bereits ähnliche Anlagen, doch das Rööri-System in Helsinki ist laut Mattila das weltweit größte seiner Art:
"Das ist nichts für alte, gewachsene Stadtviertel mit bestehender Infrastruktur. Das fängt ja bei der riesigen Röhre an, die verlegt werden muss. Aber dort, wo neue Wohnviertel entstehen, wie hier in Kalasatama, ist das sinnvoll. Das System wird auch in zwei weiteren neuen Wohngebieten in Helsinki zum Einsatz kommen."
Das ehemalige Hafengebiet Kalasatama soll noch bis 2030 wachsen. Dann den gesamten Müll des Viertels unterirdisch abzutransportieren, dürfte am Ende 45 Millionen Euro kosten, schätzt Projektleiter Mattila.