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First Steps Awards
Auszeichnungen für die Regisseure von morgen

Bereits zum 16. Mal wurden in Berlin die "First Steps Awards" verliehen - Ehrungen für Filme von Studenten deutschsprachiger Filmhochschulen. In diesem Jahr waren einige Filme deutlich politischer als in den Vorjahren. Drei Hauptpreise für kurze, mittellange und lange Spielfilme gab es, daneben noch mehrere Spezialpreise.

Von Michael Meyer |
    Der Moderator der 16. First Steps Awards, Axel Ranisch, mit seiner Großmutter
    Der Moderator der 16. First Steps Awards, Axel Ranisch, trat mit seiner Großmutter auf (dpa/picture alliance/Jens Kalaene)
    Zugegeben, es ist nicht der Oscar. Und es ist auch nicht die Berlinale. Und dennoch ist am roten Teppich des Theaters am Potsdamer Platz ein nicht unerheblicher Promi-Auftrieb beim Nachwuchspreis First Steps Awards: Iris Berben, Claudia Michelsen, Maria Furtwängler, Ulrich Matthes, Christiane Paul, um nur mal einige zu nennen. Sie alle wollen sehen, wer morgen vielleicht schon ein Wichtiger der Branche wird. Axel Ranisch, der sympathisch-füllige Jung-Regisseur, der vor drei Jahren selbst für "Dicke Mädchen" nominiert war, moderierte die Gala - und trat gleich zu Anfang tänzelnd mit seiner eigenen Großmutter auf:
    "Ich bin auf jeden Fall wahnsinnig gerührt, und unglaublich dankbar, dass ich an diesem Ort in dieser kuriosen Zusammensetzung durch den Abend führen darf, und es bewegt mich sehr. Und jetzt heiße ich sie sehr willkommen zur Verleihung des 16. First Steps Awards, und ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre Anwesenheit, denn mit Ihrer Anwesenheit ehren sie die ganzen tollen Filmemacher, die da sind, und es soll auch gleich losgehen."
    Ranisch forderte die anwesenden Nominierten sogleich auf, aufzustehen und sich zu zeigen: Dabei sein ist alles, meinte Ranisch, nicht alle würden einen Preis bekommen, aber allein dadurch dass sie nominiert seien, würde schon ein großes Publikum auf sie aufmerksam. Das war eine bewegende Geste, die man sich auch mal für andere Preisverleihungen wünschen würde.
    Was dann in den nächsten zwei Stunden folgte war das ganze Spektrum jungen Filmschaffens in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit dabei auch sehr Politisches, wie etwa der Kurzfilm "Sadakat" von Ilker Catak:
    "In 25 temporeichen Minuten wird die Situation während der Demonstrationen auf dem Taksim-Platz in Istanbul geschildert, eine junge Medizinerin verhilft einem gesuchten Demonstranten zur Flucht, daraufhin gerät ihre Familie ins Visier der Polizei. Nicht wenig für einen Kurzfilm."
    Persönliche Einblicke in die Leben und das Denken der Regisseure
    Der wohl interessanteste Film "After Spring Comes Fall" ging bis auf den Michael Ballhaus-Kamerapreis leider leer aus, dabei erzählt er eine beklemmend aktuelle Geschichte. Eine junge Frau namens Mina muss aus Damaskus fliehen, als dort der Krieg immer näher kommt - im Exil in Berlin wird sie gezwungen, für den syrischen Sicherheitsdienst zu arbeiten und Dissidenten zu verraten:
    "Das war so nicht abgesprochen... Gar nichts war abgesprochen... wir sind auf der gleichen Seite Mina... es gibt keine Gewinner im Krieg..."
    Der Film war der Jury offensichtlich filmisch nicht originell genug, dabei ist die Geschichte hoch spannend. Stattdessen wurden in den Kategorien "Mittellanger" und "Abendfüllender Spielfilm" zwei Kammerspiele ausgezeichnet, beide auf ihre Art sehr beklemmend: In "Ma folie" wird ein junger Mann, gespielt von Sabin Tambrea langsam aus Eifersucht zum Psychopathen. Ein anderes Kammerspiel mit dem Titel "Alles wird gut" lässt einen Vater, gespielt von Simon Schwarz, zu einer Art Kindesentführer werden, auch wenn zunächst alles ganz normal anfängt, doch plötzlich ändert sich etwas:
    "Papa, ich möchte nach Hause... alles wird gut... versprochen... alles wird gut!"
    Die fünf nominierten Dokumentationen des "First Steps Award" lieferten zuweilen sehr persönliche Einblicke in die Leben und das Denken der jeweiligen Regisseure. Und das obwohl man oft die Regisseure nicht im Bild sieht, meinte die Laudatorin und Doku-Regisseurin Annekatrin Hendel:
    "Bei jedem Dokumentarfilm kann man dem Regisseur bis aufs Rückenmark schauen, wenn man das gerne möchte, der Film als Film muss natürlich funktionieren und der muss uns verführen, nachzudenken und uns unterhalten zu fühlen, und was auch immer. Das ist das Wichtige und es war wirklich in diesem Jahr so, dass ganz viele Filme das gemacht haben mit uns mit der Jury, kann ich so sagen, ja."
    Ein ganz neuer Blickwinkel
    Den Preis für die beste Dokumentation bekam Levin Peter. Der Regisseur fand einen Stapel alter Fotos seines Großvaters, sie zeigen ihn während des Zweiten Weltkriegs in der Ukraine. Peter befragte daraufhin seinen Opa zu dieser Zeit - herausgekommen ist die Doku "Hinter dem Schneesturm". Doch was ist an der Geschichte neu, mag man fragen? Levin Peter:
    "Ich glaub, was neu ist, dass das Enkel machen. Und das habe ich daran gemerkt, als ich das angefangen habe mit meinem Großvater zu machen, da habe ich gemerkt dass ich eine andere Freiheit habe. Und als ich meinem Vater von der Filmidee erzählt habe, habe ich gemerkt, wie unfrei er damit ist. Und das hat mir viel Mut gemacht und ich habe das als Chance gesehen und ich glaube das ist auch von meiner Generation die Chance."
    Und doch wirkt Peters Großvater im Film seltsam uneinsichtig, falls er Schuld auf sich geladen hat, räumt er das seinem Enkel gegenüber nicht ein. Doch um Schuld gehe es dabei gar nicht, erklärt Levin Peter:
    "Der Grund warum ich bei ihm war ist ein ganz persönlicher, das habe ich aber auch erst jetzt begriffen, nachdem der Film fertig ist, ich wollte ihm wieder nahe sein können. Und ich wusste dass ich das nur kann, wenn ich weiß, was auf den Fotos abgebildet ist und was dahinterliegt."
    So erfährt manches vielleicht schon mal erzählte Thema bei den "First Steps Awards" einen ganz neuen Blickwinkel. Die ganz großen Filmkarrieren sind durch den Nachwuchspreis zwar noch nicht entstanden, aber die Branche hat die Jungen dennoch im Blick. Der Berliner Filmjournalist Knut Elstermann, der mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde, meinte jedenfalls treffend: Die nominierten Regisseure und Filmkreativen bräuchten eigentlich keinen Nachwuchspreis mehr - sie seien alle schon ausgebildete Talente - man darf auf ihre nächsten Arbeiten gespannt sein.