Rechtsstreit
Warum der Deutsche Skiverband gegen den Weltverband klagt

Die Unwissenheit über die wirklichen Absichten des Weltverbands FIS, treibt viele nationale Skiverbände im Vermarktungsstreit zur Weißglut. Die Verbände sind auf das Geld aus den Weltcups zwingend angewiesen. Deswegen ziehen sie jetzt vor Gericht.

Johannes Knuth im Gespräch mit Marina Schweizer |
FIS-Präsident Johan Eliasch
Bislang haben die nationalen Ski-Verbände ihre Weltcuprennen selbst vermarktet. Doch FIS-Präsident Johan Eliasch will den Weltcup zentral vermarkten und neue Märkte in den USA, China und Saudi-Arabien erschließen. Jetzt ziehen die Verbände vor Gericht. (IMAGO / Mario Buehner-Weinrauch)
Der Deutsche Skiverband (DSV) klagt gegen die Ski-Weltverband FIS. Hintergrund ist eine geplante Änderung in Sachen TV-Vermarktungsrechte ab der Saison 2025/26, die weitere Märkte erschließen soll. Ab dann möchte der Ski-Weltverband die Bildrechte des Weltcups zentral vermarkten. Der österreichische Skiverband reichte bereits Klage ein – und der DSV tut es ihm jetzt gleich.
Streitpunkt ist die Vermarktung: Bisher haben die nationalen Ski-Verbände ihre Rennen selbst vermarktet. Doch der umstrittene FIS-Präsident Johan Eliasch will, dass die Bildrechte ab der Saison 2025/26 zentral vermarktet werden, um so neue Märkte zum Beispiel in den USA, China und Saudi-Arabien zu erschließen. Der Streit läuft mittlerweile seit über zwei Jahren.

Verbände mussten Druck erhöhen

Der Konflikt zwischen Weltverband und nationalen Verbänden sei festgefahren und vertrackt, sagte Johannes Knuth, Sportredakteur bei der Süddeutschen Zeit, im Deutschlandfunk. "Die Verbände müssen sich absichern." Auf dem herkömmlichen Verhandlungsweg gebe es keinerlei Vorankommen. Es sei keine Einigung in Sicht. Dabei hätten auch die Verbände eigene Interessen. "Sie mussten den Druck erhöhen und zeigen, dass sie es wirklich ernst meinen", sagte Knuth.
"Den Verbänden geht es darum, dass der Haushalt stimmt", bilanziert Knuth. Sie bräuchten das Geld aus dem Weltcups, um andere weniger populäre Sportarten oder den Nachwuchssport zu finanzieren. Vom Ski-Weltverband bestehe auf der anderen Seite das Interesse, dass Potential vom Weltcup bestmöglich auszuschöpfen. Die Skiverbände würden in diesem Punkt aber nicht ehrlich genug informiert.

Knuth: "Bewegen uns in einer gigantischen Nebelwolke"

„Wir sehen nirgends klare Zahlen“, sagte auch Journalist Knuth. „Es ist absolut legitim, dass man einen Weltcup auch wirklich weltumspannend stattfinden lässt. Aber dann kommen sehr widersprüchliche Aussagen darüber zurück, was es dort an Anlagen gibt und ob die Interessen von Weltcup-Veranstaltern noch da sind. So bewegen wir uns in einer gigantischen Nebelwolke und wissen gar nicht konkret, was ist greifbar." Diese Unwissenheit würde viele nationale Skiverbände zunehmend zur Weißglut treiben, sagte Knuth.
Das der umstrittene FIS-Präsident Johan Eliasch seinen Hut auch für die Bewerbung für den Posten des IOC-Präsidenten in den Ring geworfen hat, sieht Knuth kritisch. Zu intransparent gehe der britisch-schwedische Milliardär mit seinen genauen Verflechtungen zu seinem ehemaligen Sportartikelhersteller Head um. Nach seiner Wahl zum Präsidenten des Internationalen Skiverbands, war Eliasch umgehend als CEO von Head zurückgetreten, aber offenbar ist er dort noch immer in einer Form aktiv.
Erst im Juli war Eliasch als eines von acht neuen IOC-Mitgliedern gewählt worden. Dort erhielt der umstrittene Präsident allerdings nur 64 von 92 möglichen Stimmen. "Das ist für IOC-Verhältnisse eigentlich eine Ohrfeige", sagte der Experte für den Skisport.
Der SZ-Journalist ist skeptisch, wie Eliasch die IOC-Mitglieder für sich gewinnen will. „Rein inhaltlich sehe ich da nichts, wie er die Mitglieder überzeugen will.“
Gewählt wird der neue IOC-Präsident Mitte März 2025 in Athen.