Nur noch ein letzter, bereits für 2021 angekündigter Essayband zum 80. Geburtstag der vielfach ausgezeichneten Autorin Monika Maron soll im S. Fischer Verlag erscheinen. Dann ist nach fast 40-jähriger Zusammenarbeit Schluss. Das bestätigte der Frankfurter Verlag gestern, ebenso wie den Grund für die Trennung: Marons politische Haltung. Zum Ausdruck käme sie etwa in einer Veröffentlichung der Autorin bei der Edition Buchhaus Loschwitz. Diese wird im rechtskonservativen Antaios-Verlag des Verlegers Götz Kubitschek vertrieben. "Man kann nicht bei S. Fischer und gleichzeitig im Buchhaus Loschwitz publizieren", so die Verlegerische Geschäftsführerin der S. Fischer Verlage, Siv Bublitz.
Ein Beispiel für die vielbeschworene "Cancel Culture"? Die Literaturwissenschaftlerin Andrea Geier verneint das entschieden. Sie sieht in der Trennung "weder einen Skandal noch ein problematisches Anzeichen für eine Veränderung im Verlagswesen oder gar bei S. Fischer." Im Zentrum stünde nicht die Frage, ob Marons schriftstellerisches oder essayistisches Werk problematisch, publizierbar oder gar genießbar sei. Vielmehr entscheide der S. Fischer Verlag, mit wem er zusammenarbeiten wolle und mit wem nicht. Das sei eine "ganz freie Entscheidung eines Verlags und nur darum geht es momentan", so Geier.
Auseinandersetzung um Maron nicht neu
Es bestünde zwar das Narrativ, dass Verlage eine Heimat für ihre Autorinnen und Autoren seien. Wenn es eine lange Phase der Zusammenarbeit gegeben habe, könne man davon ausgehen, auch einen Vertrag für das nächste Buch abschließen zu können: "Aber es wird eben trotzdem immer von Buch zu Buch entschieden. Und die Auseinandersetzung um die öffentliche Person Monika Maron ist nicht neu", sagte Geier. Zwar dürfe man Aussagen und Haltungen von Marons literarischen Figuren nicht auf die Autorin übertragen. Die meldete sich jedoch auch als öffentliche Person mit undifferenzierter Islamkritik zu Wort und mit Vokabular aus neurechten Diskursen.
Damit knüpfe die deutsche Schriftstellerin, die von 1951 bis 1988 in der DDR lebte, laut Geier nicht an ihre Rolle als Querdenkerin oder Störenfried an. Man müsse unterscheiden "zwischen einer Monika Maron, die eine produktive, kritische, intellektuelle Autorin in den 90ern war und den Positionen, die sie heute im Diskurs vertritt", so die Literaturwissenschaftlerin. "Es gibt produktiv provokative Beiträge in der Debattenkultur und es gibt abseitige. Die kann man auseinanderhalten."
Marons Texte bleiben wichtig
Monika Marons Texte bleiben laut Geier indes wichtig für die Frage, wie über Macht, Identitätsfindung und Antifaschismus geschrieben und gestritten werde. 1981 hatte der Fischer-Verlag Marons in der DDR verbotenen Debütroman "Flugasche" veröffentlicht. Es bestünde kein Anlass, das Werk der Autorin jetzt neu zu beurteilen und nach Verbindungslinien zu heutigen Diskussionen zu suchen, sagte die Germanistik-Professorin. Marons Texte werde sie weiterhin in ihren Seminaren an der Universität Trier unterrichten.
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