Im Oktober waren bereits die Fangquoten für die Ostsee festgelegt worden. Nun standen die Mengen für Nordsee, Atlantik und Schwarzes Meer auf der Agenda. Und die waren teils sehr umstritten. Wie Diplomaten berichten, habe es harte Verhandlungen gegeben, vor allem um die spanischen, portugiesischen, französischen und britischen Quoten. Nach zwei Tagen Diskussion konnte dann Fernand Etgen, zuständiger Minister der luxemburgischen Ratspräsidentschaft, am frühen Morgen vor die Presse treten:
"Das Abkommen stützt sich auf die wissenschaftlichen Gutachten des Internationalen Rates für Meeresforschung und steht im Einklang mit den Zielen der gemeinsamen Fischereipolitik."
Nach der großen Fischereireform im Jahr 2013 geht es dabei vor allem darum, eine gesunde Bestandsgröße aufrecht zu erhalten. Außerdem, so erklärt EU-Umwelt- und Fischereikommissar Karmenu Vella:
"Eines der Hauptziele der gemeinsamen Fischereipolitik besteht darin, dass die Bestände so befischt werden, dass wir den höchstmöglichen Dauerertrag aufrechterhalten können. Das hat im Jahr 2009/2010 begonnen mit nur fünf Beständen, die maximal befischt werden durften, heute sind wir bei 36 in der Nordsee, im Atlantik und in der Ostsee."
EU-Kommission sieht Nachhaltigkeit auf gutem Weg
Nach aktuellen Zahlen der EU-Kommission wird mehr als die Hälfte der untersuchten Bestände bereits nachhaltig befischt. Deshalb hatte die Kommission auch die Anhebung der Höchstfanggrenzen für zahlreiche Fischbestände in Nordsee und Nordatlantik vorgeschlagen. Langfristiges Ziel ist es, im Jahr 2020 alle Bestände nachhaltig zu befischen.
Trotz der bisherigen Erfolge: Die Makrelenbestände in der Nordsee sollen geschont werden - hier darf weniger gefangen werden. Gleiches soll für den Seebarsch gelten, erklärte Fischereikommissar Vella:
"Beim Seebarsch bauen wir auf die bisherigen Maßnahmen auf, für die kommerzielle Fischerei, wie auch das private Fangen. Wir bekennen uns zu Maßnahmen, die den rapiden Rückgang der Bestände bekämpfen sollen."
Umweltschützer warnen vor Überfischung
Kritik an den neuen Fangquoten kommt von der Umweltschutzorganisation Oceana. Direktor Lasse Gustavsson sprach von einer Kluft zwischen Politik und Wissenschaft und prangerte an, dass eine Überfischung europäischer Gewässer so nicht beendet würde. So würde nicht nur eine nachhaltige Bewirtschaftung der Fischbestände gefährdet, sondern auch der Erfolg der Fischerei selbst. Karoline Schacht vom WWF bemängelt, dass das Verbot, Beifang wieder ins Meer zu werfen, erst nach und nach eingeführt wird.
Neben dem in EU-Gewässern gefangenen Fisch, kommt bei uns überwiegend Fisch aus anderen Fanggebieten auf den Tisch: 60 Prozent der verkauften Meerestiere werden nach Angaben von Oceana außerhalb der EU-Fangzonen gefischt. So gibt es Abkommen mit zahlreichen afrikanischen Staaten, nach denen EU-Trawler die Bestände vor deren Küsten ausbeuten dürfen.