Die Lizenz für die kommende Drittligasaison scheint mit dem Einstieg von Flavio Becca beim 1. FC Kaiserslautern gesichert. Der neue Investor der "Roten Teufel" kommt aus Luxemburg und hat italienische Wurzeln. Der 56-Jährige ließ am Freitag mitteilen, es sei nicht sein Ziel, beim FCK ausschließlich Feuerwehrmann zu spielen. Er wolle den Klub langfristig begleiten – mit dem Ziel, irgendwann in die erste Bundesliga zurückzukehren.
Klingt gut, doch die Fans des 1. FC Kaiserslautern sind noch unentschieden, was sie vom neuen Investor halten sollen. "Da habe ich kein Problem mit, der Mann hat genügend Geld, der will natürlich irgendwann auch Geld hier verdienen, wahrscheinlich mit den Immobilien, die er machen will hier rund ums Stadion". Ein anderer ist enttäuscht: "Ich bin tief traurig, dass es dieser Investor ist, weil, ich sag ganz ehrlich: Ich hab kein so großes Vertrauen. Ich kenn ihn nicht, ich weiß auch nicht was er so macht. Da wär's für mich besser gewesen, jemand käme aus der Region, wenn sie dasselbe geleistet hätten." Und noch ein anderer meint: "Was die optimale Lösung ist wird sich herausstellen in ein paar Jahren. Aber im Moment sieht's so aus, dass der Herr Becca der bessere Investor ist".
"Da, wo Flavio ist, ist Erfolg."
Fest steht, Sport ist für Flavio Becca kein Neuland. Sein Einstieg beim FCK reiht sich ein in eine Vielzahl anderer sportlicher Engagements, sagt der kaufmännische Geschäftsführer des 1. FC Kaiserslautern, Michael Klatt: "Natürlich haben wir uns auch kundig gemacht, haben festgestellt, dass er im Radsport erfolgreich war, im Motorsport und auch in anderen Fußballvereinen. Und da merkt man dann schon, mit welchem Ehrgeiz, mit welchen Elan er diese Themen angeht. Und in den meisten Fällen ist es ja so, dass da, wo Flavio Becca ist, ist Erfolg. Ich hoffe, dass es beim FCK genauso sein wird." Zunächst wird Flavio Becca dem FCK mit einem 2,6 Millionen Euro-Darlehen die Lizenz sichern. In den kommenden fünf Jahren sollen dann mehr als 20 Millionen Euro in den Klub fließen, sagt Klatt weiter.
Neben sportlichen Erfolgen und der Möglichkeit, seinen Energydrink "Leopard" in den deutschen Markt zu bringen, sieht Becca in Kaiserslautern aber offenbar noch mehr Möglichkeiten, Geschäfte zu machen, erklärt Kaiserslauterns Oberbürgermeister Klaus Weichel: "Flavio Becca hat natürlich mehr vor, als in den FCK zu investieren, also in die Mannschaft zu investieren. Er interessiert sich für Flächen in der Stadt. Da sind Verhandlungen geführt worden. Wir haben das Gelände vorgestellt. Und ich denke, das wird auch der nächste Schritt sein, dass wir mit Flavio Becca da wieder zusammenkommen in allernächster Zeit."
Immobilien locken den Investor
Konkret geht es um das Gelände des ehemaligen Nähmaschinenherstellers Pfaff – ein Sahnestück mitten in Kaiserslautern, das mit großem Aufwand erschlossen wird und das zu einem Vorzeigeobjekt der Stadt werden soll. Außerdem soll Becca auch Interesse an weiteren Grundstücken rund um das Fritz Walter-Stadion, sowie am Stadion selbst haben. Die Verhandlungen mit Becca über einen Einstieg beim FCK haben unter anderem die beiden Geschäftsführer Martin Bader und Michael Klatt geführt.
In einem sogenannten Letter of Intent, in dem beide Seiten bestätigen, dass sie beabsichtigen, einen Vertrag zu schließen, stand dann die Forderung Beccas, dass Aufsichts- und Beiratsmitglied Michael Littig zurücktreten solle. Er soll ihn als Unruhefaktor wahrgenommen haben, allerdings haben sich Becca und Littig nie persönlich getroffen. Nur dann würde Becca einsteigen. Eine unerwartete Wendung, erklärt FCK-Geschäftsführer Klatt: "Es wurde dann Thema, Ende April, Anfang Mai, als die gesamte Geschäftsführung zur Disposition gestellt wurde in der Öffentlichkeit. Da hat der Investor gesagt, ich möchte mit dem Verhandlungsteam auch künftig zusammenarbeiten. Und im Grunde genommen ist seine Bedingung so zu interpretieren gewesen – so habe ich es zumindest verstanden – dass er Ruhe in dem Verein haben will, damit man sich auf die Themen konzentrieren kann, die für uns wichtig sind und in Ruhe an diesen Themen arbeiten kann."
CDU-Politiker Michael Littig ohne Konzept?
Nachdem Michael Littig, der in Kaiserslautern für die CDU im Stadtrat sitzt und deren Spitzenkandidat ist, einen Rücktritt abgelehnt hatte, stand die Lizenz für den FCK wieder auf der Kippe. Denn – so hieß es zunächst – Flavio Becca wolle unter diesen Umständen nicht mehr einsteigen. Auf einer Sitzung zauberte Littig dann regionale Geldgeber aus dem Hut. Die sollen ein ähnliches Angebot wie zuvor Becca unterbreitet haben. FCK-Geschäftsführer Klatt sagte, er habe sich gefreut, dass es ein zweites Angebot gegeben habe, aber: "Das Angebot der regionalen Investorengruppe kam sehr spät. Das hat sich als Problem dargestellt, weil es dann doch ein langer Weg ist zwischen einer Absichtserklärung, einer E-Mail, einer Ideensammlung und einem Vertragswerk. Da wir mit Herrn Becca schon seit fünf, sechs Monaten in Gesprächen sind, ist es ja auch nicht verwunderlich, dass wir da deutlich weiter waren und da uns hier die Zeit davonläuft, war das sicherlich auch ein wesentliches Kriterium."
Michael Littig sagte in einem Telefonat mit dem Deutschlandfunk, die regionale Investorengruppe habe dem FCK angeboten, sofort drei Millionen Euro Eigenkapital einzulegen, um damit zunächst die Lizenz zu sichern. Das sei eine kurzfristige Entscheidung gewesen, nachdem das Angebot des Luxemburgers Becca vom Tisch zu sein schien. Wegen der Kurzfristigkeit habe es noch kein fertiges Konzept gegeben, aber die Gruppe habe signalisiert, dass sie bereit sei, künftig mehr Geld in den FCK zu investieren.
Diese lockere Zusage der regionalen Investorengruppe hatte die FCK-Kreditgeber Quattrex und Lagardere aber offenbar nicht überzeugt. Die drohten nämlich, sie würden dem Klub kein weiteres Geld mehr geben. Damit hätten dem FCK drei bis vier Millionen Euro gefehlt.
Knappe Abstimmung führt zum Rücktritt
Die entscheidende Beiratssitzung des FCK fand am vergangenen Donnerstag statt. Drei der fünf Beiräte stimmten für das Angebot des Luxemburger Bauunternehmers Becca. Zwei für die regionalen Investoren. Nach der Abstimmung blieb Beiratsmitglied Michael Littig nichts anderes übrig als zurückzutreten. Denn sonst hätte der FCK kein Geld bekommen und wäre wohl einer Insolvenz nahe gewesen. Littig sagte, er wolle jetzt nicht mehr zurückblicken, für ihn sei nur wichtig, dass der FCK die Lizenz bekomme.
Der Einstieg eines Investors gibt der sportlichen Leitung und dem Trainerteam des FCK jetzt die Möglichkeit, die Planungen für die neue Saison voranzutreiben. Damit dann – so hoffen die Fans – endlich der Aufstieg in die zweite Liga gelingt.