Wer kann's besser - Fledermäuse oder Delfine? Wer von beiden hat das bessere Ultraschall-Orientierungssystem, um sich in seiner Umwelt zurechtzufinden? Um eine Antwort zu finden, machte sich Laura Kloepper an einen Vergleich. Zunächst nahm sich die Biologieprofessorin vom Saint Mary's College in den USA die Fledermäuse vor.
"Eine Fledermaus kann laute Ultraschall-Pulse erzeugen. Treffen diese Pulse auf ein Hindernis, prallen sie als Echo zurück. Und mit Hilfe dieser Echos kann sich das Tier auch bei Dunkelheit ein Bild der Umgebung machen."
Wir Menschen können diese Ultraschallsignale nur hören, wenn man sie in Zeitlupe abspielt, mit zehn Prozent der Originalgeschwindigkeit. Doch was, wenn die Fledermaus nicht alleine durch die Gegend flattert, sondern in einem Schwarm mit Tausenden von Artgenossen?
Fledermäuse im Schwarm - wildes Ultraschall-Geschnatter
Dann herrscht ein wildes Ultraschall-Geschnatter, und jedes Tier muss zusehen, wie es in diesem Chaos seine eigenen Echos erkennt. Um herauszufinden, wie die Tiere das anstellen, schickte Kloeppers Team eine mit Mikrofonen ausstaffierte Drohne in einen Fledermausschwarm.
"Wir nutzten auch eine biologische Drohne - einen dressierten Falken. Wir versahen ihn mit Sensoren und ließen ihn durch einen Fledermausschwarm fliegen, um so an unsere Messdaten zu kommen."
Das Resultat: Um mit dem akustischen Störfeuer fertig zu werden, wenden die Tiere gleich mehrere Tricks an.
"Offenbar können Fledermäuse die Tonhöhe ihres Rufs verändern - und gleichzeitig die Abstände zwischen den Signalen. Und meine Daten zeigen, dass das in den feinsten Nuancen passiert."
Dadurch gerät der Ruf zu einer Art akustischem Fingerabdruck. Er ist für jede Fledermaus anders und erlaubt es ihr, die richtigen Echos aus dem Ultraschall-Salat zu fischen.
Dank individueller Note behalten die Tiere den Durchblick
Und wie schneiden die Kontrahenten bei dieser Aufgabe ab - die Delfine? Das wollte Kloepper bei Experimenten in einem Schwimmbecken herausfinden: Während die Meeressäuger sich per Ultraschall orientierten, spielte sie ihnen per Lautsprecher Störsignale zu - und analysierte, wie die Tiere damit zurechtkamen. Das Ergebnis:
"Auch Delfine scheinen sehr individuell zu reagieren: Während ein Tier die zeitliche Abfolge der Ultraschall-Klicks variierte, veränderte ein anderes die Frequenz der Signale."
Ein Unentschieden also? Nein, meint Laura Kloepper. Auch wenn die Delfine gut mit Störsignalen umgehen, sieht sie den Vorteil klar bei den Fledermäusen.
Punktsieg für die Fledermäuse
"Ich denke, die Fledermäuse sind die Gewinner. Ihre Rufe sind rund 20-mal länger als die kurzen Klicks der Delfine, also können sie viel mehr Nuancen hineinstecken. Und deshalb halte ich ihr Ortungssysteme für flexibler als das der Delfine."
Was aber, sagt sie augenzwinkernd, schlicht damit zu tun haben könnte, dass sie von Haus aus Fledermausforscherin ist. Ein Delfinexperte würde die Messdaten womöglich ein wenig anders interpretieren.