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Fleisch aus der Retorte
"Die Idee ist, dass Fleisch nichts anderes ist als Muskelgewebe"

Künstliches Fleisch aus der Retorte wird für Investoren langsam interessant, aber ist es auch schon marktreif? Arianna Ferrari vom Karlsruher Institut für Technologie ist skeptisch. "Die Produktion ist möglich, aber in kleinem Maße", sagte sie im Dlf.

Arianna Ferrari im Gespräch mit Georg Ehring |
    Auslagen in einer Fleisch-und Wursttheke
    Im Supermarkt wird es In-vitro-Fleisch vorerst noch nicht geben (dpa / Patrick Pleul)
    Georg Ehring: Künstliches Fleisch aus der Retorte kommt anscheinend der Markreife näher. PHW, die Muttergesellschaft des Agrarkonzerns Wiesenhof, beteiligt sich an dem israelischen Start-up SuperMeat, das in diesem Bereich aktiv ist. Diese Nachricht lief heute früh über die Agenturen. Der Vorstandsvorsitzende von Wiesenhof, Peter Wesjohann, sagte der Deutschen Presseagentur, er gehe davon aus, dass es in einigen Jahren eine Nachfrage nach künstlich erzeugtem Fleisch geben werde. Am Telefon begrüße ich jetzt Arianna Ferrari. Sie hat am Karlsruher Institut für Technologie über künstliches Fleisch geforscht. Guten Tag, Frau Ferrari!
    Arianna Ferrari: Guten Tag!
    Ehring: Frau Ferrari, würden Sie so etwas denn bedenkenlos essen?
    Ferrari: Nein, ehrlich gesagt, ich würde das nicht essen, aber ich bin ja jetzt unbedingt repräsentativ für die Gesellschaft.
    Ehring: Warum würden Sie es nicht essen?
    Ferrari: Weil ich seit vielen, vielen Jahren vegetarisch beziehungsweise vegan lebe und nicht mehr an den Geschmack von Fleisch gewohnt bin. Deswegen wäre ich nicht eine potenzielle Konsumentin.
    Ehring: Wovon reden wir genau? Wie wird so ein Fleischersatz erzeugt, woraus besteht er?
    Ferrari: Die Idee von In-vitro-Fleisch ist, Fleisch zu essen, ohne dabei die ganzen Tiere zu züchten und zu töten. Es werden von einem Tier muskuläre Stammzellen entnommen mittels einer Muskelbiopsie, und dann werden sie auf der Petrischale gezüchtet und sie laufen durch verschiedene Stadien, und dann werden sie praktisch Muskelgewebe. Die Idee ist, dass Fleisch nichts anderes ist als dieses Muskelgewebe.
    "Die Produktion ist möglich, aber in kleinem Maße"
    Ehring: Wie weit ist die Entwicklung schon?
    Ferrari: Also ganz auf dem letzten Stand sind wir natürlich im Projekt nicht, weil bestimmte letzte Schritte dann als Geheimnis von dem Start-up oder von den Firmen gedeckt sind. Aber der Durchbruch der Forschung gelang bereits 2013, als Mark Post, Forscher aus Maastricht und Universitätsprofessor, in einer Art Pressekonferenz seinen ersten Burger aus Rinderstammzellen präsentierte. Diese Pressekonferenz war so etwas wie eine Pressekonferenz und Kochshow. Zwei Kochexperten haben diesen Burger probiert. Es gibt mittlerweile auch aus anderen Tierarten Fleischpräparate, und ich würde sagen, das ist auf dem Stand von Prototypen, was wir kennen von anderen Produkten zum Beispiel. Das Problem ist, das In-vitro-Fleisch existiert, aber es gibt immer noch kein Verfahren für eine großskalige Produktion, für eine industrielle Produktion. Die Produktion ist möglich, aber in kleinem Maße.
    Ehring: Das Produkt ist also ziemlich teuer noch.
    Ferrari: Es ist ziemlich teuer, wobei die Innovatoren, also diejenigen, die daran forschen, häufig sagen, dass der Preis gesunken ist. Ganz genau weiß es man nicht. Sehr viel hängt davon ab, wie teuer dieser Wachstumsfaktor ist. Wachstumsfaktor ist ein Präparat, um die Zelle wachsen zu lassen auf der Petrischale, und das ist sozusagen momentan noch sehr teuer. Das ist, glaube ich, aufgrund unserer Ergebnisse, der Grund, warum die Herstellung von In-vitro-Fleisch immer noch so teuer ist.
    Aber die Innovatoren forschen daran, dass diese ganzen Präparate, um die Zelle wachsen zu lassen, günstiger werden und auch sicherer.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.