"Ich verkaufe vor allem Selfie-Sticks. Es läuft aber nicht so recht, es ist schwer. Ich mag diese Arbeit nicht, dieses Hin- und Her in der Hitze, aber einen besseren Job kann ich nicht finden. Also bleibt mir nichts anderes übrig. Soll ich etwa zum Dieb werden, um zu überleben?"
Als fliegender Händler komme er auf einen Tagesumsatz von gerade einmal zehn bis fünfzehn Euro. Mehr sei nicht drin, sagt Hasan und wischt sich die Schweißperlen aus dem Gesicht.
Hasan besitzt keine Aufenthaltserlaubnis und ohne Papiere sei die Chance eine normale, einigermaßen gut bezahlte Arbeit zu finden, gleich null. Hinzu kommt die Angst, von der Polizei jederzeit erwischt und ins Gefängnis gesteckt zu werden, sagt er leise und schaut sich vorsichtig um. So habe er sich das Leben in Europa nicht vorgestellt. Trotzdem: Über die sogenannte Balkanroute in reichere Länder zu gelangen, zum Beispiel nach Deutschland, sei für ihn nie infrage gekommen, sagt er.
"Viele sind nach Deutschland gegangen, aber sie finden auch dort keine Arbeit. Sie bekommen dort zwar 300 Euro vom Staat, wenn sie aber etwas zu essen kaufen und zum Anziehen, ist das Geld schon futsch. Also, was soll ich da? Ich möchte hier Papiere bekommen, ich will nicht ständig das Land wechseln. "
Ein Teufelskreis
Doch ohne eine legale Arbeit auch kein legaler Aufenthalt - ein Teufelskreis, aus dem der junge Mann in Zeiten der Krise nicht ausbrechen kann.
Bekannte, die nach Deutschland gegangen sind, hat auch der 43-jährige Amin. Auch er kommt aus Bangladesch und verdient sein Geld als fliegender Händler. Und auch er möchte seinen Nachnamen nicht nennen.
Enttäuschte Erwartungen
Viele seiner Landsleute machten sich mit hohen Erwartungen auf die Reise nach Zentraleuropa, sagt der kleine Mann im gelben Poloshirt, doch für die meisten entpuppte sich diese Reise als Albtraum.
"In Deutschland hatten sie große Schwierigkeiten, viele wurden schon zurück geschickt. Hier in Griechenland geht es ja einigermaßen. Auch wenn es nur wenig Jobs gibt.
Ich habe in Mytilini gearbeitet, Erdbeeren in Manolada gepflückt, nun arbeite ich drei Monate hier am Strand und verkaufe Kleider für fünf, sechs oder auch drei Euro. Am Ende des Tages komme ich vielleicht auf zwanzig, fünfundzwanzig Euro."
Er selbst versucht, nur mit dem Nötigsten auszukommen, sagt Amin. Den Rest schicke er seiner Familie nach Bangladesch.
"Ich habe Frau und Kind. Ich bin seit sechs Jahren hier und sechs Jahre lang habe ich weder sie noch meine Eltern oder meine Schwester gesehen. Mein Sohn war vier Monate alt, als ich gegangen bin. Wir sehen uns nur über Skype. Was soll man machen!"
Verabschieden vom großen Traum
Amin besitzt die sogenannte rote Karte. Sie belegt, dass er nach dem alten System vor der Asylreform von 2013 in Griechenland einen Asylantrag gestellt hat. Damit darf er zwar nicht arbeiten, er darf aber immerhin nicht abgeschoben werden.
Chancen, tatsächlich Asyl zu bekommen, hat er als Bangladescher so gut wie keine. Bis zur Entscheidung über seinen Antrag gewinnt er aber Zeit.
Zeit, in der er seiner Frau und seinem Kind in der Heimat weiterhin finanziell unter die Arme greifen kann. Das sei immer noch besser als vom Traum eines besseren Lebens in Deutschland mitgerissen zu werden und dann eine Bruchlandung zu erleiden, sagt er.