"Das ist eine Magnetiksonde, einfach zum Aufspüren von metallischen Gegenständen." Alexander Drechsler hält ein grünes Rohr in der Hand und läuft langsam über das Gras. Hin und her, Reihen im Abstand von einem halben Meter. Senkrecht zum Boden misst die Magnetiksonde bis in Tiefen von fünf Metern.
"Wir messen damit eigentlich das Erdmagnetfeld und wenn es einen Metallkörper im Boden gibt, der ein eigenes Metallfeld hat, dann stört das das Magnetfeld der Erde und diese Störung messen wir mit diesem Gerät. ... Ich würde sagen in den letzten fünf, sechs Jahren ist das angestiegen, weil mehr gebaut wird und anders gebaut wird. Früher sind auch Baustellen fertiggestellt worden, ohne dass wir Bescheid wussten. Das ist heutzutage nicht mehr der Fall. Glücklicherweise."
Alexander Drechsler arbeitet bei einer Münchner Firma, die auf geologische Messungen spezialisiert ist. Jeden Tag sucht er mit dem Spezialgerät oder einem GPS-Messwagen Baustellen, geplante Baufelder oder auch potentielles Bauland nach Fliegerbomben, Granaten oder Minen aus dem Zweiten Weltkrieg ab. Bis zu 26 Hektar groß sind seine Arbeitsflächen bereits gewesen. Auch wenn es immer häufiger Selbstzündungen der Blindgänger gibt bleibt er gelassen.
"Langzeitzünder ist eigentlich nur eine Säure, die auf eine Zelluloidscheibe wirkt und wenn die Bombe senkrecht im Boden steckt, dann kommt die Säure nicht zur Zelluloidscheibe, aber auch die Zelluloidscheibe wird immer instabiler mit der Zeit, deswegen ist von da auch von einer Gefährdung auszugehen."
Abertausende Blindgänger dürften noch in München und im Umland liegen, ist sich der Geologe Drechsler sicher. Aber auch in Nürnberg rechnet die Stadtspitze jeden Tag mit einem neuen Fund. Niemand weiß es genau, trotz der Luftbildaufnahmen, die die Alliierten bereits in den 1970er-Jahren dem Bayerischen Luftbildarchiv übergaben.
Bombenfunde der Polizei melden
Im Münchner Norden in einem Bunker liegen die Blindgänger: von 200 bis 1000 Kilogramm - entschärft und sorgfältig beschriftet vom Team um Martin Tietjen vom Sprengkommando München. Die meisten Bomben sind zwar äußerlich mit Rost überzogen, im Inneren aber fast wie neu – trotz ihres Alters, sagt Tietjen: "Also der Zustand äußerlich hängt immer davon ab wo sie liegen, wie tief sie liegen und welchen Einwirkungen darauf stattgefunden haben. Innen sind die Bomben wie neu, auch die Gewinde sind noch gängig, was wir natürlich als vorteilhaft empfinden ganz klar."
Im bayerischen Innenministerium laufen die Meldungen über Bombenfunde zusammen. Laut Statistik gab es 2012 und auch 2013 keine nennenswerte Häufung von Selbstzündern oder Bombenfunden, so Sprecher Oliver Platzer: "Wir haben in etwa 60 Tonnen Weltkriegsmunition oder Kampfmittel pro Jahr immer wieder beseitigt. Diese Zahl schwankt statistisch gesehen um zehn Tonnen mehr oder weniger in den vergangenen Jahren. Die Feststellung, dass mehr gefunden wird als früher, kann ich statistisch gesehen nicht bestätigen."
Mehr als 60 Jahre dürfte die Räumung aller Blindgänger in Deutschland noch dauern, haben Wissenschaftler errechnet. Unbekannte Fundstücke in Wäldern, auf Feldern oder auch in Städten sollten deshalb immer der Polizei gemeldet werden, rät Experte Tietjen.
"Also wenn Privatpersonen Kampfmittel finden oder sie haben den Verdacht, es könnte eines sein, dann die Polizei informieren, die wird uns informieren, in der Regel weiß man dann schon Bescheid. Wenn Sie die Möglichkeit haben, machen Sie ein Foto, schicken es per email, die leiten es an uns weiter, das geht mittlerweile sehr fix alles."