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Flirt mit den Ultrarechten

Am Sonntag wurde in Schweden gewählt. Die Schwedendemokraten feiern das Ergebnis als historisches Moment: Die Rechtspopulistische Partei zieht zum ersten Mal ins Parlament ein.

Von Alexander Budde |
    Jubelnde Begeisterung als Jimmie Akesson am späten Abend zu den versammelten Parteifreunden spricht. Der jugendliche Vorsitzende, Jahrgang 1979, preist den Einzug der Schwedendemokraten ins Parlament als historischen Sieg. Und beklagt noch einmal lautstark die vermeintlich schlechte Behandlung durch die Medien und die Kollegen der etablierten Parteien.

    Dabei ist die kleine Partei am Wahlabend in aller Munde. In ihrem abgelegenen Versammlungspokal in einem Hafenquartier der Hauptstadt Stockholm drängen sich mehr Journalisten als Parteimitglieder. Umso eifriger quittiert die Basis jede neue Hochrechnung mit Sprechgesängen und Freudentänzen.

    "Wunderbar! Darauf haben wir lange gewartet. Ich wurde mit Eiern beworfen, bedroht und belästigt. Aber das Leid und die Mühen haben sich gelohnt."

    "Wir Schweden sind so politisch korrekt. Und dennoch haben wir es geschafft. Die Leute sind endlich aufgewacht. Denn wir haben jetzt ein Programm, das den ganz gewöhnlichen Svensson anspricht."

    Die Partei entstand Mitte der 80er-Jahre im Milieu der neonazistischen
    White power-Bewegung und ihrer jugendlichen Skinhead-Subkultur. Doch die Rechtspopulisten verordneten sich nach einer Serie von Misserfolgen ein neues, weicheres Profil. 2005 stellte sich Jimmie Akesson mit einigen akademischen Weggefährten aus Lund an die Spitze der Bewegung. Unter ihrer Führung sei die Partei erst salonfähig geworden, sagt Daniel Poohl. Der Chefredakteur der antirassistischen Zeitschrift "Expo" beobachtet die Rechte seit Jahren. Wie sein früherer Kollege, der verstorbene Journalist und Krimiautor Stig Larsson, hat er ein vielseitiges Buch über die Schwedendemokraten verfasst.

    "Man hat die Symbole ausgetauscht. Man duldet keine Leute mehr auf den Kundgebungen, die mit rasiertem Schädel und in Bomberjacken den Hitlergruß zeigen. Und man hat offenkundig absurde Forderungen kassiert um die Angriffsfläche zu vermindern, etwa den Ruf nach der Todesstrafe oder der Verstaatlichung des Bankwesens."

    Inzwischen nimmt man vergleichbar moderate Positionen ein: Den angeblich massenhaften Zuzug will man zugunsten einer besseren Integration der bereits im Land befindlichen Einwanderer drastisch begrenzen. Auf Gewaltdelikte sollen härtere Strafen folgen. Für die fast zwei Millionen Rentner im Land soll es mehr Geld geben. Der typische Wähler der Schwedendemokraten ist laut Demoskopen jung, männlich, arbeitslos und auf dem Lande wohnhaft, vor allem in den traditionellen Hochburgen der Partei in den südlichen Provinzen Schonen und Blekinge. Der Flirt mit den Ultrarechten sei gleichwohl mehr als nur Protest, meinen Kenner der Szene wie Daniel Poohl.

    Im vermeintlich toleranten Schweden gebe es seit Jahren ein festes Wählerpotenzial für fremdenfeindliche Parteien.

    "Viele Wähler fühlen sich weder vom linken noch vom rechten Parteienblock vertreten. Die Schwedendemokraten stellen sich heute als eine ernsthafte Alternative dar. Sie werden gewählt, weil sie Rassisten sind. Man stimmt ihrer Ansicht zu, dass die multikulturelle Gesellschaft von Übel ist."

    Als besorgter Staatsmann präsentierte sich unterdessen ihr Vorsitzender Jimmie Akesson am Ende eines turbulenten Wahlabends. Den drohenden Patt im Parlament vor Augen sei seine Partei zu Gesprächen mit allen Seiten bereit.

    "In dieser schwierigen Lage wollen wir Verantwortung übernehmen. Wir sind bereit, mit allen zu reden und zu verhandeln. Die Wahl ist vorbei. Jetzt reden wir Tacheles."