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Floto: Uni Freiburg muss Vorkommnisse detailliert aufklären

Christian Floto, Leiter der Redaktion Wissenschaft und Bildung beim Deutschlandfunk, glaubt, dass die Universität Freiburg zunächst klären muss, wie das Dopen von Sportlern organisiert und wer alles darin verwickelt war. Neben der Aufklärung des Sachverhalts müsse auch offengelegt werden, wie mit öffentlichen Geldern umgegangen worden sei, betonte Floto.

Moderation: Ulrike Burgwinkel | 24.05.2007
    "Bis zu einer Aufklärung der Angelegenheit beschließt der Klinikumsvorstand, die weitere Betreuung von Leistungssportlern, von Hochleistungssportlern - auch über den Radsportbereich hinaus - durch die Abteilung Sportmedizin ab sofort einzustellen. "

    Ulrike Burgwinkel: Das sagte Wolfgang Jäger, Rektor der Uni Freiburg, heute in der Pressekonferenz. Die Ereignisse überstürzen sich derweil, wie in den Nachrichten soeben auch schon zu hören war. Schmid und Heinrich sind entlassen, die Betreuung der Hochleistungssportler wird eingestellt, die gesamte Sportmedizin scheint gefährdet. Frage an den Leiter der Redaktion "Wissenschaft und Bildung" beim Deutschlandfunk, Christian Floto: Was bedeutet denn das jetzt für die Universität, immerhin eine der traditionsreichsten in Deutschland?

    Christian Floto: Na, es ist ja gut, dass sie handelt und dass sie auch schnell handelt. Ich habe gestern, jetzt aus journalistischer Sicht, einen Katalog von 30 Fragen sehr detailliert vorgelegt und hatte daraufhin gleich die Weiterverweisung an den Vorsitzenden der Untersuchungskommission, der natürlich, was die Universität selber, auch die Organisationsform in der Universität angeht, dazu nichts sagen konnte.

    Trotzdem war dieses Gespräch sehr interessant, und ich glaube – Fragen, wie ist eigentlich das organisiert, in welcher Funktion sind diese Ärzte tätig geworden, sind sie als Ausfluss ihres Hauptamtes oder in genehmigter Nebentätigkeit, wie viel eigentlich, was haben sie da angestellt –, das sind Fragen, die mögen detailliert klingen, aber sind eigentlich zur Aufklärung dieses Sachverhalts ungeheuer wichtig.

    Dahinter steht ja eigentlich die sehr viel grundlegendere Frage: Was geschieht hier mit öffentlichen Mitteln, die wir alle bezahlen? Was macht eine Universitätsabteilung – sie heißt ja korrekt "für präventive und rehabilitative Sportmedizin" mit der großen Infrastruktur, die sie dort von uns Steuerzahlen bezahlt bekommt? Man würde sagen, sofort – hier bei uns auch in Campus und Karriere – ja unmittelbar Lehre und Forschung. Gut, man mag in einem klinischen Kontext vermuten, dass da auch irgendwelche Patienten noch mitbetreut werden. Aber was liest man eine Liste von Kadern, die dort betreut werden. Und da ist natürlich sofort nachzufragen: Wer bezahlt das eigentlich? Da gibt es mit Sicherheit Kooperationsverträge, da muss man Punkt für Punkt dann nachschauen, wie viel Geld kommt eigentlich dann von der anderen Seite rein, und da muss man die betriebswirtschaftliche Vollkostenrechnung machen, dass man also schaut, wie viel legt der Steuerzahler möglicherweise drauf.

    Und was mit dem Geld bzw. was mit dem Sachverstand, der dann rausgeht und solche Kader betreut, geschehen kann, haben wir ja nun in einer traurigen Situation hier nun letztlich gesehen. Aber da wird die Universität sehr klar bis ins Detail Aufschluss geben müssen, bis hin zur Frage, was der Leiter dieser Abteilung eigentlich wirklich selbst für Maßnahmen organisatorisch getroffen hat, denn er ist ja immerhin der Leiter der Abteilung. Und es geht um Vorgänge, die nicht erst seit gestern im Raum stehen. Und der jetzt fristlos entlassene Professor Schmid ist geschäftsführender Oberarzt gewesen dieser Abteilung. Und da wird man sicherlich den Chef, den Professor Dickhut, fragen müssen, was er im Einzelnen organisatorisch an Sicherstellung geleistet hat, um hier ärztlichen Qualitätsstandard auch einzuhalten. Das muss ja auch alles dokumentiert sein.

    Ich denke, die Universität steht in der Pflicht der Öffentlichkeit gegenüber, dieses haarklein darzulegen, zumal Professor Dickhut nicht irgendjemand ist, sondern lange Jahre auch Präsident der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Sportmedizin gewesen ist und in dieser Funktion Nachfolger gewesen ist des ja schon früher immer wieder hinterfragten Professor Keul, in der selben Funktion in der Sportmedizin Freiburg, dem ja immer wieder Doping-Forschung vorgeworfen wurde. Und Freiburg ist leider auch ein trauriger Ort für Professor Klümper, das war ein Name aus der Radiologie, der ja mit entsprechendem Medikamenten-Mix für Sportler auch von sich Reden gemacht hat.

    Burgwinkel: Also eine ganze Menge an Informationen, was aufgearbeitet werden muss von Seiten der Uni. Die andere Seite sieht jetzt aus, wie wird es weiter mit der Finanzierung gehen, weil die Drittmittel werden vermutlich zurückgehen, der SC Freiburg hat ja wohl schon gesagt, mit denen wollen wir nicht mehr arbeiten. Das wird noch schwieriger jetzt.

    Floto: Es gibt noch einen allerletzten Punkt: Die DFG soll jetzt evaluieren. Da muss man genau gucken, wer sind denn eigentlich die Gutachter? Man muss erst die Rolle der deutschen Universitätsmedizin im sportmedizinischen Bereich klären, bevor man dort Gutachtern sehr gut vertrauen kann.

    Burgwinkel: Ganz herzlichen Dank für Ihre Einschätzung. Christian Floto über die ziemlich verfahrene Situation der Sportmedizin in Freiburg.