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Fluchtpunkt Lissabon
Exil im Portugal der 1940er-Jahre

Portugal war eines der wenigen europäischen Länder, das im Zweiten Weltkrieg neutral blieb. Das autoritäre Salazar-Regime sympathisierte aus politischen Gründen mit den Achsenmächten, doch das Land stützte seine Außenpolitik auch auf eine jahrhundertealte Allianz mit Großbritannien.

Von Tilo Wagner |
    Der portugiesische Politiker António de Oliveira Salazar an seinem Schreibtisch. Von 1932 bis 1968 bekleidete er das Amt des Ministerpräsidenten und baute ein diktatorisches Regierungssystem auf.
    António de Oliveira Salazar bekleidete von 1932 bis 1968 das Amt des Ministerpräsidenten und baute ein diktatorisches Regierungssystem auf. (picture alliance/ dpa)
    So wurde das kleine Land am Rande Europas in den 1940er-Jahren zum Rückzugsort für Spione und Agenten beider Kriegsseiten und zum Exil des europäischen Hochadels.
    Salazars Außenpolitik führte allerdings zu einer Reihe von widersprüchlichen Entscheidungen. Berühmte Persönlichkeiten aus Nord- und Mitteleuropa durften ein- und durchreisen, jüdische Flüchtlinge aber nicht. Nach Kriegsende lieferte das Salazar-Regime Deutsche, die sich zum Nationalsozialismus bekannt hatten und in Lissabon lebten, an die Alliierten aus. Trotzdem erlaubte Salazar einer aus Argentinien kommenden Gruppe von NS-Diplomaten und ihren Familien den Aufenthalt in Portugal.
    Mehr als 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind die Spuren dieser widersprüchlichen Zeit in Portugal immer noch sichtbar.
    Schwarzweißfoto: Passanten am Rossio-Platz in Lissabon
    Lissabon, Stadt der Schlapphüte
    Portugal war im Zweiten Weltkrieg neutral. Die Hauptstadt Lissabon wurde zum Anlaufpunkt für verfolgte Intellektuelle, Schriftsteller, jüdische Flüchtlinge - und für Spione der Kriegsparteien . Die Spuren sind in der Stadt heute noch zu finden.
    Lissabon im Jahr 1936. Damals war Gisela Bach, die als Deutsche in Portugal geboren wurde, sieben Jahre alt.
    Als Deutsche in Lissabon
    In der Zeit des Zweiten Weltkrieges gab es in Lissabon eine deutsche Gemeinde. Hier wuchs Gisela Bach ab 1929 auf, zwischen Nazi-Uniformen in der Schule und obskuren Hausgästen ihres Vaters. Portugal war damals offiziell neutral, der Krieg fand auf einer anderen Ebene statt.
    Inzwischen sind Sousa Mendes' Heldentaten wieder der Öffentlichkeit bekannt. Bis in die 1990er-Jahre war das nicht so.
    Wie man mit Visa Leben rettet
    Verfolgte Juden erhielten in Portugal unter Diktator Salazar kein Visum. Aristides de Sousa Mendes allerdings, Diplomat in Bordeaux, widersetzte sich der Direktive aus Lissabon und rettete so rund 30.000 Menschen. Der Zeichner José Ruy hat diese Geschichte durch einen Comic der Vergessenheit entrissen.
    Caldas da Felgueira ist einer der Orte, in denen das Salazar-Regime zwischen 1945 und 1948 Frauen und Kinder geflüchteter NS-Diplomaten unterbrachte
    Das Dorf der blonden Frauen
    Portugal kämpfte nicht für die Nazis. Aber wie aus alten Abrechnungen hervorgeht, finanzierte es Frauen und Kindern von NS-Diplomaten zwischen 1945 und 1948 den kompletten Aufenthalt im Land. Offenbar waren sie nach der Ausweisung aus Argentinien auf See von Deutschlands Kapitulation überrascht worden und änderten ihren Kurs.
    Altstadt und Hafen von Cascais in Portugal
    Eis für Könige
    Auch Königsfamilien im Exil fanden während des Zweiten Weltkriegs in Portugal Zuflucht - an der sogenannten portugiesischen Riviera. Mit ihnen kam auch der Eismacher Attilio Santini nach Estoril, bei dem sich bald der europäische Adel traf. Der Adel ging wieder, Santini und sein Eis aber blieben.
    Eine Dlf-Produktion von 2016