Ein Spaziergang über den Strand von Assos an der türkischen Riviera ist beklemmend. Alle paar Meter stolpert man über angeschwemmte Rettungswesten; dazwischen liegen Babywindeln, zerrissene Reisetaschen, Kinderjacken. Sogleich drängt sich der Gedanke auf: Was ist mit den Menschen geschehen, denen diese Jacken oder Schwimmwesten gehörten? Haben sie all das einfach weggeworfen, als sie es nicht mehr brauchten - oder haben sie etwa ihre Flucht nicht überlebt.
Solche Gedanken beschäftigen auch den jungen Fischer Mustafa aus Assos:
Solche Gedanken beschäftigen auch den jungen Fischer Mustafa aus Assos:
"Wir werfen täglich unsere Netze aus und holen damit jede Menge Müll von den Flüchtlingen aus dem Wasser: Plastikflaschen, Kleidung, Schuhe. Wir alle haben Angst, eines Tages eine Leiche in unserem Netz zu finden."
Der Bürgermeister muss sich um die Toten kümmern, wenn ein Boot kentert
Mehmet Ünal Sahin, Bürgermeister der Kreisstadt Ayvacik, zieht sein Smartphone aus der Tasche und zeigt erschütternde Fotos: Die Leichen zweier Kleinkinder, die vor gut einer Woche hier an den Strand gespült wurden. Eines der Kinder hatte noch seinen Schnuller im Mund.
Diese Bilder kriegst Du nicht aus dem Kopf, sagt Bürgermeister Sahin und holt tief Luft. Er muss sich um die Toten kümmern, wenn ein Flüchtlingsboot vor der Küste kentert. Das passiere leider regelmäßig:
"Aus Ankara haben wir einen Kühlwagen bekommen. Darin können wir notfalls 14 Leichen unterbringen, bis wir sie bestatten oder bis sie in ihre Heimat überführt werden. Aber im Sommer reicht das nicht aus. Unsere Kapazitäten sind zu klein."
Trotz der tödlichen Gefahr auf dem Meer kommen nach wie vor Flüchtlinge an die Küste. Schlepper lotsen sie an Kontrollen vorbei. Bürgermeister Sahin sagt:
Mehmet Ünal Sahin, Bürgermeister der Kreisstadt Ayvacik, zieht sein Smartphone aus der Tasche und zeigt erschütternde Fotos: Die Leichen zweier Kleinkinder, die vor gut einer Woche hier an den Strand gespült wurden. Eines der Kinder hatte noch seinen Schnuller im Mund.
Diese Bilder kriegst Du nicht aus dem Kopf, sagt Bürgermeister Sahin und holt tief Luft. Er muss sich um die Toten kümmern, wenn ein Flüchtlingsboot vor der Küste kentert. Das passiere leider regelmäßig:
"Aus Ankara haben wir einen Kühlwagen bekommen. Darin können wir notfalls 14 Leichen unterbringen, bis wir sie bestatten oder bis sie in ihre Heimat überführt werden. Aber im Sommer reicht das nicht aus. Unsere Kapazitäten sind zu klein."
Trotz der tödlichen Gefahr auf dem Meer kommen nach wie vor Flüchtlinge an die Küste. Schlepper lotsen sie an Kontrollen vorbei. Bürgermeister Sahin sagt:
Unsere Polizei, unsere Küstenwache kann nicht jede Bucht 24 Stunden rund um die Uhr überwachen. Und außerdem: Die Flüchtlinge seien wie besessen von dem Gedanken, nach Europa zu gelangen. Sie werden immer einen Weg finden, angetrieben vom Traum, in Europa könnten sie sich eine neue Existenz aufbauen:
Derzeit verhindert das schlechte Wetter jede Flucht mit einem Schlauchboot
"Wenn ich Flüchtlinge frage, wohin sie wollen, sagen die meisten: Deutschland. Deutschland ist von der Lebensqualität her ein Markenname. Das wissen auch die Flüchtlinge."
Derzeit aber verhindert das schlechte Wetter jede Flucht mit einem Schlauchboot. Der Lodos, ein starker Südwind, peitscht über die Ägäis. Im offenen Meer brechen die Wellen und tragen weiße Schaumköpfe - jedes Schlauchboot würde sofort kentern. Deshalb warten die Flüchtlinge jetzt ab. Sie bleiben in Istanbul oder Izmir. Wenn sich der Wind legt, werden sie an die Küste eilen.
Denn in der Türkei sehen sie für sich keine Zukunft. Deshalb wagen sie die gefährliche Passage auf eine griechische Insel mit dem Ziel: "Vielleicht Deutschland oder irgendwo in Europa", sagt ein 20-jähriger Syrer in Istanbul und möchte gar nicht an die Risiken denken.
Der Weg zur türkischen Küste wird ihn durch die Kreisstadt Ayvacik führen, wo Bürgermeister Sahin auf dem Friedhof einen Bereich für ertrunkene Flüchtlinge eingerichtet hat; viele Kinder liegen dort begraben. Auf einem Grabstein steht: Hier ruht Rewan aus Aleppo in Syrien. Er war mit seiner Familie auf eine Reise in die Hoffnung aufgebrochen. Hier musste er sich von ihnen trennen. Rewan wurde sieben Jahre alt. Ein Grabstein wie ein Mahnmal gegen die riskante Überfahrt. Und trotzdem werden es auch hier schon bald die nächsten Flüchtlinge wagen.
Derzeit aber verhindert das schlechte Wetter jede Flucht mit einem Schlauchboot. Der Lodos, ein starker Südwind, peitscht über die Ägäis. Im offenen Meer brechen die Wellen und tragen weiße Schaumköpfe - jedes Schlauchboot würde sofort kentern. Deshalb warten die Flüchtlinge jetzt ab. Sie bleiben in Istanbul oder Izmir. Wenn sich der Wind legt, werden sie an die Küste eilen.
Denn in der Türkei sehen sie für sich keine Zukunft. Deshalb wagen sie die gefährliche Passage auf eine griechische Insel mit dem Ziel: "Vielleicht Deutschland oder irgendwo in Europa", sagt ein 20-jähriger Syrer in Istanbul und möchte gar nicht an die Risiken denken.
Der Weg zur türkischen Küste wird ihn durch die Kreisstadt Ayvacik führen, wo Bürgermeister Sahin auf dem Friedhof einen Bereich für ertrunkene Flüchtlinge eingerichtet hat; viele Kinder liegen dort begraben. Auf einem Grabstein steht: Hier ruht Rewan aus Aleppo in Syrien. Er war mit seiner Familie auf eine Reise in die Hoffnung aufgebrochen. Hier musste er sich von ihnen trennen. Rewan wurde sieben Jahre alt. Ein Grabstein wie ein Mahnmal gegen die riskante Überfahrt. Und trotzdem werden es auch hier schon bald die nächsten Flüchtlinge wagen.