"Sie haben eine schreckliche Bürokratie, konnte ich mir nie vorstellen."
Achmed ist 23 Jahre alt und kam vor gut acht Monaten nach Deutschland, aus Rakka in Syrien. In Syrien hat er acht Semester Bauingenieurwesen studiert, aber nicht abgeschlossen. Jetzt will er in Berlin Bauingenieurwesen zu Ende studieren. Über seinen Asylantrag ist zwar noch nicht entschieden, aber rechtlich darf er hier studieren. Dafür muss er sich jedoch bestimmte Deutschkenntnisse bescheinigen lassen. Zwei Monate hat er nach einem Kurs mit entsprechender Prüfung gesucht: Berlin, Heidelberg, Hamburg. In Rostock hat er dann einen gefunden. Die Bewerbungsfrist für das Wintersemester endet am 15. Juli, das Ergebnis des Sprachtests bekommt Achmed aber erst eine Woche später.
"Und sie haben mir am Anfang gesagt, ok, wir können Deine Bewerbungsfrist verlängern. Nach einem Monat habe ich dann noch mal die TU-Beratung gefragt und die haben gesagt, nein, wir können das nicht machen. Ich werde auf diese Weise das Semester verpassen."
"Das Zulassungssystem ist kompliziert"
Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan oder Eritrea ins deutsche Hochschulsystem zu integrieren, ist kompliziert. Rund 50.000 Geflüchtete wollen und können in Deutschland aktuell studieren, schätzt das Bundesbildungsministerium. Das Ministerium will in den kommenden drei Jahren 100 Millionen Euro dafür ausgeben. Mit dem Geld werden etwa 700 Stellen bezahlt, die 152 studentische Flüchtlingsprojekte koordinieren. Darüber hinaus werden mit dem Geld 2.400 zusätzliche Plätze finanziert in Studienkollegs, die viele Hochschulen anbieten. In diesen bundesweit etwa 34 Studienkollegs lernen Geflüchtete Deutsch und Fachwissen, um ein reguläres Studium zu beginnen. Abdula Tann hat so ein Kolleg an der FU Berlin besucht. Der Medizinstudent Abdula Tann ist 24 und kam vor neun Monaten aus Syrien:
"Es war super, das hilft mir sehr. Ich habe nämlich noch keinen Aufenthaltstitel und deswegen noch keinen Integrationskurs. Hier habe ich mich direkt immatrikuliert, das hilft mir sehr."
Heute bekam sein Studienkolleg an der FU Berlin Besuch. Die Staatssekträtin aus dem Bildungsministerium war da, um zu hören, wie es so läuft. Die Geflüchteten wollten viel wissen: Wieso ist das alles so kompliziert? Wieso gibt es nicht eine zentrale Beratung für alles?
Abdula, der Medizinstudent aus Syrien, wollte wissen, wieso er nicht einfach an der FU gleich mit Medizin weiter machen kann, wenn er hier schon das Studienkolleg absolviert. Margret Wintermantel, die Chefin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, sagte:
"Das Zulassungssystem ist kompliziert."
Da müssten auch einheimische Studierende durch. Abdula Tann solle sich beraten lassen. Achmed, der angehende Bauingenieur, wollte wissen, warum es für ihn nicht möglich war, in Berlin die dringend notwendige Sprachprüfung abzulegen.
FU-Präsident Peter-André Alt sagte, er sehe das Problem, da müsse man mehr tun, im Herbst gebe es neue Plätze.
"Die deutschen Hochschulen sind gut vorbereitet"
Trotz dieser Klagen: Die Staatssekretärin im Bundesbildungsministeriums, Cornelia Quennet-Thielen, sagt, die deutschen Hochschulen könnten 50.000 Studierende ins Studium aufnehmen:
"Ich glaube, die deutschen Hochschulen sind gut vorbereitet. Die 50.000 kommen ja nicht alle auf einen Schlag, die Hochschulen melden uns eher, dass weniger kommen als sie erwartet hatten, deswegen bin ich optimistisch, dass jeder studieren kann, der dazu in der Lage ist."
Eine Studie des Stifterverbands für die Wissenschaft hat dagegen ergeben: 70 der deutschen Hochschulrektoren glauben nicht, dass die Hochschulen eine Strategie haben und auf die Integration der Geflüchteten gut vorbereitet sind. Dazu die Staatssekträtin:
"Das überrascht mich. Es ist an allen Hochschulen was los. Wir haben ja schon 320.000 ausländische Studierende, die auch durch solche Programme gegangen sind, deswegen überrascht mich das sehr. Ich werde mir die Studie mal anschauen."