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Flüchtlinge
Der Sport als Gewinner?

Die Flüchtlingszahlen sind zurzeit stark rückläufig. Deshalb planen Städte und Kommunen dem Sport seine Hallen wieder zurück zugeben, die zurzeit noch als Notunterkünfte genutzt werden. Doch die Hallen waren häufig schon vorher sanierungsbedürftig. Jetzt müssen sie erst einmal wieder hergerichtet werden.

Von Thorsten Poppe |
    Flüchtlinge sitzen am 04.08.2015 auf Feldbetten in einer Turnhalle auf dem Gelände der Bundespolizei in Rosenheim.
    An vielen Orten wie hier in Rosenheim werden Flüchtlinge in Turnhallen untergebracht. (picture alliance / dpa / Andreas Gebert)
    Die Rudolf-Harbig-Halle in Berlin ist Heimat von Weltklasse-Leichtathleten, das Horst-Korber-Sportzentrum daneben von Profi-Mannschaften wie den Berlin Recycling Volleys. Aktueller Deutscher Pokalsieger. Seit letztem Jahr dienen ihre sportlichen Trainingsstätten 1.000 Flüchtlingen als Notunterkunft.
    Doch da der Ansturm der Neuankömmlinge nach Abschluss des EU-Türkei-Abkommens abebbt, sollen die Sporthallen wieder frei werden. Das hofft auch der Sprecher der "Berliner Proficlubs", Kaweh Niroomand:
    "Uns geht es jetzt in erster Linie um die schnelle Wiederherstellung der Hallen für den Sportbetrieb. Das Horst-Korber-Zentrum soll bereits im Mai frei gemacht werden. Da ich von einer Wiederherstellungszeit für den Sportbetrieb von mindestens vier Monaten ausgehe, habe ich die kleine Hoffnung, dass unsere Mannschaft und die anderen betroffenen Vereine ab kommenden Herbst ihren Trainingsbetrieb im Horst-Korber-Zentrum wieder aufnehmen können."
    Folgekosten sind erheblich
    4,3 Millionen Euro soll allein der Sanierungsaufwand laut Landessportbund Berlin für das Horst-Korber-Sportzentrum betragen. Nun wird nicht jede Dreifachhalle, die zur Flüchtlingsunterbringung genutzt wurde, in ähnliche Dimensionen vorstoßen wie ein Zentrum für Spitzensportler. Jedoch werden nach dem Auszug der Flüchtlinge auf Städte und Kommunen erhebliche Folgekosten zukommen, die zurzeit noch nicht abzusehen sind.
    In Berlin handelt es sich dabei allein um fast 50 Hallen, die nach Auszug darauf überprüft werden müssen. Deshalb hat sich der Senat jetzt entschlossen, eine Prämie an die Schulen zu zahlen, deren Sportstätten davon betroffen waren - wie der Staatssekretär für Bildung Mark Rackles erklärt:
    "Bei den normalen Hallen wird es so sein, dass wir anstreben ab Sommer, oder im Sommer, freie Hallen zu haben, die wir dann sukzessive sanieren können. Die Sanierung der Hallen selber wird aus dem Etat erfolgen, die Prämien für die Nutzung. Teilweise ein halbes, teilweise ein Dreivierteljahr, wird bei kleineren Hallen 50.000 Euro betragen, bei größeren Hallen 100.000 Euro. Das sind also jetzt nicht die Mittel für die Sanierung, sondern das können die Schulträger nutzen, um die Halle sonst noch irgendwie zu verschönern oder zu ertüchtigen."
    Noch keine nationalen Programme
    Die Politik in Berlin hat erkannt, dass sie Vereine und Schulen mit der Wegnahme ihrer Sportstätten gehörig belastet. Dafür hatte sich der zuständige Flüchtlings-Staatssekretär der Hauptstadt sogar öffentlich entschuldigt.
    Die Politik ist in dieser Frage zurzeit arg in die Defensive geraten. Das hat auch der organisierte Sport erkannt. So forderte kürzlich der DOSB sogar eine "Nationale Allianz Sportstätten", um die notwendigen Investitionen anzugehen. Doch dem zuständigen Vizepräsidenten im DOSB für Sportstätten, Walter Schneeloch, sind bisher dafür keine etwaigen Programme bekannt:
    Sanierungsstau von 42 Milliarden Euro
    "Grundsanierungen von Hallen werden jetzt nur vorgenommen, wo sie eh geplant waren. Wo man sie jetzt rausgeschoben hat, bis nachdem sie jetzt von Flüchtlingen wieder frei gesetzt werden. Ansonsten sind es auch von unseren Aussagen, die wir haben vom Städtetag, nur kleinere Reparaturen. Ich sage ergänzend dazu: Die Chance, jetzt einen grundsätzlichen Sanierungsvorgang in den Städten, was die Sporthallen angeht, vorzunehmen, gerade bei diesen Hallen, die wird vertan."
    Laut DOSB beläuft sich der Sanierungsstau bei den deutschen Sportstätten zurzeit auf sage und schreibe 42 Milliarden Euro. Allerdings betrifft diese gigantische Zahl nicht nur Hallen, sondern auch Sportplätze und Schwimmbäder. Sie zeigt aber auch, dass viele als Notunterkünfte genutzte Sporthallen schon vorher marode waren. So sind es vor allem die meist über 30 Jahre alten Sanitäranlagen, die der Dauernutzung in den letzten Monaten dann einfach nicht mehr Stand halten konnten.
    Keine Verbesserung im Vergleich zu vorher
    Für die fast 1.000 hierzulande als Notunterkünfte genutzten Sporthallen bedeutet das: Mehr als die Wiederherstellung des Zustands vor Einzug der Neuankömmlinge wird es wegen der schon dafür hohen Investitionen nicht geben. Auch nicht in Berlin, wie der Staatssekretär für Bildung in der Hauptstadt, Mark Rackles, noch einmal deutlich macht:
    "Ja, der Sanierungsstau ist ja das eine. Den gab es schon vor den Flüchtlingen. Den wird man nur sukzessive angehen können. Es gibt ein Sonderprogramm "Sporthallen-Sanierung". Das hat der Senat auch gerade erhöht in letzter Haushaltsrunde. Da wird man jetzt mehr machen. Allerdings reicht das nicht dazu aus, alles auf einen Schlag zu machen. Kann man auch gar nicht. Was wir machen wollen, dass die Schäden, die durch Flüchtlinge entstanden, durch die intensive Nutzung der Flüchtlinge, das betrifft insbesondere die Hallenböden und auch die sanitären Anlagen, dass die möglichst schnell wieder hergestellt werden."
    Die von Berlin festgelegte Prämie ist bisher bundesweit einmalig. Mit ihr können jetzt wenigstens die Nutzer der jeweiligen Sporthalle selber festlegen, ob sie sie in neue Geräte oder baulichen Maßnahmen investieren. Somit bekommt der Sport immerhin dort ein bisschen für seine massiven Belastungen in den letzten Monaten zurück.