Gedacht ist das sogenannte Emergency Social Safety Net (ESSN) für rund eine Million besonders bedürftiger Flüchtlinge. Konkret sollen "die Verwundbarsten" der Flüchtlinge in der Türkei - ob sie aus dem Bürgerkriegsland Syrien stammen oder nicht - eine elektronische Bezahlkarte erhalten. Auf diese Karte wird ab Oktober monatlich ein Guthaben aufgeladen. Damit können die Menschen ihre Einkäufe und anderes bezahlen. Einen Betrag nannte der für das Programm zuständige EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Christos Stylianides, nicht. Der werde individuell ermittelt. Bei Familien gebe es zusätzliches Geld, etwa für Bildung.
Man wolle den Menschen ein Leben in Würde ermöglichen, sagte Stylianides. Sie sollen nicht mehr von Nahrungsmittelhilfen abhängig sein. Er nannte das Programm eine "bahnbrechende Neuerung".
Auch werde die lokale Wirtschaft durch das Programm gestärkt, da das Geld vor Ort ausgegeben werde. Zudem spare das Karten-Modell Aufwand, machte die Behörde geltend. "Weil es durch eine einzige Karte umgesetzt wird, wird das ESSN die Hilfeleistung auch vereinfachen und vereinheitlichen." Die Karten machten die Hilfszahlungen "effektiver" und gezielter. Die direkte Verteilung des Geldes vermeide Verwaltungskosten.
Versprechen des Flüchtlingsdeals einlösen
Entwickelt wurde das Programm zusammen mit dem Welternährungsprogramm und dem türkischen Roten Halbmond, die das Programm vor Ort auch verwalten. Die türkischen Behörden seien an der Planung eng beteiligt gewesen, betonte der EU-Vertreter.
Das Programm belege, dass Europa "sein Versprechen hält, die Türkei bei der Beherbergung der größten Flüchtlingsgemeinschaft der Welt zu unterstützen", so Stylianides. In ihrem Flüchtlingspakt mit Ankara hatte die EU für dieses und nächstes Jahr drei Milliarden Euro für die rund drei Millionen in die Türkei geflohenen Syrer versprochen. Das Geld für das neue Programm ist Teil dieser Summe. Es stammt von der EU und den Mitgliedstaaten.
(cvo/fwa)