Es wird auch der "Dschungel" von Calais genannt - das Lager an der Nordküste Frankreichs, in dem viele Einwanderer auf ein besseres Leben jenseits des Ärmelkanals hoffen. Hilfs- und Nichtregierungsorganisationen versuchen dort, die Menschen so weit es geht zu betreuen. Weil aber auch sie an ihre Grenzen gelangen, haben sie auf mehr Unterstützung der französischen Behörden geklagt und nun teilweise recht bekommen.
Das Verwaltungsgericht in Lille ordnete an, dass die Versorgung der Menschen verbessert werden muss - und zwar innerhalb von acht Tagen. Unter anderem müssen die Behörden zehn neue Wasserstellen errichten. Bisher gibt es dort drei. Das Gericht verlangt auch, dass 50 weitere Latrinen aufgestellt werden, das Lager grundgereinigt wird und dass Rettungswege für Notfälle geschaffen werden. Sollten die Behörden die Maßnahmen nicht innerhalb der gesetzten Frist umsetzen, Fallen pro Tag 100 Euro Strafe fällig.
Zahl der Migranten seit September stark gestiegen
Weiteren Forderungen der klagenden Nichtregierungsorganisationen kam das Gericht nicht nach. Etwa, dass Flüchtlinge in leerstehenden Gebäuden in Calais unterkommen oder die Menschen zwei Mal am Tag mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. Bisher werden in dem Lager täglich rund 2.500 warme Essen verteilt. Die Präfektur des Départements Pas-de-Calais zeigte sich mit dem Urteil grundsätzlich zufrieden, behält sich aber vor, in Berufung zu gehen.
Die Zahl der Migranten in dem Lager war nach Angaben der französischen Behörden innerhalb weniger Wochen nach oben geschnellt. Seit September habe sich die Zahl verdoppelt. Die Stadt ist einer der Brennpunkte in der europäischen Flüchtlingskrise.
Seit dem Sommer kamen immer wieder Migranten bei dem Versuch nach Großbritannien zu gelangen ums Leben. Anfang Oktober waren zudem mehr als 100 Flüchtlinge in den Eurotunnel zwischen Frankreich und dem Vereinigten Königreich eingedrungen. Der Zugverkehr war stundenlang lahmgelegt. Als Reaktion auf die Aktion wurden die Sicherheitsvorkehrungen am Eurotunnel noch einmal verschärft.
Vorwürfe gegen Großbritannien
Die Lage in Calais belastet auch die französisch-britischen Beziehungen. Die Bürgermeisterin von Calais hatte Anfang September vor Parlamentariern in London gesagt, die britische Flüchtlingspolitik ekele sie an. Sie kritisierte, dass Großbritannien es illegal Eingereisten zu leicht mache, dort zu leben. Flüchtlinge sind überzeugt, dort leicht schwarzarbeiten zu können. Im Vereinigten Königreich gibt es keine Meldepflicht, die Hilfen für Asylbewerber ähneln zudem denen in anderen europäischen Ländern.
(pr/tzi)