Adéla al Sharua steht am Zaun des Flüchtlingslagers Diavata in der Nähe von Thessaloniki. Sie möchte mit den Bewohnern des Camps auf der anderen Seite des Zaunes über sogenannte Pushbacks sprechen. Asylbewerber sollen von der griechischen Polizei abgeholt und illegal in die Türkei abgeschoben worden sein. "Es passiert also? Wie häufig?", fragt sie. Die Tschechin mit syrischen Wurzeln arbeitet für die Flüchtlingsorganisation Josoor. Auch in Diavata bestätigen ihr die Flüchtlinge: Überwiegend junge Männer seien in den vergangenen Wochen abgeholt und nie wieder gesehen worden. Für die Flüchtlingshelferin ist klar, hier wird internationales Recht verletzt:
"Wenn diese Menschen auf legalem Weg in ihre Heimatländer abgeschoben würden, nun gut, dann kann man darüber reden. Aber die sogenannten Pushbacks sind etwas anderes – sie sind vollständig illegal."
Meldungen häufen sich - Regierung bestreitet "Pushbacks"
Die Meldungen über illegale Abschiebungen aus Griechenland häufen sich. Mehrere europäische Medien, darunter die Deutsche Welle, haben Handyvideos ausgewertet, die zeigen sollen, wie Flüchtlinge in Schlauchbooten aus der Türkei von der griechischen Küstenwache abgefangen, im Schlepptau wieder zurück auf das offene Meer gezogen und dann ausgesetzt werden. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen hat Athen aufgefordert, die Vorwürfe zu untersuchen. Doch die griechische Regierung bestreitet diese Praxis. Sie halte sich an internationales Recht, teilt sie auf Anfrage mit.
Auch die deutsche Krankenschwester Rose Hansen hört immer wieder von illegalen Zwangsabschiebungen. In einem leerstehenden Gebäude am Stadtrand von Thessaloniki betreibt Rose Hansen im Auftrag des Vereins Medical Volunteers International eine kostenlose Krankenstation für Flüchtlinge. Auch hier, erzählt sie, gab es zuletzt am 5. Juni eine Polizeirazzia gegen Flüchtlinge:
"Dann sind diese Männer auch alle mitgenommen worden, die sind in einen Van gepackt worden oder zu Fuß zu einem Sammelpunkt gebracht worden. Dann haben wir die Spur verloren. Und dann haben wir innerhalb eines Tages erfahren, dass 30 dieser Leute – ob es am Ende nur 30 waren, wissen wir nicht – in die Türkei zurückgepusht wurden."
Auch die deutsche Krankenschwester Rose Hansen hört immer wieder von illegalen Zwangsabschiebungen. In einem leerstehenden Gebäude am Stadtrand von Thessaloniki betreibt Rose Hansen im Auftrag des Vereins Medical Volunteers International eine kostenlose Krankenstation für Flüchtlinge. Auch hier, erzählt sie, gab es zuletzt am 5. Juni eine Polizeirazzia gegen Flüchtlinge:
"Dann sind diese Männer auch alle mitgenommen worden, die sind in einen Van gepackt worden oder zu Fuß zu einem Sammelpunkt gebracht worden. Dann haben wir die Spur verloren. Und dann haben wir innerhalb eines Tages erfahren, dass 30 dieser Leute – ob es am Ende nur 30 waren, wissen wir nicht – in die Türkei zurückgepusht wurden."
Unterwegs auf einer Straße am Grenzfluss Evros. Wenige Tage nachdem sie in Thessaloniki war, sucht Adéla al Sharua auch auf der türkischen Seite nach Belegen für "Pushbacks". Mutmaßlich Abgeschobene haben ihr bei früheren Besuchen berichtet, dass ihnen ihr persönlicher Besitz, Geld und Handys auf griechischer Seite abgenommen worden seien. Viele hätten auch Spuren von Misshandlungen gehabt. Adéla al Sharua und ihre Freunde versorgen sie dann mit Lebensmitteln und Medikamenten. Sie sagt:
"Die kommen hierher, und sie sind ein Niemand. Niemand kennt sie, niemand kümmert sich. Und wenn sie hier sterben würden, würde das niemand mitbekommen!"
Festgenommen, eingesperrt und abgeschoben
In einer Unterkunft trifft Adéla al Sharua auf den Iraker Mohammed. Mit Frau und Kindern hatte der Ingenieur Anfang Juni versucht, mit Hilfe eines Schleppers nach Griechenland zu gelangen. Auf griechischer Seite, so erzählt er, seien sie gestellt und mit anderen Flüchtlingen in eine Zelle gesperrt worden. Ein Asylantrag und ein Anwalt sei ihnen verwehrt worden. Auch das wird vom griechischen Grenzschutz bestritten. Außerdem berichtet Mohammed, dass andere Flüchtlinge genötigt worden seien, bei den Abschiebungen über den Fluss zu helfen:
"Als sie uns zum Ufer eskortierten, lag dort ein Schlauchboot, in dem zwei Syrer saßen, die uns hinüberrudern sollten. Wir waren zehn Leute. Sie sagten uns: Wir möchten euch nicht einmal atmen hören. Alles war wie eine Geheimoperation. Ich bemerkte auf griechischer Seite drei bewaffnete Zivilisten, versteckt zwischen Bäumen, die uns die ganze Zeit mit Ferngläsern beobachteten."
Für seine Frau und die drei Kinder war diese Abschiebung ein Schock. Wie die meisten will es aber auch Mohammed noch einmal versuchen – zunächst alleine mit seinem 10-jährigen Sohn.