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Flüchtlinge in Griechenland
Hoffen auf Familienzusammenführung

In Athen betreuen deutsche Helfer syrische Flüchtlinge. Unter ihnen sind Achmet und Fatima. Bei der Flucht war das Paar getrennt worden. Vom Zufluchtsort Deutschland ging er nach Griechenland, um sie wiederzusehen. Beide hoffen jetzt auf eine Zukunft in der Bundesrepublik.

Von Michael Lehmann |
    Im Garten der Christuskirche Athen. In der Mitte: Hilde Hülsenbeck
    Hilde Hülsenbeck mit Flüchtlingen im evangelischen Pfarramtsbüro in Athen (Deutschlandradio / Michael Lehmann)
    Achmet und Fatima sind seit einem Jahr verheiratet. Sie lebten lange Zeit zwangsweise getrennt - die Flucht aus ihrer Heimat Syrien riss das junge Paar auseinander. Achmet hatte es geschafft, aus der Türkei zu fliehen, Fatima nicht. Und so kam er alleine nach Stralsund.
    Hilde Hülsenbeck, seine Helferin im evangelischen Pfarramtsbüro in der Athener Sina-Straße, erklärt, warum Achmet es nicht allzulange alleine in Deutschland ausgehalten hat: "Achmet war alleine im Winter im dunklen, kalten Stralsund. Ohne Familienanschluss. Der ist für aber für die Syrer nach dem, was sie erlebt haben, extrem wichtig. Das ist der Boden. Wenn man schon alles andere verliert - die Familie verliert man gerne nicht. Und wenn man sie hat, dann lebt man sie in großer Freude und Enge."
    Nach den deutschen Asylvorschriften hat sich Achmet unerlaubt wieder auf den Weg zurück nach Griechenland gemacht, weil er seine Frau Fatima sehen wollte. Ihr war erst sehr viel später als ihm die Flucht aus der Türkei gelungen. Was heißt unerlaubt, sagt Hilde Hülsenbeck, die Pfarramtssekretärin in Athen. Menschlich sei das sehr verständlich, dass Achmet aus Deutschland wieder erstmal zurückwollte.
    Warten und nachfragen
    Der Gästebereich an der evanglischen Christuskirche in der Athener Innenstadt wurde neue Zwischenstation für Achmet und Fatima. Der Ort, an dem sie als Paar nun schon seit zehn Monaten ruhig leben können. Sie haben dort relativ schnell schon einige gute Brocken deutsch gelernt und erzählen von ihrer Hauptbeschäftigung - warten und bei der deutschen Botschaft nach den Bamf-Bescheiden nachfragen.
    "Immer gehen wir zur Botschaft, wir müssen warten, warten, warten. Aber ich muss zu meinen Freunden, zum Bruder und zur Schwester nach Deutschland. Die gehen auch zum Bamf und fragen, warum wir so lange warten müssen".
    Auch wenn es für sie traurig ist, um den Bescheid vom Bundesamt für Migration schon so lange bangen zu müssen. Es klingt auch ein wenig lustig, wenn sie das Wort Bamf fehlerfrei aussprechen. Ein Teil ihrer Familie lebt schon länger in Deutschland - und ist recht gut integriert. 1.000 Flüchtlinge sollen nach der Neuregelung der Familienzusammenführung pro Monat nach Deutschland einreisen dürfen.
    Hürden bei der Familienzusammenführung
    Achmet und Fatima hätten es verdient, meint ihre Deutsch-Lehrerin in Athen, Kornelia Redlof: "Ich habe echt sehr gerne mit den beiden zu tun. Sie sind sehr freundlich und munter. Es tut einfach gut, mit den beiden zusammen zu sein. Manchmal kommt es auch vor, dass sie traurig sind, besonders die Fatima. Dann muss man sie halt für einen Moment in den Arm nehmen."
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    Warten in Athen: Flüchtlinge Achmet und Fatima aus Syrien (Deutschlandradio / Michael Lehmann)
    Eigentlich, sagt Pfarramtsekretärin Hülsenbeck, die in den letzten Jahren zu einer gefragten Flüchtlingshelferin wurde, eigentlich müssten die Leute vom Bundesamt in Deutschland bei ihr in Athen nachfragen, welche Familienmitglieder, die in der evangelischen Christuskirche untergekommen sind, wirklich eine schnelle Familienzusammenführung verdient hätten:
    "Ja, der Gedanke kommt mir ganz oft. Weil ich es als ungeheure Ungerechtigkeit empfinde, dass solche Menschen wie Fatima und Achmet und viele andere, die bei uns hier durch unser kleines Flüchtlingsheim gegangen sind, hier festsitzen. Das macht überhaupt keinen Sinn. Die wären ideal. Die würden sich sofort in Deutschland integrieren, engagieren. Sie könnten glücklich werden und könnten zum guten Bestandteil der deutschen Gesellschaft und einem bunten Bestandteil der deutschen Gesellschaft werden."