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Flüchtlinge in Großbritannien
Gebandmarkt

Im britischen Cardiff müssen einige Flüchtlinge rote Armbänder tragen, in einer anderen Stadt in Nordengland werden Türen von Unterkünften rot angemalt. Legitime Kennzeichnung oder ein eklatanter Fall von Diskriminierung? Die Fälle beschäftigen die Politik.

    Flüchtlinge vor einer Notunterkunft in einer ehemaligen Bundeswehr Sporthalle in Stern Buchholz bei Schwerin
    Flüchtlinge einer privaten Asylbewerberunterkunft in Cardiff müssen ein rotes Bändchen tragen (Symbolbild). (dpa / picture-alliance)
    In der walisischen Hauptstadt Cardiff sind sie stolz: Auf ihr prächtiges Schloss, das bis auf eine römische Festung zurückgeht, auf das Senedd, das walisische Parlament, das vor fast 40 Jahren die Selbstverwaltung ausrief, und auf das Millennium Stadion, das seit der Jahrtausendwende Heimat für Rugby-Begeisterte ist.
    Doch jetzt hat der Name Cardiff einen Beigeschmack bekommen. Manche würden sogar von einem Makel sprechen. Etwa die Labour-Politikerin Jo Stevens. Sie hat "schwerwiegende Bedenken", weil einige Flüchtlinge in ihrer Stadt rote Armbändchen tragen müssen. Der Betreiber einer privaten Asylbewerberunterkunft begründet dies gegenüber der Zeitung "The Guardian" damit, dass so die Essensausgaben erleichtert werden sollen. Ohne das Band hätten die Zuwanderer kein Recht, dreimal am Tag versorgt zu werden.
    Flüchtlinge berichten von Drohungen und Beleidigungen
    Stevens spricht auf Twitter von einem "eklatanten Widerspruch zum überwältigenden Geist der Großzügigkeit und Freundlichkeit", den Bewohner Cardiffs gegenüber Flüchtlingen zeigten.
    Auch die Bewohner des Heims haben sich laut dem Zeitungsbericht beschwert: Sie berichten, sie würden nun als Asylbewerber erkannt. Sie seien beleidigt und bedroht worden. Die Angelegenheit beschäftigt heute auch das britische Parlament in London in einer Fragestunde. Denn die britische Regierung vergibt die Konzessionen an die Betreiber privater Flüchtlingsunterkünfte.
    Es ist kein Einzelfall: Auch aus dem nordenglischen Middlesbrough gab es zu Jahresbeginn Berichte, die Türen von Flüchtlingsunterkünften seien rot angemalt worden, um die Identifizierung zu erleichtern.
    Middlesbrough locals in Gresham branded racist for asylum seekers doors https://t.co/VSf1r2Urd2 #uk pic.twitter.com/fQ7IkFRZTE— London News Now (@londonnewsnow) January 22, 2016
    Mitarbeiter des britischen Innenministeriums wollen sich nun vor Ort einen Eindruck von der Lage verschaffen - und herausfinden, ob der Betreiber womöglich auch in anderen Städten zum Farbtopf gegriffen hat.
    Auch in Hamburg sorgte eine Kennzeichnungspflicht für Flüchtlinge im vergangenen Jahr für Diskussionen. Dort bekamen registrierte Zuwanderer in Erstaufnahmeeinrichtungen im Herbst blaue Armbändchen. In Cardiff hat der Protest der Labour-Politikerin Stevens offenbar gefruchtet: Sie teilte am Montag mit, der Betreiber der Unterkunft habe ihr versichert, die Praxis zu beenden.
    Delighted that asylum seeker #wristband policy being abandoned today. Still questions for Govt to answer on this https://t.co/2QoDAdVJWU— Jo Stevens MP (@JoStevensLabour) January 25, 2016
    (lob/fwa)