Fadi Azzam steht die Verlegenheit ins Gesicht geschrieben. Immer wieder fängt er an zu lachen.
"Mache ich das richtig? Sie können hinterher Sprache schneiden?”
Seit zwei Jahren lebt der Syrer in Deutschland.
"Ich bin alleine gekommen. Also ich bin alleine in Deutschland. Aber ich habe viele deutsche Freunde. Wegen meinen deutschen Freunden habe ich meine Deutschsprache verbessert."
Der Deutschunterricht findet einmal pro Woche für zwei Stunden statt und ist Teil des Sonderprogramms "Integration". Das wurde 2016 vom Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahlentechnik, IWS, in Dresden ins Leben gerufen. Um Geflüchteten wie Fadi Azzam den Weg auf den deutschen Arbeitsmarkt ebnen. Denn in seiner Heimat hat er bereits ein Jahr Informatik studiert. Wegen seiner Flucht nach Deutschland musste der 21-Jährige das Studium in Syrien abbrechen.
"Primär schauen wir nach Personen, die im weitesten Sinne eine akademische Ausbildung haben. Das kann ein Bachelor- oder Masterstudium sein. Aber natürlich auch nach Leuten, die eine technische Ausbildung haben, die wir dann im Forschungsbereich einsetzen können. Aber eine berufliche Vorbildung ist absolut erforderlich", erklärt Christoph Leyens. Er ist einer der Institutsleiter des Fraunhofer IWS.
"Die Initiative ging tatsächlich von diesem Fraunhofer-Institut aus. Der Kollege Prof Dr. Beyer hat angesichts der Flüchtlingsströme gesagt: Hier müssen wir doch helfen. Und dann ist aus der anfangs fixen Idee dieses Projekt entstanden.”
Seitdem ist viel passiert. Neben weiteren Fraunhofer-Instituten sind auch andere Wissenschaftsorganisationen wie Helmholtz-, Leibniz- oder die Max-Planck-Gesellschaft am Integrationsprojekt beteiligt. Zusätzlich fördert der Freistaat Sachsen das Projekt.
Bei einem Praktikum soll es nicht bleiben
Momentan ist Fadi Azzam der einzige Praktikant am Fraunhofer-Institut IWS in Dresden. Doch bei einem Praktikum soll es nicht bleiben. Fadi Azzam möchte weiter studieren - und seinen Bachelor in Informatik abschließen. Das Fraunhofer-Institut unterstützt ihn dabei.
"Als ich 12, 13 Jahre alt war, haben mich Technikgeräte interessiert. Dann habe ich ganz viele Informationen gesammelt. Dann habe ich mich entschieden zu studieren."
Nach dem dreimonatigen Praktikum haben die Geflüchteten die Möglichkeit ein weiterführendes duales Studium zu absolvieren oder auch für ein Jahr eine halbe feste Stelle in den Einrichtungen zu bekommen.
"Das Ziel ist es den Übergang, insbesondere in die Wirtschaft, zu ermöglichen. Die Forschung selber kann so viele Mitarbeiter nicht aufnehmen. Das können wir immer nur übergangsweise machen. Für eine Aufnahme von unserer Seite ist es sehr schwierig, da wir Drittmittel-finanziert sind. Aber wir wollen da unseren Beitrag leisten für die Integration.”
Bei jedem Ausbildungsweg stehen den Geflüchteten immer Paten aus dem Institut zur Seite, sagt Christoph Leyens. Die helfen nicht nur bei beruflichen Fragen, sagt der Institutsleiter:
"Wenn es darum geht, jemanden zu einem Behördengang zu begleiten oder zum Arzt. Das kann man nicht verordnen. Das geht nur durch das freiwillige Engagement der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.”
Mit Gegenwind haben die Projektleiter vor allem bei den Dresdnern selbst gerechnet. Vor allem von Pegida, meint Leyens.
"Das haben wir durchaus erwartet. Wir haben in der öffentlichen Wahrnehmung das Thema positiv platzieren können. Wir bekommen keine Berichte von Flüchtlingen, die sich bedroht fühlen. Natürlich, wenn man zu den einschlägigen Veranstaltungen geht, dann schwappt einem eine gewisse Abneigung entgegen. Das ist in der Tat so."
Noch zu wenig Teilnehmer
Doch nicht Proteste oder Widerstand sind die Probleme, mit denen das Fraunhofer-Projekt "Integration” zu kämpfen hat. Sondern - mit geringen Teilnehmerzahlen:
"Es ist für uns sehr, sehr schwer, an interessierte Personen heranzukommen. Wir kontaktieren die Arbeitsagentur, wo ja auch die entsprechende Qualifikation hinterlegt ist. Trotzdem ist der Zulauf derjenigen Personen, die für uns in Frage kommen, aus unserer Sicht geringer, als er sein könnte.”
Bis jetzt wurden in Sachsen mit dem Projekt insgesamt 21 Praktika vermittelt. Sechs Geflüchtete haben danach befristete Jahresverträge bekommen. Angesetzt ist das Projekt erst einmal bis 2018. Dann läuft die Förderung des sächsischen Freistaates erst einmal aus, wie es dann weitergeht – bislang unklar.
Anmerkung der Redaktion: In Vorspann und Überschrift des Beitrags wurden redaktionelle Änderungen vorgenommen.