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Flüchtlinge
Sigmar Gabriel und Til Schweiger ernten Spott

Da haben sich zwei gefunden. Führen selbstbewusst Regie, reden Tacheles, geraten auch mal in Rage. Gegen rechte Hetze und für Flüchtlinge bündeln der Schauspieler Til Schweiger und SPD-Chef Sigmar Gabriel ihre Energie. Doch das Promi-Duo erntete viel Spott und Häme. Am Abend dann platzte Schweiger der Kragen.

    Til Schweiger und Sigmar Gabriel
    Til Schweiger und Sigmar Gabriel (AFP / Gerard Julien / Atta Kenare.)
    Im Weinglas vor Sigmar Gabriel: nur Wasser. Til Schweiger wirkt abgekämpft in seinem grauen T-Shirt - Glamourfaktor null. Beide schauen skeptisch. "Ernste Gesichter zu einem ernsten Thema", hieß es auf der Facebook-Seite des SPD-Chefs zu einem Foto, das ihn in einem Berliner Club neben dem Filmstar zeigt: "Wir haben Planungen für Flüchtlinge und gegen rechtsradikale Hetze besprochen. Es war ein sehr intensives und gutes Gespräch."
    Dass beide irgendwie zusammenkommen sollten, war schon früher absehbar: Ende Juli war auf Schweigers Facebook-Seite zu lesen: "Bäm!!! Der Vizekanzler hat sich gemeldet! Und er hat sich eine halbe Stunde an seinem Feierabend meinen Frust angehört...." Gabriel, dem einst unter dem Spitznamen "Siggi Pop" eine Affinität zum Showgeschäft nachgesagt wurde, äußerte sich lobend via "Bild"-Zeitung: "Til Schweiger setzt Zeichen. Und gibt in den sozialen Medien vielen eine Stimme, die sich Sorgen machen über Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache. Auf seine Art und mit seinen Worten. Deutlich und für jedermann verständlich."
    Man habe "am Telefon einen Anfang gemacht und verabredet, das Gespräch fortzusetzen. Auch um gemeinsame Wege zu finden, etwas gegen Fremdenhass und Gewalt zu tun." Dies ist nun offensichtlich am Freitag geschehen. Es wird dabei nicht nur um Schweigers Auftritt gegen Neonazi-Umtriebe und anonyme Anfeindungen im Netz ("Verpisst Euch von meiner Seite, empathieloses Pack!") gegangen sein. Sondern auch um sein neues Hilfsprojekt: ein "Vorzeige-Flüchtlingsheim" in Osterode am Harz - ganz in der Nähe von Gabriels Geburtsort Goslar.
    Beide waren laut "Bild"-Politikchef Bela Anda schon durch die SPD-Mitgliedschaft von Schweigers Vater politisch verbandelt - jetzt also auch im Kampf gegen Rechts? Erwartungsgemäß feiern nicht alle das Promi-Duo.
    Die NDR-Satire-Sendung Extra3 postete auf Twitter folgendes Spottbild:
    Die Autorin Hatice Akyün kommentiert das Foto auf Facebook mit den Worten: "Ein Schauspieler und Til Schweiger."
    Gabriel bekam auch Ärger in der eigenen Partei. Der Vorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt, Aziz Bozkurt, bemängelt im "Spiegel", die Vorschläge der SPD-Spitze wirkten leider kopflos. Adressat dieser Kritik: der Parteichef. Top-Sozialdemokraten wie Ralf Stegner und Aydan Özoguz sahen sich prompt genötigt, Gabriel zur Hilfe zu eilen.
    Der politische Gegner hielt Gabriel vor, dass er sich Anfang des Jahres mit Pegida-Sympathisanten zusammengesetzt hatte - zum Beispiel der Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke, Niema Movassat:
    Aber auch dem Komödien-Regisseur Til Schweiger nehmen nicht alle sein Polit-Engagement ab, viele halten ihn zuvorderst für einen Selbstdarsteller. Und das Migrations-Bundesamt mischt sich ein, indem es Schweiger vor Alleingängen in Osterode warnt: "Eine Unterkunft hinsetzen und dann läuft es - ganz so einfach ist es dann doch nicht", sagt Behördenchef Manfred Schmidt über das Projekt Flüchtlingsheim.
    Doch Sonntagabend platzte Til Schweiger der Kragen. Auf Facebook keilt er mit scharfen Worten zurück: "....ihr seid so arm... Und dumm.. Aber ich scheiss auf euch und zieh mein Ding durch Ausserdem: Sigmar Gabriel ist ein gerader Mann! Respekt", schrieb er.
    Ein gab allerdings auch Zustimmung im Netz: Der Twitter Nutzer mit Namen "Pascal" - deutete darauf hin, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) seiner Meinung nach im Gegensatz zu Gabriel gar nichts in Sachen Flüchtlingspolitik unternehme: