Der TSV Tröglitz hat sofort nachdem bekannt wurde, dass Flüchtlinge in die Gemeinde in Sachsen-Anhalt kommen sollen, seine Bereitschaft formuliert, dass man die Flüchtlinge gerne im Verein begrüßen würde. Aus der Ankündigung ist nun Wirklichkeit geworden, denn seit August ist der erste Flüchtling mit beim Training.
Training auf einem holprigen Rasenplatz beim TSV Tröglitz im südlichen Burgenlandkreis. Erst am vergangenen Samstag hat man in der Kreisliga im benachbarten Peißen mit 7:2 eindrucksvoll gewonnen. Und das könnte noch besser werden, denn Anfang August hat man Verstärkung bekommen: einen 30-jährigen afghanischen Flüchtling.
"Technisch gut",
sagt Jörg Heinold. Er ist Sektionsleiter Fußball beim TSV. Noch sei der afghanische Flüchtling – dessen Name nicht genannt werden soll - zwar nur Ersatz, ergänzt Heinold. Doch bald könnte der Neubürger durchaus eine passable Verstärkung sein, schätzt Heinold.
"Der könnte auch mehr in der ersten Mannschaft mitspielen. Aber man kann ihm keine taktischen Anweisungen geben. Das ist eben das Schwierige. Aber, das wird sich, denke ich, über die Zeit verbessern."
Sprache verbindet
Weil der afghanische Neuzugang weder Deutsch noch Englisch kann. Weshalb die Kommunikation, auch für uns Reporter relativ kompliziert ist. Lediglich mit Händen und Füßen kann man sich verständigen. Und mittels einer Übersetzungs-App, verrät Mittelstürmer Heinold.
"Hier merkt man auch ganz deutlich, dass Sprache der Schlüssel zur Integration ist. Was den Fußball hier ja auch ausmacht, ist ja auch so ein bisschen das Gesellige. Das davor, das danach. Und das fällt so ein bisschen für ihn weg. Er wird nicht ausgeschlossen. Aber wenn man sich nicht unterhalten kann, ist es für ihn und uns schwierig. Sag ich mal so."
Die Mitspieler sind überrascht, dass nun wieder Reporter nach Tröglitz kommen und fragen, wie es ist, zusammen mit Flüchtlingen zu spielen. Die Hautfarbe, die Herkunft der Spieler – so hört man es fast gebetsmühlenartig – sei ihnen völlig egal.
"Ich hab vorher in Grana schon zusammen mit einem Schwarzen gespielt. Ist irgendwann normal",
sagt ein groß gewachsener Schlacks, der Torwart. Seinen Namen will er aber lieber nicht nennen. Andere Spieler wollen sich erst gar nicht äußern, in Tröglitz ist man doch eher etwas medienscheu. Nicht Sektionsleiter Jörg Heinold. 1,85, durchtrainiert, Mittelstürmer. Selbst nennt er sich weltoffen, weil er viel im Ausland unterwegs ist, wie er sagt. Wichtig ist ihm, betont er, das andere Gesicht, ein anderes Bild von Tröglitz der Öffentlichkeit zu zeigen.
"Das Geld ist zweitrangig"
500 Euro hat der TSV Tröglitz bereits für das Engagement als Unterstützung von der DFB-Stiftung Egidius Braun aus Frankfurt/Main bekommen.
"Das Geld ist ja zweitrangig und spielt keine Rolle. Die Flüchtlinge sollen herkommen, sollen sich integrieren. Dann auch bei uns, das bei unseren Mitgliedern dadurch irgendwelche Vorurteile mit abgebaut werden sollen. Ja und dann gucken wir einfach mal."
Der Vereinsvorsitzende Tobias Neupert des 270 Mitglieder zählenden Vereins TSV Tröglitz nennt das Ganze etwas hochtrabend, eine vertrauensbildende Maßnahme. Und man wolle nicht über, sondern mit den Flüchtlingen reden, sagt Neupert fast etwas pathetisch.
"Ja, dass auch viele mal einen Eindruck bekommen, was die Leute in ihrer Heimat zu kämpfen haben, wo die herkommen, was sie bewegt."
Kicken verbindet: Ein Poesie-Album-Spruch, der auf keiner Sonntagsrede fehlen darf, beim TSV Tröglitz soll er anscheinend Wirklichkeit werden.
Im Dorf selbst, das im Frühjahr wegen eines Brandanschlags auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft weltweit für Aufsehen gesorgt hat, schaut man skeptisch auf das Projekt. Viele winken ab, andere schimpfen.
Es gibt aber auch Stimmen, die sich darüber freuen, dass es Nachbarn gibt, die in Tröglitz den Flüchtlingen die Hand reichen. Ohne es groß an die Glocke zu hängen.
"Es ist doch schlimm, dass solche Stimmung gegen die Ausländer gemacht wird. Das sind doch Menschen. Für mich. Ich meine, ich bin selbst ausgesiedelt worden, ich weiß wie das ist."
Positive Nebeneffekte
Jetzt wartet man auf weitere Flüchtlinge. Denn: Ein afghanischer Flüchtling sei zu wenig, beim TSV Tröglitz - früher Chemie Tröglitz - will man mehr. Und wenn sie dann Tricks wie Übersteiger oder Fallrückzieher beherrschen, wäre doch toll, sagt der Vereinsvorsitzende Tobias Neupert. Gerade erst sei man in die Kreisliga aufgestiegen, aber das solle noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein, ergänzt Neupert noch und lacht.
"Natürlich! Man hat es bei anderen Vereinen gesehen, wie in Grana. Die haben jetzt drei oder vier Leute – da ist ja gleich das Asylantenheim in Zeitz daneben. Und die haben gleich auch mittrainiert. Und wie ich weiß, spielen da jetzt auch zwei, drei Leute in der ersten Mannschaft. Fördert natürlich den Kader nach oben."