Allein am Donnerstag sollen 8.500 Menschen über die serbisch-kroatische Grenze ins Land gekommen sein. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Kroatien wird verstärkt als Transitland genutzt, seit die ungarische Polizei vor zehn Tagen den Grenzzaun zu Serbien geschlossen hat und dort gewaltsam gegen Flüchtlinge vorgegangen ist. Auch an der ungarisch-kroatischen Grenze ist der Bau eines Zauns fast abgeschlossen; nahe eines Grenzübergangs zu Slowenien wurden Stacheldrahtsperren errichtet. Für den Bau weiterer Zäune hat Ungarn die Finanzmittel verdoppelt. Die Regierung bewilligte der Armee und der Polizei weitere fast 35 Milliarden Forint (etwa 110 Millionen Euro). Die entsprechende Verordnung wurde am Donnerstagabend im ungarischen Gesetzblatt veröffentlicht. Bereits im Laufe des Sommers hatte der Staat für diese Zwecke rund 30 Milliarden Forint bereitgestellt.
Armee soll ungarische Grenzzäune sichern
Der ungarische Regierungssprecher Zoltan Kovacs sagte am Freitag im staatlichen Rundfunk, Ungarn wolle damit nicht die Grenze schließen, sondern die Grenze der Europäischen Union schützen. Die Möglichkeit, legal einzureisen, bleibe bestehen. Weiter hieß es, die Zäune seien aufgestellt worden, um Umwege von Flüchtlingen zu blockieren, die versuchten, die Grenzzäune zu Serbien und Kroatien zu umgehen, weil sie nach Deutschland und in andere Länder in Westeuropa weiterreisen wollten, sagte Kovacs. Demnächst sollen auch tausende Soldaten zur Verstärkung des Grenzschutzes abkommandiert werden. Die Armee werde mindestens 4300 Soldaten zur Verstärkung des Grenzschutzes einsetzen, sagte Generalstabschef Tibor Benkö am Abend im ungarischen Fernsehen.
Treffen von Orban und Faymann
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban will am Freitag mit dem österreichischen Kanzler Werner Faymann über Lösungen für das Flüchtlingsdrama sprechen. Der Sozialdemokrat Faymann hatte das Vorgehen Orbans zuletzt immer wieder scharf verurteilt. Nach Angaben der ungarischen Regierung wird Orban in Wien auch jeweils separat Österreichs Vizekanzler Reinhold Mitterlehner sowie den FPÖ-Vorsitzenden Heinz-Christian Strache treffen. Zum Abschluss wolle Orban in der ungarischen Botschaft eine Pressekonferenz abhalten.
Weiter Tausende Flüchtlinge auf dem Weg
In Ungarn erklärte die Polizei am Freitag, dass am Vortag gut 8100 Schutzsuchende angekommen seien. Am Mittwoch hatten die ungarischen Behörden mit mehr als 10.000 Ankommenden einen neuen Rekord verzeichnet. Die allermeisten Menschen reisen von Kroatien nach Ungarn ein, nachdem Budapest Mitte des Monats seine Grenze zu Serbien dichtgemacht hatte. In Kroatien kamen allein am Donnerstag 8500 Flüchtlinge an. Nach Angaben der Polizei trafen seit Mitternacht bis zum frühen Freitagmorgen rund 4500 Menschen über Ungarn kommend in Österreich ein. Am Donnerstag hatten 7500 Flüchtlinge die Grenze überquert. Die meisten Menschen wollen nach Deutschland weiterreisen.
(cc/tj)