"New York, Rio, Rosenheim − Die Welt ist groß genug." Gegen Fremdenfeindlichkeit und Islamhass sangen heute Abend in München nicht nur die Sportfreunde Stiller an. Rund 12.000 Teilnehmer, darunter Vertreter der christlichen, griechischen und muslimischen Gemeinden Münchens, Gewerkschaften, Sozialverbände sowie Antifa-Gruppierungen demonstrierten friedlich drei Stunden unter dem Motto "Platz da! – Flüchtlinge sind hier willkommen" vor der Bayerischen Staatsoper.
Überraschung für die Münchner und auch Organisatoren: Die Europa-Hymne, angestimmt von Sängern und Orchestermitgliedern der Staatsoper.
Demonstrant: "Ich meine, ich bin bestimmt seit 30 Jahren nicht mehr auf der Straße gewesen, um für oder gegen etwas zu demonstrieren, aber ich denke, jetzt wird es mal Zeit. Das ist unsäglich, was da im Moment passiert in Deutschland."
Demonstrantin: "Man sollte einfach den anderen auch nicht den Platz lassen, sondern zeigen, dass genauso viele für die Fremden bei uns sind. Dass also diese Panikmache und dieser Fremdenhass, dass man nicht dafür ist. Und ich hoffe, dass es noch genauso viele werden wie in Dresden!"
Demonstrant: "Nein, das ist doch ganz klar, dass man was tun muss gegen diese Idioten, die da so rechtslastig daherkommen. Die ganze Bevölkerung, man muss da einfach was machen, man muss dabei sein, und das ist halt eine gute Gelegenheit."
Weihnachtslieder gegen den Islam: Wie eklig ist das denn?
Gegen Pegida, Rassismus und Hetze hatten die Organisatoren um den Münchner Kulturmacher Till Hofmann von der Lach- und Schiessgesellschaft aufgerufen. Dass es mehr als die angepeilten 500 Teilnehmer werden würden, war nicht abzusehen, so Mitorganisator Alex Rühle:
"Wir sind völlig überwältigt, wirklich, damit hätten wir nie gerechnet. Wir waren zu fünft am Dienstag und haben gesagt: Man muss irgendwas machen, das geht nicht so, jetzt singen die schon Weihnachtslieder gegen die Islamisierung. Wie eklig ist das denn? Und wir dachten, wir machen da eine kleine Demo mit 500 Leuten. Also das ist immer wieder Gänsehaut."
Ob Münchner Kammerspiele, das Residenztheater, das Volkstheater oder gleich mit auf der Bühne Konstantin Wecker – viel Prominenz zeigte Flagge. Das Residenztheater gleich wörtlich mit einem riesigen Banner vor der Fassade: "Regida – Residenztheater gegen Idiotisierung des Abendlandes".
Ganz im Sinne von Konstantin Wecker: "Für mich ist das nicht in erster Linie eine Demonstration gegen Pegida, sondern es ist eine Demonstration für Flüchtlinge und all jene, die von einem neuen Rassismus bedroht sind."
Parallel dazu hatten sich Pegida-Anhänger am Promenadeplatz an einem Infostand versammelt. Rund 20 Menschen zählte die Polizei. Noch während vor der Staatsoper die Musik weiterging, wurde der Infostand nach einer Stunde wieder geräumt.
München hat sich erfolgreich gewehrt – Fortsetzung nicht ausgeschlossen, so die Organisatoren.