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Flüchtlinge
Wo die KfW Hilfe leistet

Um die klammen Städte beim Bau von Flüchtlingsunterkünften zu unterstützen, hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein Kreditprogramm für deutsche Kommunen aufgelegt - erst mal für null Prozent Zinsen. Doch auch in den Herkunftsländern der Flüchtlinge und deren Nachbarregionen leistet die KfW Hilfe und versucht, Abwanderungsursachen zu bekämpfen.

Von Michael Braun |
    Syrische Kinder in Flüchtlingslager Saatari in Jordanien.
    In Jordanien hilft die KfW dabei, die Wasserversorgung für Hunderttausende Flüchtlinge zu verbessern. (picture alliance / Lehtikuva / Heikki Saukkomaa)
    Ein paar Tage nur, dann war das Geld schon fast weg. Die KfW hat ein Kreditprogramm für deutsche Kommunen aufgelegt. Es gibt bis zu 30 Jahre lang einen Kredit, erst mal für null Prozent Zins, wenn dafür Flüchtlingsunterkünfte gebaut werden. Die Bank berichtet von starker Nachfrage der oft klammen Städte.
    Gleichwohl hat die Staatsbank davon abgesehen, auch privaten Bauherren billiges Geld für Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung zu stellen. Es gibt offenbar schlechte Erfahrungen. Detlev Kalischer, Leiter des Bereichs Kommunalbank bei der KfW:
    "Wir haben uns sehr bewusst dagegen entschieden, weil die Ausnutzung von Notsituationen der Kommunen für den ein oder anderen durchaus ein vermeintlich oder tatsächlich lohnendes Geschäftsmodell werden könnte, solche Unterkünfte im Schnellverfahren zu errichten und dann zu überzogenen Preisen an Kommunen zu vermieten unter Ausnutzung von deren Notsituation."
    40 Prozent der Kreditsumme geht an Großstädte
    Bei ganz großer finanzieller Not, wenn die Kommunalaufsicht einer Gemeinde also jede weitere Kreditaufnahme untersagt hat, verweigert auch die KfW ihren Null-Prozent-Kredit. Dies in der Annahme, dass diesen darbenden Städten auch keine Flüchtlinge zugewiesen werden.
    Bisher kamen 13 Prozent aller Kreditanträge aus großen Städten. Ihnen wurden 40 Prozent der Kreditsumme zugesagt. Große Städte haben halt mehr Bedarf. Denn dort kommen die meisten Flüchtlinge an, da wollten sie aller Erfahrung nach auch später hin oder bleiben, weiß Kalischer:
    "Die größeren Städte müssen logischerweise auch mehr schultern. Denn sobald die Flüchtlinge nachher räumliche Freizügigkeit genießen, werden sie sich in den Ballungszentren, insbesondere Berlin, Hamburg, im Ruhrgebiet und auch in München, im Zweifel sammeln. Und insofern haben diese Städte auch einen extrem hohen Bedarf."
    Wasser für Jordanien und Fernwärme für Serbien
    Die Bank kümmert sich auch verstärkt um die Länder, aus denen die Flüchtlinge kommen, und um die Lage in den Nachbarregionen der Krisenherde. Denn dort landet der große Strom der Binnenflüchtlinge. Nur ein Bruchteil wandert etwa nach Europa aus.
    Nach Jordanien zum Beispiel sind offiziell 700.000 Syrer geflohen. Fachleute gehen eher von 1,2 Millionen aus. Die Wasserarmut des Landes wirkt deshalb umso bedrängender. Hier sieht akute Hilfe anders aus. Wolfgang Reuß, der Nahost-Experte der KfW:
    "Deswegen haben wir in den umliegenden Gemeinden in Nordjordanien die Wasserversorgung massiv verstärkt, bestehende Brunnen rehabilitiert, neue Brunnen gebohrt, um diese Menschen erst mal überhaupt mit Wasser versorgen zu können. Größenordnung: etwa 800.000 Menschen."
    Demnächst will sie auch in Ausbildungshilfen investieren, weil in Jordanien viele Schulen täglich im Zwei-Schicht-Betrieb und mit Klassengrößen von 40, 50 Schülern arbeiteten. Auch in Serbien werden Abwanderungsursachen bekämpft, in Pristina etwa mit einem Fernwärmesystem. Jetzt könne auch auf der Babystation des örtlichen Krankenhauses ganzjährig behagliche Wärme bereitgestellt werden. In Deutschland gehört zu den nächsten Schritten, Arbeitgeber zu motivieren, Flüchtlinge einzustellen.