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Flüchtlingsberichterstattung
Nicht ganz ausgewogen, aber richtig

Große deutsche Nachrichtenmedien haben insgesamt angemessen über die so genannte "Flüchtlingskrise" berichtet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Uni Mainz. Nach der Kölner Silvesternacht habe sich die Berichterstattung aber massiv verändert, sagte Studienleiter Marcus Maurer im Dlf.

Marcus Maurer im Gespräch mit Christoph Sterz |
    Ein Plakat mit der Aufschrift "Welcome to Munich" am Münchner Hauptbahnhof
    Als Münchener Bürger Flüchtlinge 2015 am Hauptbahnhof willkommen hießen, berichteten auch viele Auslandsmedien darüber. (picture alliance / dpa / Nicolas Armer)
    Als Münchener Bürger sich 2015 mit Willkommensschildern am Hauptbahnhof postierten, gingen Bilder davon um die ganze Welt. Die Kritik folgte auf den Fuß: Die Berichterstattung über die gestiegenen Flüchtlingszahlen sei zu positiv, negative Aspekte würden unter den Teppich gekehrt.
    Eine Studie der Uni Mainz widerlegt diese Vorwürfe nun größtenteils: Die Berichterstattung über Flüchtlinge von Mai 2015 bis Januar 2016 sei nicht so unausgewogen gewesen wie behauptet, sagen die Forscher. Für die Untersuchung analysierten sie Artikel aus der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", der "Süddeutschen Zeitung" und der "BILD". Außerdem nahmen sie die Berichterstattung von "Tagesschau", "ZDF heute" und "RTL aktuell" in den Blick.
    Ergebnisse sind nicht eindeutig
    Die sechs untersuchten Leitmedien hätten die relevanten Fakten überwiegend korrekt dargestellt, so die Studie. Dass das Thema Zuwanderung dabei zu gut wegkam, ließe sich nicht belegen.
    Die einzelnen Ergebnisse seien aber sehr unterschiedlich, "je nach dem, was man betrachtet", sagte Studienleiter Marcus Maurer im Dlf. "Flüchtlinge sind sehr lange sehr, sehr positiv dargestellt worden." Nach den Geschehnissen in der Silvesternacht 2015/2016 in Köln sei die Berichterstattung dann umgekehrt sehr negativ ausgefallen. Die "BILD" sei die einzige Zeitung gewesen, die gleichermaßen positive wie negative Berichte über Flüchtlinge gebracht habe. Bei allen anderen untersuchten Medien habe die positive Darstellung überwogen.
    Nur die "Tagesschau" zeigte vor allem Frauen und Kinder
    Beim abstrakten Thema Migration sehe die Sache anders aus: Die Zuwanderung sei in den Medien überwiegend als Gefahr dargestellt worden und nicht als Chance. Bei diesem Thema habe die "BILD"-Zeitung am wenigsten ausgewogen berichtet.
    Falsch ist der Studie zufolge der Vorwurf, dass die untersuchten Medien Flüchtlinge überproportional häufig als Frauen und Kinder dargestellt hätten. Eine Ausnahme bildet lediglich die "Tagesschau" der ARD. Deren Texte hätten nicht widergespiegelt, dass vor allem Männer gekommen seien, so die Studie.