Archiv

Flüchtlingsdebatte
Bürgerversammlung in Freital entgleist

Bei einer Bürgerversammlung zum Thema Flüchtlinge im sächsischen Freital ist es zu Tumulten gekommen. Asylgegner buhten Redner aus und schrien Befürworter nieder. Zeitgleich hatten in Leipzig jeweils rund 800 Anhänger und Gegner der Pegida- und Legida-Bewegungen demonstriert.

    Diskussionsteilnehmer stehen am 6. Juli 2015 vor dem Kulturhaus Freital in Sachsen bei Dresden in einer Schlange und warten auf den Beginn der Veranstaltung.
    Großer Andrang vor dem Eingang zum Veranstaltungssaal der Bürgerversammlung im sächsischen Freital zum Thema Flüchtlingsunterkunft. (picture alliance / dpa / Oliver Killig)
    Der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) hatte zu der Bürgerversammlung in Freital eingeladen. In der Stadt hatte es in den vergangenen zwei Wochen mehrfach aggressive Proteste vor einer Flüchtlingsunterkunft gegeben. Die Diskussion eskalierte, Teilnehmer wurden von Asyl-Gegnern niedergebrüllt, wie Deutschlandfunk-Korrespondentin Nadine Lindner berichtet.
    Rund 400 Menschen seien im Kulturhaus gewesen, 50 von ihnen hätten mit ihrem Verhalten jede Diskussion unmöglich gemacht. "Wer Partei für Flüchtlinge ergriff, wurde lautstark unterbrochen", sagt Lindner. Sie habe den Eindruck gehabt, dass es kurz vor einem Handgemenge stand. Vor dem Kulturhaus protestierten zudem zahlreiche Menschen, die wegen Überfüllung des Saales nicht eingelassen wurden.
    800 Demonstration für und gegen Pegida
    Zeitgleich demonstrierten in Leipzig rund 800 Anhänger der islam- und asylkritschen Pegida und Legida-Bewegungen. Etwa gleichviele Menschen protestierten nach Polizeiangaben gegen den Aufmarsch. Trotz verbaler Attacken auf beiden Seiten verliefen die Demonstrationen weitgehend friedlich. Allerdings bewarfen Gegner den Pegida-Zug mit Gemüse. Der Chef der Bewegung, Lutz Bachmann, wurde laut Polizei mit roter Flüssigkeit bespritzt und am Auge verletzt.
    Bachmann kündigte während der Demonstration an, dass sein Bündnis künftig bei Landtagswahlen antreten will. Man werde bei den im nächsten Jahr in Deutschland anstehenden vier Landtagswahlen Kandidaten ins Rennen schicken. Pegida werde dabei aber nicht als Partei, sondern als Bürgerbewegung agieren, zitiert die "Leipziger Volkszeitung" Bachmann weiter. Hauptziel sei, bis zur Bundestagswahl 2017 dann eine eigene Partei zu gründen oder sich einer anzuschließen. Zum ersten Mal will das Bündnis am 16. März an den Landtagswahlen in Baden-Württemberg teilnehmen.
    (hba/cc)