Die "Internationale Organisation für Migration" (IOM) teilte mit, das Boot sei gesunken - und es sei zu fürchten, dass alle Insassen ertrunken seien. Den Berichten zufolge verließ das Flüchtlingsboot Anfang September die ägyptische Hafenstadt Damiette. An Bord waren mehrere hundert Syrer, Palästinenser, Ägypter und Sudanesen.
Unterwegs verlangten Schleuser von den Menschen offenbar, auf kleinere und noch seeuntüchtigere Schiffe umzusteigen. Als die Flüchtlinge sich weigerten, kam es offenbar zu einem Streit. In der Folge rammten die Schleuser das Schiff der Flüchtlinge. Deren Boot kenterte und ging unter.
Die IOM beruft sich auf die Berichte zweier Überlebender - insgesamt sollen nur neun Menschen die Katastrophe überstanden haben. Die IOM - die eng mit der UNO zusammenarbeitet - betonte, wenn die Darstellungen stimmten, handle es sich um einen Massenmord. ARD-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler betont, der Bericht der beiden Überlebenden sei ein Beleg für die Brutalität der Schleuserbanden - und die IOM habe keinen Zweifel an der Authentizität.
Die Marine von Malta schildert das Geschehen etwas anders. Sie teilte etwas vager mit, es seien zwei Boote in eine Kollision verwickelt gewesen, auf beiden Booten hätten sich insgesamt bis zu 400 Menschen befunden.
Frachter rettet fast 400 Menschen
Aber es gab auch gute Nachrichten: Der Frachter, der die beiden Überlebenden aufnahm, rettete laut IOM fast 400 Menschen, die auf einem anderen Schiff unterwegs in Richtung Europa waren. Ihr Boot war ebenfalls vergangene Woche im Mittelmeer gesunken.
Ein weiteres Schiffsunglück ereignete sich vor der libyschen Küste. Vor der Hauptstadt Tripolis kenterte ein Boot mit mehr als 200 Flüchtlingen an Bord. Nur gut ein Zehntel von ihnen konnte gerettet werden.
Nach Angaben der IOM sind in diesem Jahr rund 2.200 Flüchtlinge bei dem Versuch gestorben, das Mittelmeer zu überqueren und Europa zu erreichen. In dieser Zahl sind die jüngsten Katastrophen noch nicht einmal berücksichtigt. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 700 Tote.