Letzter Schultag vor den Ferien: Heute geht es im Unterricht um einen Lückentext zum Thema Weihnachten. In der Klasse hört man viele Sprachen. Die Schüler kommen aus fast zehn verschiedenen Ländern. Klassenlehrerin Bianca Schiller versucht, ihnen Deutsch beizubringen.
"Wie sieht es bei euch aus? Wie hat es geklappt mit der Aufgabe? - Äh, gut, sehr gut. - Was war schwer? Was war einfach? - Das war schwer und das war Normales. - Und wie geht’s? Wie fandest du es? Schwer oder leicht? - Ja, leicht. - Leicht? - Ja, einmal."
Bianca Schiller würde die Kinder gerne noch individueller betreuen. Eigentlich sind für die Integrationsklassen sogar zwei Lehrer vorgesehen. Doch der enge Stellenplan und Krankheitsfälle lassen dies zurzeit nicht zu. Auch die angestrebte Klassengröße von 15 Kindern wird immer weiter überschritten. Zurzeit sind es fast 20, Tendenz weiter steigend. Denn nach den Weihnachtsferien erwartet Schulleiterin Bärbel Themann noch mehr Flüchtlingskinder in ihrer Schule.
"Das sieht im Moment so aus, dass aus Rumänien und Bulgarien mehr Schüler kommen, weil es dort einfach kalt ist und die Lebensumstände, die die Menschen in ihrem Heimatland haben, nicht so angenehm sind, wie es hier ist, auch wenn es hier für viele schrecklich ist."
20 neue Klassen benötigt
In ganz Gelsenkirchen werden wohl im kommenden halben Jahr 20 neue Klassen benötigt. Da stößt die Hauptschule an der Grillostraße allerdings dann auch räumlich an ihre Grenzen. Ansonsten hat die Bezirksregierung gerade zwei neue Lehrkräfte bewilligt. Darüber ist die Schulleiterin glücklich, hofft aber, dass es noch mehr werden.
"Also, Lehrerstellen könnten wir gut noch zehn gebrauchen. Ich weiß, dass das illusorisch ist, weil eben wenig Geld da ist. Je mehr, um so besser."
Die Kinder haben je nachdem, wie lange sie schon in Deutschland leben und wie fleißig sie sind, sehr unterschiedliche Deutschkenntnisse. Für Klassenlehrerin Bianca Schiller bedeutet das eine zeitaufwendige Betreuung jedes einzelnen Kindes. Denn gerade am Anfang ist die Verständigung nicht immer einfach.
"Mit Händen und Füßen und mit Bildern und mit Wörterbüchern auf jeden Fall. Es kommen ja auch immer wieder Kinder aus ganz exotischen Ländern hierhin, wo wir dann gerade keinen da haben, der übersetzen kann. Es sind auch die wenigsten Kinder, die Englisch sprechen. Aber mit viel Bildern kommen wir da auch schon gut weiter."
Kinder, die schon länger hier sind, helfen
Bei weniger exotischen Ländern und Sprachen helfen auch schon mal die Kinder aus, die schon etwas länger in Deutschland leben - so wie Simon, der mit seinen Eltern aus Polen nach Gelsenkirchen gekommen ist und nun die achte Klasse besucht.
"Wenn ich habe frei, dann komme ich einfach her, einfach helfen. Mag ich ein bisschen mit den Kindern arbeiten auch."
Wenn ein polnisches Kind gerade neu in der Klasse ist, kann Simon beim Übersetzen helfen. Die Kinder arbeiten deswegen auch oft in Gruppen und lernen so, was Teamarbeit bedeutet. Dragischa ist vor neun Monaten aus Serbien nach Gelsenkirchen gekommen und er war froh darüber, dass ihm andere Mitschüler schon helfen konnten.
"Die haben mir gezeigt, gesagt was muss ich machen, welche Aufgabe muss ich machen und so."
Die mangelnden Deutschkenntnisse sind aber nicht das einzige Problem, das die Flüchtlingskinder mitbringen. Es fehlt ihnen vor allem auch an Kleidung und Ausstattung, sagt Ilkay Ünül. Sie ist eine der beiden neuen Lehrerinnen an der Grillostraße.
"In der neunten Klasse haben wir Kinder, die sind auch sehr schlecht bekleidet. Ich habe auch Schülerinnen hier, die laufen immer noch mit Sommerkleidung rum. Und sie haben keine ordentlichen Jacken zum Beispiel. Was die Schulmaterialien oder was Schulutensilien anbelangt, auch da sind sie sehr schlecht ausgestattet. Da versuchen wir auch im Kollegium immer was zusammen zu tun und dann wenigstens entsprechend den schulischen Alltag zu bewältigen."