Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, erreichte ein mit mehr als Tausend Flüchtlingen übervoller Zug das ungarische Magyarboly. Zuvor hatten die kroatischen Behörden bereits mit 20 Bussen Flüchtlingen zur ungarischen Grenze gebracht. Auf der ungarischen Seite des Grenzübergangs Beremend warteten bereits Busse der Budapester Verkehrsbetriebe, in die die Flüchtlinge einstiegen, berichtet die ungarische Internetzeitung "24.hu".
Wohin die Menschen gebracht wurden, blieb zunächst unklar. Laut einem ungarischen Polizisten vor Ort steuern die Busse Aufnahmelager nahe der österreichischen Grenze an. Zugleich dementierte das Außenministerium in Budapest entschieden kroatische Medienberichte, wonach die Busse nach Österreich fahren würden.
Den Berichten zufolge war auf ungarischer Seite viel Militär und Polizei präsent. Die Stimmung sei aber nicht angespannt gewesen. Erst vor zwei Tagen war es am ungarisch-serbischen Grenzübergang Röszke zu Ausschreitungen mit Tränengas zwischen ungarischen Sicherheitskräften und Flüchtlingen gekommen.
Milanovic: "Sind überfordert"
Kroatien sieht sich nach den Worten von Ministerpräsident Zoran Milanovic nicht in der Lage, weiterhin Flüchtlinge ins Land zu lassen. Die Behörden könnten die Menschen nicht mehr wie nach EU-Recht vorgesehen registrieren, hatte Milanovic am Freitagmittag erklärt und angekündigt, mn werde sie daher nach Ungarn und Slowenien weiterleiten, da die Migranten ohnehin nach Österreich und Deutschland reisen wollten.
Bisher kamen nach offiziellen Angaben rund 14.000 Menschen über Serbien in Kroatien an. Sieben der acht Grenzübergänge wurden inzwischen geschlossen. Slowenien rechnet laut Innenministerium bis Samstagmittag mit 1.000 Flüchtlingen. Die meisten kämen wohl aus der kroatischen Hauptstadt Zagreb.
Ungarn baut neuen Zaun
Unterdessen begann Ungarn damit, an der Grenze zu Kroatien einen Stacheldrahtzaun zu bauen. Zuvor hatte Budapest den Notstand auf vier Gebiete im Süden ausgeweitet. Die Gebiete grenzen an Kroatien, Slowenien und Österreich. Durch den Notstand sind die Behörden hier nun berechtigt, besondere Maßnahmen gegenüber Flüchtlingen zu ergreifen. Seit Dienstag gilt der Krisenfall bereits für zwei Bezirke an der Grenze zu Serbien. Der dortige Grenzzaun hatte viele Flüchtlinge veranlasst, eine neue Route in Richtung EU zu nehmen.
Bundesregierung kritisiert Ungarn
Die Bundesregierung kritisiert die Schließung der ungarischen Grenzen für Flüchtlinge. Zwar stelle die große Zahl der Flüchtlinge, mit denen sich Ungarn konfrontiert sehe, eine große Herausforderung dar, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Aber Flüchtlinge faktisch an den Grenzen zurückzuweisen, sei kein Beitrag zur nachhaltigen Lösung des Flüchtlingsproblems.
(tön/ach)