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Flüchtlingspolitik
An Schwedens Grenzen wird wieder kontrolliert

Schweden will infolge der Flüchtlingskrise vorübergehend wieder Grenzkontrollen einführen und setzt damit das Schengen-Abkommen außer Kraft. Die Kontrollen sollen zunächst für zehn Tage gelten. Die "Rekordzahl" der Flüchtlinge stelle eine "Gefahr für die öffentliche Ordnung" dar, teilte die Regierung mit.

    Transitflüchtlinge auf ihrem Weg nach Schweden werden am 03.11.2015 auf dem Hauptbahnhof in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) von Mitgliedern der Initiative «Rostock hilft» empfangen und zu Bussen geführt.
    Transitflüchtlinge auf ihrem Weg nach Schweden. (dpa / picture-alliance / Bernd Wüstneck)
    Wegen der großen Zahl an Flüchtlingen müssen Reisende an den schwedischen Grenzen ihre Pässe wieder vorzeigen. Es handele es sich um eine vorübergehende Maßnahme, sagte Innenminister Anders Ygeman. Sie gelte von Donnerstag 12 Uhr an zunächst für zehn Tage. Betroffen sind die Zug- und Autotrassen auf der Öresundbrücke sowie die Fährverbindungen in Südschweden.
    Flüchtlinge erreichen Schweden unter anderem über Deutschland, von wo es mehrere Fährverbindungen in das skandinavische Land gibt. Die Bundesrepublik hat wegen der Krise wieder Kontrollen an der österreichisch-bayerischen Grenze eingeführt.
    80.000 Asylbewerber seit September
    Schweden nimmt wie Deutschland zurzeit verhältnismäßig viele Flüchtlinge auf - seit September sind 80.000 Asylbewerber ins Land gereist - und hat ebenfalls ein vergleichsweise liberales Asylrecht. In der vergangenen Woche hatte Migrationsminister Morgan Johansson gesagt, sein Land könne Flüchtlingen keine Unterkunft mehr garantieren.
    Schweden ist Mitglied des Schengen-Raums, in dem es normalerweise keine Grenzkontrollen mehr gibt. Das kontrollfreie Reisen hat in Skandinavien aber eine längere Tradition als im Rest Europas: Die nordischen Staaten verständigten sich darauf bereits in den Fünfzigerjahren.
    (tzi/rb)