"Einerseits finde ich es wunderbar, wie Deutschland augenblicklich - im Unterschied zum Anfang der 90er-Jahre - mit diesen vielen Flüchtlingen umgeht, auch diese Hilfsbereitschaft", sagte die Publizistin Helga Hirsch, die unter anderem Autorin des Buches "Schweres Gepäck. Flucht und Vertreibung als Lebensthema" ist.
Andererseits sei es nicht nur ein aktueller Notfall, der in einem Monat vorbei sei. Es sei mit einer weiteren Steigerung der Flüchtlingszahlen in den kommenden Jahren zu rechnen. "Das heißt, wir müssten etwas längerfristig grundsätzlicher diskutieren: Wie viele Flüchtlinge halten wir aus, ohne dass wir mit mehr Widerspruch im Land zu rechnen haben?"
Je näher ein Einwanderer oder ein Flüchtling dem jeweiligen Land kulturell oder religiös stehe, umso einfacher sei die Integration, sagte Hirsch. Auch dürfe man die Augen nicht vor jenen Konflikten verschließen, die ein erhöhtes Flüchtlingsaufkommen mit sich bringe. Hirsch: "Wir haben einen Antisemitismus, der durch die Muslime kommt. Das haben wir lange Zeit nicht sehen wollen."
Hirsch kritisierte, dass die Diskussion darüber, welchen wirtschaftlichen Nutzen bestimmte Einwanderer mitbrächten oder auch nicht, hierzulande derzeit nicht geführt werden dürfe. Langfristig drohe der Widerspruch zwischen "unserem humanitärem Anspruch und unseren Interessen" zu einem "wirklichen Konflikt" zu werden.
Das Interview mit Helga Hirsch steht Ihnen sechs Monate zum Nachhören zur Verfügung.