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Flüchtlingsschiff
Streit über "Aquarius" entzweit EU

Italien setzt zwei Wochen vor einem EU-Treffen auf Konfrontation in der Flüchtlingspolitik: In Rom wird mehr europäische Solidarität und eine Verteilung der Lasten angemahnt. Nebeneffekt: Das Rettungsschiff "Aquarius" leitete man weit weg aus dem Einsatzgebiet vor der Küste Nordafrikas.

Von Jan-Christoph Kitzler |
    Flüchtlinge stehen an der Reeling des Schiffs Aquarius der Organisation SOS Mediterranee
    Flüchtlinge stehen an der Reeling des Schiffs Aquarius der Organisation SOS Mediterranee (imago / Pacific Press Agency)
    Die meisten der 629 Migranten an Bord der Aquarius werden zur Stunde auf zwei Schiffe der italienischen Küstenwache gebracht - dann machen sich die insgesamt drei Schiffe auf den Weg in den spanischen Hafen von Valencia. Die Überfahrt wird etwa drei Tage dauern und ist nötig, weil weder Italien noch Malta ihre Häfen für die Anlandung der Migranten geöffnet haben.
    Ziel der neuen italienischen Regierung ist es offenbar, Europa durch Eskalation wach zu rütteln. In Rom wird mehr europäische Solidarität und eine Verteilung der Lasten angemahnt. Quasi als Nebeneffekt leitet man die Aquarius weit weg aus dem Einsatzgebiet vor der Küste Nordafrikas.
    30.000 Menschen in den letzten Monaten gerettet
    Mit ihrem Schiff hatten die Organisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée dort in den letzten Monaten rund 30.000 Menschen in Sicherheit gebracht.
    Auch heute zeigt sich wieder, dass der Einsatz notwendig ist: Die Seawatch, das Schiff einer deutschen Rettungsorganisation, wurde zu einem gekenterten Boot 20 Meilen vor der libyschen Küste beordert. Dort konnten offenbar 49 Menschen gerettet - und zwölf Menschen nur noch tot geborgen werden.
    Die Zahl der Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa kommen ist schon seit letztem Sommer stark rückläufig. Seit Jahresbeginn kamen rund 33.000 und damit nur ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr.